TV-Tipp für den 21. August: Funny Games U. S.

August 21, 2011

Pro7, 23.15

Funny Games U. S. (USA 2007, R.: Michael Haneke)

Drehbuch: Michael Haneke

Michael Haneke macht ein eins-zu-eins-Remake von seinem 1997er Film. Das verschaffte ihm sicher in den USA einige Zuschauer, aber für die Kenner des Originals stellt sich die Frage, warum sie sich Naomi Watts und Tim Roth statt Susanne Lothar und Ulrich Mühe ansehen sollen. Und Haneke liefert auch keinen Grund: „Habe ich es zu aktualisieren? Eigentlich nicht. Die Aktualität ist innerhalb dieser zehn Jahre gewachsen, und inhaltlich fiel mir nichts Neues dazu ein.“

Mit Naomi Watts, Tim Roth, Michael Pitt, Brady Corbet, Devon Gearhart

Wiederholung: Montag, 22. August, 02.55 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Funny Games U. S.“

Meine Besprechung von Thomas Assheuers Interviewbuch „Nahaufnahme: Michael Haneke“ (2010)


TV-Tipp für den 20. August: Mr. Brooks – Der Mörder in dir

August 20, 2011

ARD, 23.15

Mr. Brooks – Der Mörder in dir (USA 2007, R.: Bruce A. Evans)

Drehbuch: Bruce A. Evans, Raynold Gideon

Mr. Brooks ist ein geachteter Unternehmer mit einem dunklen Geheimnis: er ist auch ein Serienkiller. Als er bei seiner letzten Tat von Mr. Smith beobachtet wird, erpresst dieser ihn. Er wird schweigen, wenn Mr. Brooks ihn in die Kunst des perfekten Mords einweiht. Und dann ist da noch eine hartnäckige Polizistin.

Köstlich-schwarzhumoriger Krimi, der etwas unter seinen vielen Subplots leidet, aber das Zusammenspiel von Kevin Costner (als Mr. Brooks) und William Hurt (als sein mordgieriges Alter Ego) macht das mehr als wett.

„Raffiniert konstruierter Neo-Noir-Thriller“ (Lexikon des internationalen Films)

mit Kevin Costner, Demi Moore, Dane Cook, William Hurt, Marg Helgenberger, Danielle Panabaker, Ruben Santiago-Hudson, Lindsay Crouse, Reiko Aylesworth

Hinweise

Drehbuch „Mr. Brooks“ von Bruce A. Evans und Raynold Gideon

Amerikanische Homepage zum Film

Film-Zeit über „Mr. Brooks“

„Mr. Brooks“ in der Kriminalakte (zum Kinostart)


Neulich auf dem Fantasy Filmfest: The Innkeepers

August 19, 2011

Das Yankee Pedlar Hotel ist ein altes Hotel. Aus dem neunzehnten Jahrhundert, stilecht ausgestattet und nur in Details modernisiert. Es ist auch ein eher kleines Hotel in irgendeiner Neuengland-Kleinstadt. Für amerikanische Verhältnisse ist das Hotel schon uralt und, wie es sich für ein altes Gemäuer gehört, soll es auch einen Geist geben.

Für Claire (Sara Paxton) und Luke (Pat Healy) ist das die letzte Gelegenheit, den Geist zu kontaktieren. Die beiden Mittzwanziger (sie eher Anfang, er eher Ende Zwanzig) arbeiten als Portiere in dem Hotel und müssen die letzte Schicht, ein ganzes langweiliges Wochenende, übernehmen. Gäste gibt es, bis auf eine Mutter mit ihrem Sohn und der alternden Schauspielerin Leanne Rease-Jones (Kelly McGillis), die jetzt als Medium arbeitet und locker die Minibars in einem Stockwerk leertrinkt, nicht.

Luke, der eine Homepage über den Geist aufgebaut hat und zynisch-desillusioniert auf das Leben blickt, und seine begeisterungsfähige Kollegin, die jetzt endlich auch den Geist sehen will, hängen in der Lobby herum und versuchen die Zeit möglichst unproduktiv totzuschlagen. Claire probiert in der ersten Nacht, eher erfolglos, mit dem Geist Kontakt aufzunehmen. Dafür befreit sie (mit letztendlich fatalen Folgen) einen Vogel aus dem Keller.

