Als Johnny Depp, der 1997 nach „Arizona Dream“, „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“, „Ed Wood“, „Don Juan de Marco“ (ebenfalls mit Marlon Brando), „Dead Man“ und „Donnie Brasco“ bereits ein Publikumsliebling war, in Cannes sein Regiedebüt „The Brave“ zeigte, waren die Kritiker maßlos enttäuscht und entsprechend vernichtend fielen ihre Kritiken aus. Depp verzichtete in den USA auf eine Veröffentlichung (bis jetzt ist der Film dort anscheinend weder im Kino gelaufen noch auf DVD veröffentlicht oder im TV gezeigt worden) und auch bei uns erschien der Film nur auf Video (und damals war „Video“ noch ein anderes Wort für „Mist“).
Aber manchmal ändert sich mit der Zeit die Perzeption eines Werkes. Außerdem enthält „The Brave“ einen der letzten Auftritte von Marlon Brando. Allerdings ist dieser für den Film wichtige Auftritt arg kurz geraten (es handelt sich um eine längere Szene am Anfang und einen sekundenlangen Auftritt am Ende des Films) und er ist wieder einer der Auftritte, in denen Brando primadonnenhaft um sich selbst kreist. Er hatte vielleicht seinen Spaß, aber niemand anderes findet es witzig.
Brando spielt McCarthy, einen geheimnisvollen Mann, der Raphael (Johnny Depp) 50.000 Dollar dafür anbietet, dass er sich in einer Woche vor laufender Kamera ermorden lässt. Raphael ist als kleinkrimineller Indianer ganz unten angelangt. Zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern lebt er, mit anderen Indianern, in einem Wohnwagen auf einer Müllkippe. Er hat keinen Job und auch keine Aussicht auf ein besseres Leben. Aber mit dem Geld kann er seiner Familie die Chance auf ein besseres Leben eröffnen. Raphael nimmt das Geld und in den folgenden sieben Tagen verabschiedet er sich von seiner Familie, ohne ihr zu sagen, was er vorhat.
Und was jetzt eine große Liebeserklärung an des Leben werden könnte, versackt zwischen einem Übermaß an Ambition und einem Mangel an Stilsicherheit. Denn Depp will in seinem Debüt alles: es will ein sozialkritisches Independent-Drama und eine schonungslose Bestandsaufnahme des Lebens der Indianer im heutigen Amerika sein. Deshalb leben die Indianer auf einer Müllkippe, die nach einem Direktimport aus Schwarzafrika aussieht und mit etwas „Mad Max“-Endzeitromantik aufgepeppt wurde. Er beschwört Fellinis Gaukler-Filme herauf. Er lässt sich von Emir Kusturica, mit dem Depp kurz davor „Arizona Dream“ drehte, inspirieren. Aus Müll wird ein Jahrmarkt mit allem Pipapo erschaffen. Es war sicher auch eine zynische Anklage gegen den Kapitalismus beabsichtigt. Immerhin spielt Raphael für Geld in einem Snuff-Film mit. Die Szenen mit den Bösewichtern erinnern mal an eine schlechte Monty-Python-Parodie, mal an den hilflosen Versuch etwas American Gothic in der Wüste zu kreieren, und sie passen damit überhaupt nicht in den restlichen, eher melancholischen Film. Und Johnny Depp ist hier als Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Regisseur eindeutig überfordert. Er schleicht mit versteinerter Miene durchs Bild und man glaubt nie, dass er Raphel ist.
„The Brave“ ist ein ambitionierter Film; – und damit kein guter Film.
The Brave (The Brave, USA 1996)
Regie: Johnny Depp
Drehbuch: Paul McCudden, Johnny Depp, D. P. Depp
LV: Gregory McDonald: The Brave, 1991
Musik: Iggy Pop
mit Johnny Depp, Marshall Bell, Elpidia Carrillo, Frederic Forrest, Clarence Williams III, Luis Guzmán, Floyd ‚Red Crow‘ Westerman, Marlon Brando, Iggy Pop (Cameo)
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DVD
Concorde
Bild: 1,85:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Entlisch (DD 2.0)
Untertitel: –
Bonusmaterial: –
Länge: 118 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
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Hinweise
Wikipedia über „The Brave“ (deutsch, englisch)
Mein Nachruf auf Gregory Mcdonald
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Bonusmaterial

[…] Meine Besprechung von Johnny Depps Regiedebüt „The Brave“ (Daniel Depp ist einer der Dr… […]
The brave…
Mir persönlich hat der Film sehr gut gefallen. Ich habe ihn mir auf dvd geholt und im original angeschaut, die Kritiken habe ich vorher gelesen, bin aber der Meinung das der Film besser ist als er dargestellt wird. Der Film ist jetzt nicht besonders lustig oder spannend oder Action reich aber durchaus anspruchsvoll (das dürfte die schlechten Kritiken erklären). So etwas ist nicht jedermanns sache und das der Film kommerziell auch nicht sonderlich erfolgreich ist geht damit einher. Im Gegensatz zu vielen anderen Firmen ist es jedoch ein Film der zum nachdenken anregt und auch wenn es einem nicht leicht fällt sich mit der Hauptfigur zu identifizieren, ist es möglich sich in die Lage hineinzuversetzen. Johnny Depp ist es gelungen ein sehr komplexes Thema zumindest teilweise in einen Film zu packen. Wenn man ein depp fan ist oder gerne anspruchsvolle,weniger kommerzielle filme schaut lohnt sich der Film definitiv,wenn man sich lieber an Mainstream Blockbuster hält, ist man enttäuscht.
Johanna