R. i. P. Craig Thomas

April 14, 2011

R. i. P. Craig Thomas (24. November 1942, Cardiff – 4. April 2011, Somerset)

Für mich war der Engländer Craig Thomas, der Erfinder des Techno-Thrillers, ein sehr wichtiger Autor. Zum ersten Mal begegnete ich ihm als Ideenlieferant für den Clint-Eastwood-Film „Firefox“. Mein erster Clint-Eastwood-Film, aber nicht der letzte. Danach las, nein, verschlang ich die Vorlage, einem, so mein damaliges Gefühl, spannender Thriller über einen Amerikaner, der den Russen ein Superduperflugzeug mopsen soll, und Craig Thomas wanderte auf meine Zu-lesen-Liste. Er gehörte auch zu den ersten Autoren, die ich im Original las, weil der Heyne Verlag nicht schnell genug die Übersetzungen lieferte und einige Bücher, wie sein Debüt „Rat Trap“, überhaupt nicht übersetzte.

Rat Trap“ ist ein 250-seitiger Thriller über eine Flugzeugentführung. Das war damals – der Roman erschien 1976 – ein großes Thema und der britische SIS-Geheimdienstchef Kenneth Aubrey, der in fast allen Romanen von Craig Thomas eine wichtige Rolle hatte, musste sich hier noch mit einem Cameo-Auftritt begnügen.. Die späteren Romane von Craig Thomas waren dann länger. So um die vier- bis fünfhundert Seiten.

Die direkt an „Firefox“ anschließende Fortsetzung „Firefox Down“ verschlang ich in wenigen Tagen.

Craig Thomas war auch der erste Autor, von dem ich mit meinem schmalen Taschengeld ein Hardcover im Original kaufte. „The Bear’s Tears“ hieß das Werk – und ich erinnere mich an keine einzige Zeile mehr.

Irgendwann in den frühen Neunzigern verlor ich das Interesse an den dicken Geheimdienstschinken des ehemaligen Lehrers. Nach dem Ende des Kalten Krieges hatte er, wie alle Spionageromanschriftsteller, sein großes Thema, den Kampf zwischen Ost und West, verloren. Es wurde sogar gefragt, ob es jetzt, am „Ende der Geschichte“, überhaupt noch Geheimdienste geben müsse. Naja, die Frage wurde schnell und schon lange vor 9/11 beantwortet.

Craig Thomas schrieb weiter. 1998 veröffentlichte er mit „Slipping into Shadow“ seinen letzten Roman. Warum er danach aufhörte zu schreiben, weiß ich nicht.

Was Craig Thomas schreibt, ist Kolportage, allerdings in Vollendung. Er nistet sich in den Lücken der Zeitgeschichte ein und spekuliert munter drauflos.“ (Rudi Kost/Thomas Klingenmaier: Steckbriefe, rororo 1995)

Gleichzeitig war er (lange vor Tom Clancy) der erste, der in seinen Agentenschmökern die Geschichte mit Unmengen an technischen Details über mehr oder weniger fantastischen militärischen Waffensystemen aufpeppte. Das Publikum, wie die Millionenauflagen zeigten, liebte ihn dafür.

Unter Thriller-Fans wird er deshalb als Erfinder des Techno-Thrillers und der Vorlage für einen Clint-Eastwood-Film in Erinnerung bleiben.

Craig Thomas starb am 4. April 2011 an einer Pneumonie, die die Folge eines kurzen Kampfes gegen eine akute myeloische Leukämie war.

Nachrufe gibt es im Guardian, Express & Star, Wales Online, BBC,  und in der Bear Alley (Steve Holland – mit vielen Covers) .

Weitere Informationen gibt es bei Wikipedia (deutsch, englisch) und einer umfangreichen englischen Fanseite. Es gab auch mal eine deutsche Fanseite. Aber die finde ich im Moment nicht.


TV-Tipp für den 15. April: James Bond: Stirb an einem anderen Tag

April 14, 2011

Pro 7, 20.15

James Bond: Stirb an einem anderen Tag (USA/GB 2002, R.: Lee Tamahori)

Drehbuch: Neal Purvis, Robert Wade

LV: Charakter von Ian Fleming

Buch zum Film: Raymond Benson: Die Another Day, 2002

Nachdem James Bond kurzzeitig von M gefeuert wird, darf er wieder die Welt retten. Aktuelle Schauplätze sind Nordkorea, Hongkong, Kuba, London und Island.