Und dann kommt in der letzten Nacht ein letzter Gast, der unbedingt ein bestimmtes Zimmer will.

The Innkeepers“ ist ein sehr altmodischer Grusler, der von seinen Schauspielern, die alle einen Tick neben der Spur spielen und so alle etwas seltsam erscheinen, den Dialogen (vor allem Luke hat einige schöne Einzeiler, aber auch der erste Auftritt von Rease-Jones als Medium ist toll) und den atmosphärischen und stilistischen Hinweisen auf frühere Gruselfilme lebt. Ich sage nur die durch die Gänge und Räume gleitende Kamera und die damit verbundene und oft enttäuschte Erwartung, dass bald etwas Schlimmes geschehen wird.

Das ist aber, weil auf Tricks wie sich verformende Türen, seltsame Stimmen, sich durch die Gänge bewegende Geister (die heute wahrscheinlich alle aus dem Computer kommen) und, bis auf ein, zwei Ausnahmen, die auch in einer „C. S. I.“-Folge gezeigt werden könnten, auf blutige Effekte verzichtet wurde, auch arg minimalistisch und, weil die Überraschungen höchstens im Detail (dieser Dialog, jene Bewegung) liegen, auch arg vorhersehbar und in der Mitte dann auch ziemlich zäh. Denn die Geschichte ist etwa so spannend wie ein Wochenende in einem Hotel.

Der Geisterhaushorror „The Innkeepers“ ist eher der „TV-Film der Woche“ als der „Kinofilm der Woche“.

The Innkeepers (USA 2011)

Regie: Ti West

Drehbuch: Ti West

mit Sara Paxton, Pat Healy, Kelly McGillis, George Riddle, John Speredakos

Länge: 102 Minuten

Der Zeitpunkt der deutschen Veröffentlichung ist noch unklar.

Hinweise

Wikipedia über „The Inkeepers“

Fantasy Filmfest über „The Inkeepers“

Wortvogel hat der Film auch nicht gefallen

Dem Horrorblog dagegen schon

Homepage des Hotels (jau, es gibt das Hotel)


TV-Tipp für den 19. August: Romeo is bleeding

August 19, 2011

RBB, 00.30

Romeo is bleeding (USA 1993, R.: Peter Medak)

Drehbuch: Hilary Henkin

Der korrupte Cop Grimaldi soll eine Berufskillerin, die sich mit der Mafia angelegt hat, beschützen. Er verliebt sich in sie und, auch weil sie ihr eigenes Spiel spielt, gerät er zwischen alle Fronten.

„Ein Film noir wie aus der Schreibmaschine von Cornell Woolrich“, steht vollkommen zutreffend im Fischer Film Almanach (1995).

mit Gary Oldman, Lena Olin, Annabella Sciorra, Juliette Lewis, Roy Scheider, Will Patton, David Proval, James Cromwell, Ron Perlman, Dennis Farina (Cameo)

Hinweise

Wikipedia über „Romeo is bleeding“ (deutsch, englisch)

Noir of the Week: Guy Savage über „Romeo is bleeding“


DVD-Kritik: Otto Premingers lahmes „Unternehmen Rosebud“

August 18, 2011

Otto Preminger drehte Klassiker und Publikumshits wie „Laura“, „Engelsgesicht“, „Fluss ohne Wiederkehr“, „Carmen Jones“, „Porgy und Bess“, „Anatomie eines Mordes“, „Exodus“, „Der Kardinal“ und „Bunny Lake ist verschwunden“. Er drehte während seiner fast fünfzigjährigen Karriere als Regisseur selbstverständlich auch einige Flops. Sein größter Flop ist wohl die absolut unwitzige Komödie „Skidoo – Ein Happening in Love“ (USA 1968). „Unternehmen Rosebud“ ist als absolut unspannender Thriller nicht viel besser. Die Story ist ein typischer Siebziger-Jahre-Polit-Thriller, der die Schlagzeilen aufnimmt und in einer klischeehaften Geschichte, in der palästinensische Terroristen fünf Millionärstöchter entführen und ein Söldner sie befreien soll, verbrät.

