Der Manchurian Kandidat (USA 2004, R.: Jonathan Demme)
Drehbuch: Daniel Pyne, Dean Georgaris
LV: Richard Condon: The Manchurian Candidate, 1959 (Botschafter der Angst, Der Manchurian Kandidat)
Der weltumspannende Konzern “Manchurian Global” hat einer Golfkrieg-I-Einheit falsche Erinnerungen implantiert. So wollen sie den vielversprechenden Politiker Raymond Shaw ins Weiße Haus bringen. Doch Shaws ehemaliger Vorgesetzter Ben Marco zweifelt an seinen Erinnerungen und will die Wahrheit herausfinden.
Gut besetztes Remake des Kalter Krieg-Klassikers „Botschafter der Angst“. Etliche der Nebendarsteller sind aus anderen Zusammenhängen oder aus verschiedenen hochkarätigen TV-Serien und Filmen bekannt. Der Film selbst ist gut – obwohl für mich die Prämisse heute schlechter funktioniert als vor über vierzig Jahren, als Frank Sinatra die Rolle von Denzel Washington spielte. Davon abgesehen gibt es zahlreiche grandiose Szenen (ich sage nur Meryl Streep), eine beeindruckende Vision des zu viels an Informationen, überraschende Verknüpfungen von Szenen und eine träumerische Stimmung. Fast immer könnte es sein, dass Ben Marco aus einem Alptraum aufwacht.
Insgesamt ist der Polit-Thriller „Der Manchurian Kandidat“ ein gelungenes, eigenständiges Remake, das besonders beim porträtieren der Verflechtung zwischen Politik und Wirtschaft ein gespenstisches Bild der USA entwirft.
Mit Denzel Washington, Meryl Streep, Liev Schreiber, Jon Voight, Kimberly Elise, Jeffrey Wright, Bruno Ganz, Vera Farmiga, Robyn Hitchcock (eigentlich Musiker), Al Franken (als TV-Interviewer fast als er selbst), Paul Lazar, Roger Corman, Zeljko Ivanek, Walter Mosley (eigentlich Krimiautor), Charles Napier, Jude Ciccolella, Dean Stockwell, Ted Levine, Miguel Ferrer, Sidney Lumet
Los Angeles ist eine große Stadt. Deshalb hat Mickey Haller (Matthew McConaughey) sich eines Tages entschlossen, seine Büroarbeit nicht mehr im Büro, sondern in einem Lincoln Town Car zu erledigen, während er sich von seinem Chauffeur (einem seiner Mandanten, der so seine Schulden abfährt) von einem Gerichtsort zum nächsten fahren lässt. Haller ist einer dieser unzähligen Strafverteidiger, die versuchen für ihre Mandanten vor Gericht das Beste herauszuholen. Dass seine Mandanten normalerweise schuldig und oft schlecht zahlende Stammkunden sind, gehört zum Geschäft. Ebenso dass er die Ermittlungsfehler der Polizei schamlos ausnutzt und versucht das Verfahren bereits vor dem ersten Verhandlungstag beizulegen. Er ist kein Großverdiener. Aber er kommt über die Runden und er hat auch zu seiner Ex-Frau immer noch ein gutes Verhältnis.
Als er den stinkreichen Schnösel Louis Roulet (Ryan Phillippe) verteidigen soll, freut er sich über das erkleckliche Honorar für den einfachen Fall. Roulet wird Vergewaltigung und versuchter Mord vorgeworfen. Haller und sein Ermittler, der Privatdetektiv Frank Levin (William H. Macy mit Hippie-Matte), finden schnell genug Indizien, die die Version der Staatsanwaltschaft erschüttern. Aber Roulet will vor Gericht gehen, damit die ganze Welt erfährt, dass er unschuldig ist.
Und Mickey Haller fragt sich, als er in alten Fällen stöbert, ob Roulet nicht doch schuldig ist (was, wie gesagt, für Haller kein großes Problem wäre), er in den vergangenen Jahren mehrere Frauen ermordete und Haller vor einigen Jahren Jesus Martinez (Michael Pena), der immer seine Unschuld beteuerte, für einen von Roulets Morden ins Gefängnis brachte.
Jetzt will Haller diesen Fehler korrigieren. Aber Roulet will ihn als Verteidiger behalten und Haller muss alles, auch seine Zulassung, riskieren.
Bereits die Titelsequenz (Ja, es gibt endlich mal wieder eine Titelsequenz!) deutet an, wohin die Reise geht: ins Hollywoodkino alter Schule, als dort Filme für Erwachsene gemacht wurden, die an einem Samstagabend niveauvoll unterhalten werden wollen. „Der Mandant“ erinnert an das heute kaum noch vorhandene Hollywood-Kino der siebziger Jahre, an Filme wie „Die drei Tage des Condor“, „Die Unbestechlichen“, „Zeuge einer Verschwörung“ und „Hundstage“. Spannende Unterhaltung, bei der man sein Hirn nicht ausschalten muss. Die Regie ist straff. Das Drehbuch hat die Vorlage geschickt für die Leinwand adaptiert, ohne der Vorlage bis auf’s Komma zu folgen. Das taten zuletzt, mit wechselndem Erfolg, aber auch begleitet von der Frage, warum man sich einen Film ansehen soll, wenn man doch bereits die Vorlage gelesen hat, „The Killer inside me“ und „True Grit“. Regie und Kamera haben ungewöhnliche Bilder von Los Angeles eingefangen. Die Schauspieler sind glaubwürdig in ihren Rollen und Matthew McConaughey ist Mickey Haller. Denn danach wird es einem, auch bei der Lektüre von Connellys grandiosen Romanen, schwerfallen, ein anderes Gesicht als das von Matthew McConaughey als leicht zwiespältigen, aber letztendlich sympathischen Strafverteidiger Mickey Haller zu sehen.
Brad Furmans spannender Old-School-Thriller ist eine eigenständige Version von Michael Connellys Roman. Und wer bis jetzt den grandiosen Justizthriller „Der Mandant“ noch nicht gelesen hat, sollte das unbedingt und ganz schnell ändern.
Der Mandant (The Lincoln Lawyer, USA 2011)
Regie: Brad Furman
Drehbuch: John Romano
LV: Michael Connelly: The Lincoln Lawyer, 2005 (Der Mandant)
mit Matthew McConaughey, Ryan Phillippe, Marisa Tomei, William H. Macy, Josh Lucas, John Leguizamo, Michael Pena, Bob Gunton, Frances Fisher, Bryan Cranston
Länge: 119 Minuten
Die Vorlage
Michael Connelly: Der Mandant – Der Roman zum Film