Vierter und letzter Bond-Film mit Pierce Brosnan, der sich nicht sonderlich von den vorherigen unterscheidet: kurzweiliges Popcornkino für die ganze Familie.

Mit Pierce Brosnan, Halle Berry, Rick Yune, Judi Dench, John Cleese, Toby Stephens, Michael Madsen, Rosamund Pike, Michael G. Wilson, Madonna

Wiederholung: Samstag, 16. April, 23.00 Uhr

Hinweise

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

James Bond in der Kriminalakte


ITW nominiert beste Thriller 2011

April 14, 2011

Die amerikanische Autorenvereinigung International Thriller Writers (ITW) hat die Nominierungsliste für ihren diesjährigen Thriller Award veröffentlicht:

Best Hard Cover Novel

Michael Connelly: The Reversal (Little Brown)

Jeffery Deaver: Edge (Simon & Schuster)

Brian Freeman: The Burying Place (Minatour)

Mo Hayder: Skin (Grove)

John Sandford: Bad Blood (Putnam)

Best Paperback Original

Robert Gregory Browne: Down Among The Dead Men (St. Martin’s)

Max Allan Collins/Matthew Clemens: You Can’t Stop Me (Pinnacle)

J.T. Ellison: The Cold Room (Mira)

Shane Gericke: Torn Apart (Pinnacle)

John Trace: The Venice Conspiracy (Hachette Digital)

Best First Novel

Carla Buckley: The Things That Keep Us Here (Random House)

Paul Doiron: The Poacher’s Son (Minatour)

Reece Hirsch: The Insider (Berkley)

Thomas Kaufman: Dring The Tea (Minatour)

Chevy Stevens: Still Missing (St. Martin’s)

Best Short Story

Mike Carey: Second Wind (in „The New Dead“, St. Martin’s)

Michael Connelly: Blue on Black (Strand Magazine)

Richard Helms: The God for Vengeance Cry (Dell Magazine)

Harley Jane Kozak: Madeeda (Crimes By Midnight)

Nicolas Kaufman: Chasing the Dragon (ChiZine Magazine)

Mickey Spillane/Max Allan Collins: Long Time Dead (Strand Magazine)

Die Preisverleihung ist während des Thriller Fest am 9. Juli 2011 im Grand Hyatt, New York City.

Bis jetzt wurde (wenn ich mich nicht irre) noch kein nominiertes Buch übersetzt, aber gerade die in der Kategorie „bestes Hardcover“ nominierten Thriller dürften demnächst alle übersetzt werden.


TV-Tipp für den 14. April: Håkan Nesser’s Inspektor Barbarotti: Verachtung

April 14, 2011

Ein ruhiger Abend, vor allem weil David Leans „Reise nach Indien“ erst um 00.35 Uhr (wahrscheinlich mit Verspätung) startet und der „Satire Gipfel“ (ebenfalls ARD, 23.30 Uhr) mit dem neuen Moderator und der seltsamen Gästeauswahl auch nicht mehr so toll ist. Daher

ARD, 20.15 (auch im Livestream)

Håkan Nesser’s Inspektor Barbarotti: Verachtung (D 2011, R.: Hannu Salonen)

Drehbuch: Serkal Kus

LV: Håkan Nesser: En helt annan historia, 2007 (Eine ganz andere Geschichte)

Inspektor Barbarotti erhält einen Brief, in dem der Mord an Anna Palme angekündigt wird. Kurz darauf ist sie tot und Barbarotti hat einen neuen Fall, der, nachdem er weitere Briefe erhält, an Dramatik gewinnt.

Zweiter “Inspektor Barbarotti”-Film, in dem Anders W. Berthelsen nach Sylvester Groth die Hauptrolle übernahm und die Macher sich anscheinend kaum an die Vorlage halten.

mit Anders W. Berthelsen, Trine Dyrholm, Godehard Giese, Suzan Anbeh, Henriette Confurius

Hinweise

Homepage von Håkan Nesser

Deutsche Homepage von Håkan Nesser

ARD über den Film


Live und in Farbe: Joe Jackson: „I’m the man“

April 14, 2011