Was okay wäre, wenn Preminger die Story, nach einem hoffnungslos überladenem und konfusem Drehbuch von seinem Sohn Erik Lee (es ist das einzige von ihm verfilmte Buch), wenigstens flott erzählt hätte. Aber das tut er nicht.

In der ersten halben Stunde ist, außer der Entführung der fünf Hübschen und der Forderung der Terroristen an die einflussreichen Väter der Geisel, einen Film weltweit auszustrahlen, wenig geschehen und sowohl die Opfer als auch die Täter sind uns herzlich egal.

Erst dann betritt der Held der Geschichte, der Zeitungsjournalist und freischaffende Agent Larry Martin (Peter O’Toole) die Bühne und beginnt arg lustlos mit der Suche.

Peter O’Toole hatte die Rolle kurzfristig von Robert Mitchum übernommen, der sich während der Dreharbeiten hoffnungslos mit Otto Preminger zerstritt (aus ihren Erzählungen ist unklar, wer für den Bruch verantwortlich war). O’Toole, dessen Karriere damals auf dem Tiefpunkt war, porträtiert Larry Martin als einen eitlen, dandyhaften, ständig leicht angesäuselten Gockel. Aber vielleicht, immerhin war O’Toole damals als Partylöwe und ausdauernder Trinker bekannt, trockelte er einfach nur durch die Kulissen und fragte sich, was er hier verloren habe und warum er mehr in den Film investieren sollte, als die anderen Schauspieler.

Denn obwohl Otto Premiger mal wieder viele bekannte Schauspieler engagierte, sind ihre Leistungen durchgehend erschreckend schlecht. Bei den Millionärstöchtern, die von entsprechend jungen Schauspielerinnen, die primär wegen ihres Aussehens gecastet wurden, könnte das noch mit ihrer mangelnden Schauspielerfahrung entschuldigt werden. Wobei Isabelle Huppert inzwischen eine geachtete Schauspielerin ist und die damalige Debütantin Kim Cattrall immer noch gut im Geschäft ist. Von den anderen Film-Geiseln hat man nichts bemerkenswertes mehr gehört.

Aber auch erfahrene Schauspieler, wie Richard Attenborough, Claude Dauphin, Peter Lawford, Raf Vallone und Klaus Löwitsch, scheitern an den dünnen Charakterisierungen (soweit man davon sprechen kann), den peinlichen Dialogen und der abwesenden Regie.

Dummerweise lenkt das immer wieder den Blick auf die zahlreichen Löcher im Plot und, wenn man den Film als ganzes betrachtet, plötzlich verschwindenden Charakteren, im nirgendwo endenden Subplots und seltsamen erzählerischen Umwegen, die zwar Zeit kosten, unseren Helden Larry Martin nicht einen Schritt näher ans Ziel bringen, aber dafür einen Einblick in die rauhen Sitten auf französischen Polizeirevieren, der effizienten Arbeit der deutschen Polizei (garniert mit einigen Berlin-Bildern) und der noch effizienteren Arbeit der israelischen Sicherheitsbehörden, die den besten Computer auf der Welt haben, geben.

So wird in den ersten Minuten gezeigt, wie ein Mann im Versteck der Terroristen seine kranke Frau pflegt. Dass die Terroristen gerade in so einer Wohnung, auch wenn sie einsam gelegen ist, ihre Geisel verstecken wollen, ist nicht gerade logisch. Und wenn dann eben dieses Pärchen nicht wieder auftaucht, fragt man sich, warum sie überhaupt so groß eingeführt wurden.

