Einige Worte zur Filmausgabe von Michael Connellys „Der Mandant“

Mai 19, 2011

Bis die rundum gelungene Michael-Connelly-Verfilmung „Der Mandant“ am 23. Juni im Kino startet, dauert es noch etwas. Aber die Filmausgabe von Michael Connellys Roman ist schon draußen. Sie unterscheidet sich von den vorherigen Ausgaben durch ein anderes Cover, das sich am Filmplakat orientiert (und mir gefällt), und einen 16-seitigen Anhang, in dem es informative Produktionsnotizen zum Film gibt.

Die Story dürfte inzwischen ja bekannt sein: Michael Haller in Los Angeles Strafverteidiger. Sein Büro ist sein Auto: ein Lincoln Town Car (daher auch der Originaltitel „The Lincoln Lawyer“) und als Verteidiger nutzt er für seine normalerweise schuldigen Mandanten die Lücken des Systems und die oft kleinen Ermittlungsfehler der Polizei aus, um für sie ein gutes Urteil zu erreichen; wenn es geht ohne eine Gerichtsverhandlung. Jetzt hat er mit der Verteidigung von Louis Roulet die Chance, einen Unschuldigen zu verteidigen und viel Geld zu machen. Roulet ist wegen schwerer Körperverletzung und versuchter Vergewaltigung angeklagt und die Anklage ist, so Hallers erster Eindruck, nicht stichhaltig.

Aber schnell fragt Haller sich, ob Roulet nicht nur für diese Tat begangen hat, sondern auch ein mehrfacher Frauenmörder ist und Haller vor einigen Jahren einen Unschuldigen für einen von Roulets Morden ins Gefängnis schickte (damals war Haller stolz auf sich, weil er die Todesstrafe abwenden konnte). Jetzt versucht Haller das Richtige zu tun und setzt sich zwischen alle Stühle. Denn Roulet besteht darauf, von Haller verteidigt zu werden.

Als „Der Mandant“ in den USA vor sechs Jahren erschien, war der Justiz-Thriller für Michael Connelly nur ein weiterer Ausflug von seiner erfolgreichen Harry-Bosch-Polizeiserie. Aber der zu recht für etliche renommierte Preise nominierte Thriller war so erfolgreich und Mickey Haller als Charakter so schillernd, dass Connelly seitdem Mickey Haller, neben Harry Bosch, als seinen zweiten Seriencharakter etablierte und sie auch gemeinsam in „So wahr uns Gott helfe“ (The Brass Verdict) und „The Reversal“ auftraten.

In der ersten Hälfte von „Der Mandant“ legt Connelly gewohnt gekonnt die verschiedenen Spuren aus. Die zweite Hälfte des Thrillers, die vor allem vor Gericht spielt, ist dann ein einziger packender Kampf bis zum nervenzerfetzendem Finale. Denn vor Gericht jongliert Mickey Haller gleichzeitig mit verschiedenen Bällen und es kommen immer neue dazu, bis Haller eigentlich keine Chance mehr hat, das Spiel zu gewinnen.

Michael Connelly: Der Mandant – Der Roman zum Film

(übersetzt von Sepp Leeb)

Heyne, 2011

544 Seiten

9,99 Euro

Deutsche Erstausgabe

Heyne, 2007

Originalausgabe

The Lincoln Lawyer

Little, Brown and Company, 2005

Verfilmung

Der Mandant (The Lincoln Lawyer, USA 2011)

Regie: Brad Furman

Drehbuch: John Romano

mit Matthew McConaughey, Ryan Phillippe, Marisa Tomei, William H. Macy, Josh Lucas, John Leguizamo, Michael Pena, Bob Gunton, Frances Fisher, Bryan Cranston

Hinweise

Homepage von Michael Connelly

Meine Besprechung von Michael Connellys „The Lincoln Lawyer“ (2005, deutscher Titel: Der Mandant)

Meine Besprechung von Michael Connellys „Vergessene Stimmen“ (The Closers, 2005)

Meine Besprechung von Michael Connellys “L. A. Crime Report” (Crime Beat, 2004)

Meine Besprechung von Michael Connellys “Kalter Tod” (The Overlook, 2007)

Meine Besprechung von Michael Connellys “Echo Park” (Echo Park, 2006)

Michael Connelly in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 19. Mai: Pulp Fiction

Mai 19, 2011

Vox, 22.35

Pulp Fiction (USA 1994, R.: Quentin Tarantino)

Drehbuch: Quentin Tarantino

Tausendmal gesehen, tausendmal hat’s Spaß gemacht.

„Im Stil der Pulp Fiction, der Groschenromane und B-Pictures aus den 30er und 40er Jahren, komprimiert Quentin Tarantino eine Handvoll Typen und Storys zu einem hochtourigen Film noir (…) Ein ausgezeichnetes Darsteller-Ensemble, eine intelligente Inszenierung und ein gutes Timung durch flotte Schnitte tragen dazu bei, dass Blutorgien mit Slapstick und bitterer Zynismus mit leichter Ironie so raffiniert ineinander übergehen oder aufeinander folgen, dass die Brüche und Übergänge nicht stören.“ (Fischer Film Almanach 1995)

Tarantino erzählt von zwei Profikillern, die zuerst Glück und dann Pech bei ihrer Arbeit haben, einem Boxer, der entgegen der Absprache einen Boxkampf gewinnt und sich dann wegen einer Uhr in Lebensgefahr begibt, einem Gangsterpärchen, das ein Schnellrestaurant überfällt, einem Killer, der die Frau seines Chefs ausführen soll und in Teufels Küche gerät, einer Gangsterbraut, die eine Überdosis nimmt, einem Killer, der zum Christ wird und von einem Tanzwettbewerb.

Kurz: wir haben mit einem Haufen unsympathischer Leute eine verdammt gute Zeit.

Der Kassenknüller erhielt zahlreiche Preise, aber für Krimifans zählt natürlich nur der gewonnene Edgar.

Mit Tim Roth, Harvey Keitel, Uma Thurman, Amanda Plummer, John Travolta, Samuel L. Jackson, Bruce Willis, Rosanna Arquette, Ving Rhames, Eric Stoltz, Christoper Walken, Quentin Tarantino, Steve Buscemi

Wiederholung: Freitag, 20. Mai, 01.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

The Quentin Tarantino Archives

Quentin-Tarantino-Film-Forum

Everything Tarantino

Quentin Tarantino (inoffizielle deutsche Fanseite)

Wikipedia über “Pulp Fiction”

Pulp Fiction (deutsche Fanseite zum Film)

Drehbuch “Pulp Fiction” von Quentin Tarantino und Roger Avary