Oder wenn die Geisel sich für eine Videoaufnahme ausziehen müssen, erwartet man natürlich (immerhin ist der Film von 1975) einen Blick auf den nackten Busen. Den gibt es für die FKK-Fanatiker unter den Zuschauern nicht, aber vielleicht sollte auch nur gezeigt werden, was für schäbige Gesellen die Terroristen sind. Danach sind sie jedenfalls auffallend desinteressiert an den Reizen ihrer Geisel, die ihre Gefangenschaft als eine Art Schullandheimaufenthalt mit Putzdiensten und gemeinsamen Singen verbringen.

Oder wenn die Entführer ihre erste Geisel freilassen. Sie inszenieren für sie im Hinterhof ihrer Villa eine unglaublich lange Reise. Aber dann lassen sie sie einige Meter von ihrer Villa frei und, obwohl sie scheinbar an alles gedacht haben, haben sie vergessen, dass man auf einer Insel die Ankunft eines Flugzeugs ziemlich einfach mitbekommt. Es wäre sowieso viel einfacher gewesen, die Hübsche einfach zu betäuben und an irgendeiner Landstraße auszusetzen. Dann wäre ihr auch nie aufgefallen, dass sie gar nicht in einem richtigen Flugzeug war.

Undsoweiterundsofort.

Dass bei diesem Desaster auf erzählerischer und schauspielerischer Ebene „Unternehmen Rosebud“ nicht nur als „Thriller“, sondern auch als „Polit-Thriller“ und „Actionfilm“ versagt, wundert kaum noch. Denn die schlecht choreographierten Action-Szenen werden bereits fast vollständig im Trailer gezeigt und die politische Dimension ist mit Diskursen auf Pennäler-Niveau vorgeschoben. Wobei gerade diese klischeehafte politische Dimension aus heutiger Sicht noch das interessanteste an diesem Stinker ist. Denn sie bieten einen unverfälschten Blick auf die damaligen Diskurse zwischen Kapitalismuskritik, Palästina-Israel-Feindschaft und dem internationalem Terrorismus. Das ist zwar platte Kolportage, aber halt die Kolportage von 1975.

 

Unternehmen Rosebud (Rosebud, USA 1975)

Regie: Otto Preminger

Drehbuch: Erik Lee Preminger, Marjorie Kellogg (ungenannt)

LV: Paul Bonnecarrere, Joan Hemingway: Rosebud, un chantage qui bouleverse le monde, 1973 (Unternehmen Rosebud)

Mit Peter O’Toole, Richard Attenborough, Cliff Gorman, Claude Dauphin, John V. Lindsay, Peter Lawford, Raf Vallone, Adrienne Corri, Amidou, Isabelle Huppert, Kim Cattrall (Debüt), Klaus Löwitsch

DVD

Euro Video

Bild: 2,35:1 (16:9 anamorph)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0 Mono)

Untertitel: –

Bonusmaterial: Trailer, Wendecover

Länge: 121 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Wikipedia über „Unternehmen Rosebud“ (deutsch, englisch)

Turner Classic Movies über „Rosebud“

The Digital Fix über „Rosebud“

IndieWire über die Filme von Otto Preminger

Otto Preminger in der Kriminalakte


Kurzkritik: Jürgen Brater: Keine Ahnung, aber davon viel

August 18, 2011

Zugegeben, das Problem mit der Zukunft ist, dass wir noch nicht wissen, was demnächst geschehen wird. Danach weiß man, was geschehen ist und kann man nur noch sagen: „Damals hielt ich es für eine gute Idee.“

Aber es gibt auch einige Leute, die es besser wissen müssten, weil sie sich beruflich mit bestimmten Fragen beschäftigen. Doch auch sie, wie Jürgen Brater in seinem neuen Buch „Keine Ahnung, aber davon viel – Die peinlichsten Prognosen der Welt“ zeigt, irren sich immer wieder. Teils aus Betriebsblindheit, teils aus Eigeninteresse.

So meinte der US-amerikanische Bischof Milton Wright 1903: „Menschen werden niemals fliegen, denn Fliegen ist den Engeln vorbehalten.“ Oder der US-Präsident Grover Cleveland sagte 1905: „Vernünftige und verantwortungsbewusste Frauen wollen gar nicht wählen.“

Tja, nun, da war wohl eine gehörige Portion Eigeninteresse dabei.

Vollkommen übertrieben fortschrittsgläubig war Alex Lewyt, Chef der US-Staubsagerfirma Lewyt Corporation, 1955, als er sagte: „Nuklear-getriebene Staubsauger werden innerhalb der nächsten zehn Jahre wahrscheinlich Realität sein.“ Auch der Nobelpreisträger Herbert Simon irrte sich, als er 1957 meinte: „Innerhalb der nächsten zehn Jahre wird ein Computer Schachweltmeister.“

Tja, damals war man doch sehr fortschrittsgläubig.

Politikexperten sind auch immer gut für eine Fehlprognosen. So meinte Larry C. Johnson, Anti-Terrorismus-Experte des US-Außenministeriums, am 10. Juli 2011 in der New York Times: „Amerikaner sind von Phantasien über Terrorismus besessen. Sie scheinen zu glauben, dass der Terrorismus die größte Bedrohung der Vereinigten Staaten sei und dass er sich ausbreiten und tödlicher wird. Keine dieser Annahmen basiert auf Fakten.“

Und, wenn wir die Fehlprognosen von Steve Jobs und Bill Gates mal links liegen lassen, hat Steve Chen, Mitbegründer von YouTube, sich 2005 kräftig geirrt, als er sagte: „YouTube wird ein Reinfall. Es gibt einfach nicht so viele Videos, die ich anschauen möchte.“

Brater hat zu jeder Prognose mehr oder weniger ausführlich geschrieben, in welchem Zusammenhang sie gemacht wurde, wer sie gemacht hat, wie die damalige und wie die heutige Realität ist. Das liest sich sehr kurzweilig und ist auch informativ. Allerdings drängt sich bei der Häufung von Fehlprognosen auch mit der Zeit der Eindruck auf, dass die Experten eine Ansammlung von Trotteln sind. Das stimmt aber nicht. Schon Voltaire wusste: „Man kann von Propheten nicht verlangen, dass sie immer irren.“

Denn, so Dan Rather: „Irren ist menschlich. Aber wenn man richtig Mist bauen will, braucht man einen Computer.“

Jürgen Brater: Keine Ahnung, aber davon viel – Die peinlichsten Prognosen der Welt

Ullstein, 2011

304 Seiten

8,99 Euro

Alle Zitate sind aus „Keine Ahnung, aber davon viel“.


TV-Tipp für den 18. August: Im Tal von Elah

August 18, 2011

ARD, 22.45

Im Tal von Elah (USA 2007, R.: Paul Haggis)

Drehbuch: Paul Haggis (nach einer Geschichte von Mark Boal und Paul Haggis)

Ex-Militärpolizist und Vietnamveteran Hank Deerfield erfährt, dass sein Sohn Mike sich nach seiner Rückkehr aus dem Irak fahnenflüchtig ist. Kurz darauf wird seine verbrannte Leiche gefunden. Deerfield beginnt mit einer Polizistin Mikes Mörder zu suchen. Dabei werden sie vom Militär behindert.

Haggis benutzt in seinem feinen Thriller das Genre, um auf ein gesellschaftliches Problem aufmerksam zu machen. Denn der auf einem wahren Fall basierende, hochgelobte Thriller beschäftigt sich mit den seelischen Kosten von Kriegseinsätzen für den Einzelnen und die Gesellschaft.

Der Titel spielt auf die David-und-Goliath-Geschichte in der Bibel an. Deren Kampf fand im Valley of Elah, bei uns je nach Bibelübersetzung bekannt als Eichgrund, Elberfelder oder Terebinthental, statt.

Mit Tommy Lee Jones, Charlize Theron, Susan Sarandon, Jason Patric, James Franco, Josh Brolin, Jonathan Tucker

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Film-Zeit über „Im Tal von Elah“

Das Drehbuch „In the Valley of Elah“ von Paul Haggis

About com: Interview mit Paul Haggis und Charlize Theron über „Im Tal von Elah“ (mit weiterführenden Links)

Future Movies: Interview mit Paul Haggis über „Im Tal von Elah“

Bayerisches Fernsehen: Interview mit Paul Haggis über „Im Tal von Elah“


„Rambo“-Erfinder David Morrell erzählt seine Version von „Captain America“

August 16, 2011

Egal was man von der am Donnerstag im Kino startenden „Captain America“-Verfilmung hält, sie hat uns die Übersetzung des „Captain America“-Comics von David Morrell beschert.

Genau, der David Morrell, der 1972 John Rambo erfand, danach zahlreiche Bestseller schrieb und auch die Filmromane zum zweiten und dritten „Rambo“-Film schrieb. Morrell mochte beide Filme nicht und er verzichtete auch darauf, den Charakter weiter auszuschlachten. Denn damals, in den Achtzigern, hätte er mühelos mit dem Charakter viel Geld verdienen können. Zuletzt erschien bei uns sein spannender Thriller „Level 9“. Seine letzten drei Romane wurden aus unbekannten Gründen nicht mehr übersetzt.

Captain America“ ist, für alle, die die vergangenen Wochen in einer Höhle verbracht haben, eine Comicfigur aus dem Marvel-Universum. Sie wurde 1941 von Joe Simon und Jack Kirby erfunden. Captain America ist Steve Rogers, ein Hänfling, der gerne zum Militär möchte um seinem Vaterland im Kampf gegen die bösen Nazis zu dienen. Im Rahmen eines geheimen militärischen Projekts bekommt er Quasi-Superkräfte und los geht’s. „Captain America“ ist natürlich eine ultrapatriotische Serie, die vor allem das US-amerikanische Selbstbild des guten Weltpolizisten transportiert. Captain America ist also mehr die von Sylvester Stallone in „Rambo II“ und „Rambo III“ porträtierte Ein-Mann-Kampfmaschine, als der von David Morrell erfundene Outcast, der auch am Ende des Romans „First Blood“ stirbt.

Dass David Morrell seiner „Captain America“-Geschichte, die außerhalb der Kontinuität der regulären, inzwischen von Ed Brubaker geschriebenen „Captain America“-Serie spielt, einen sehr eigenen Dreh gibt, versteht sich daher von selbst.

In Afghanistan kämpft Corporal James Newman für sein Land. Als seine Einheit in einem Hinterhalt gerät, sieht er plötzlich Captain America und gemeinsam können sie Newmans Kameraden retten. Newman wird anschließend geehrt für seine Tapferkeit. Captain America hat dagegen niemand gesehen.

Kurz darauf sollen die Soldaten ein Waffenlager ausheben. Sie dringen in die Höhle ein. Durch eine Explosion werden sie verschüttet und Newman muss sich seinen Ängsten stellen, um seine Kameraden zu retten. Denn er hat furchtbare Platzangst. Und wieder hilft ihm Captain America. Während Newman den Weg aus der Höhle sucht, erzählt Captain America ihm, wie er zu Captain America wurde.

Denn Captain America ist es irgendwie gelungen, in Newmans Kopf zu gelangen.

In Wirklichkeit liegt er in der Nähe von Washington in einem schwerbewachten Labor und kämpft gegen seine rapide schwindenden Kräfte. Gleichzeitig nimmt er an einem Experiment teil. Einem Fernwarhnehmungsexperiment und der Präsident der USA meint zu Captain Americas Teilnahme: „Selbstlos wie immer. Opfert sich auf bis zuletzt.“

David Morrell lässt die Geschichte nicht im platten Patriotismus enden. Schon die in der Geschichte mantraartig immer wieder auftauchenden Worte „Mut, Ehre, Loyalität, Opferbereitschaft“ geben einen Hinweis auf das Ende. Denn diese honorigen Werte und auch soldatischen Tugenden können allzu leicht von der Regierung missbraucht werden. Captain America will aber, wie er Newman sagt, etwas anderes: „Überall im Land gibt es noch andere Männer und Frauen mit ihren Tugenden. Anständige, fürsorgliche Menschen, die bereit sind, Opfer zu bringen. Einige von ihnen sind bereits Helden, auch wenn sie sich selbst nicht dafür halten. Sie bestehen darauf, bloß ihren Job zu erledigen. Menschen, die sich für gewöhnlich halten, obwohl sie die wichtigste, heldenhafteste Arbeit der Welt leisten. Die alles tun, was ihnen möglich ist. Die stets ihr Bestes geben, um das Leben aller zu verbessern. (…) Ich nutze meine letzte Entschlossenheit, um sie dazu zu drängen, in sich hineinzuhorchen, den Edelmut und die Hingabe aufzubringen, die für das beste stehen stehen, wie Menschen sein können. (…) Mit Freuden opfere ich mein Leben, wenn die Menschen dadurch begreifen, dass jeder von ihnen es in sich hat, ein Held zu sein…dass sie alle Captain America sein können.“

Insofern erzählt David Morrell in „Captain America – Der Auserwählte“ in den langen Rückblenden zwar die bekannte Entstehungsgeschichte von Captain America, aber er verleiht ihr seinen eigenen Dreh. Es geht nicht mehr um Patriotismus, sondern um Tapferkeit und Nächstenliebe.

Und, immerhin sind Morrells Bücher durchaus seitenstark und „Captain America – Der Auserwählte“ ist sein erster Comic, erzählt er die Geschichte sehr bildhaft mit sehr wenigen und eher knappen Dialogen, die manche Comicautoren als ziemliche Schwätzer erscheinen lassen.

David Morrell (Autor)/Mitch Breitweiser (Zeichner): Captain America – Der Auserwählte (Marvel Exklusiv 93)

(übersetzt von Andreas Kasprzak)

Panini Comics, 2011

152 Seiten

16,95 Euro

Originalausgabe

Captain America: The Chosen, Vol. 1 – 6

Marvel, November 2007 – März 2008

Hinweise

Marvel über Captain America (auch hier)

Deutsche Homepage zum Film „Captain America“

Amerikanische Homepage zum Film „Captain America“

Film-Zeit über „Captain America“

Wikipedia über Captain America (deutsch, englisch)

Homepage von David Morell

Meine Besprechung von David Morrell „Level 9“ (Scavenger, 2007)

Meine Besprechung von David Morrells „Creepers“ (Creepers, 2005)

David Morrell in der Kriminalakte

Und jetzt gibt’s noch den Filmtrailer


TV-Tipp für den 17. August: Der ewige Gärtner

August 16, 2011

Sixx, 20.15

Der ewige Gärtner (GB/D 2005, R.: Fernando Meirelles)

Drehbuch: Jeffrey Caine

LV: John le Carré: The constant gardener, 2001 (Der ewige Gärtner)

Der in Kenia lebende Diplomat Justin Quayle will herausfinden, wer seine politisch aktive Frau Tessa umbrachte.

Gute le-Carré-Verfilmung, die auch dem Autor gefällt.

Mit Falph Fiennes, Rachel Weisz, Danny Huston, Peter Postlethwaite, Anneke Kim Sarnau

Wiederholung: Donnerstag, 18. August, 00.05 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Homepage von John le Carré

Meine Besprechung von John le Carrés „Geheime Melodie“ (The Mission Song, 2006)

Meine Besprechung von John le Carrés “Marionetten (A most wanted man, 2008)

Meine Besprechung von John le Carrés „Verräter wie wir“ (Our kind of traitor, 2010)

John le Carré in der Kriminalakte


Cover der Woche

August 16, 2011


Kleinkram

August 16, 2011

Bevor ich den Überblick verliere:

Ein sehr lesenswerter Artikel über das Chaos hinter den Kulissen bei der zweiten Staffel von „The Walking Dead“ (und warum Showrunner Frank Darabont gefeuert wurde).

Für die zweite Staffel (mehr Folgen, weniger Geld) befürchte ich das Schlimmste.

Das Fantasy Filmfest startet. Am Samstag, den 20. August, gibt es hier in Berlin um 12.30 Uhr auch ein Special Screening des „The Walking Dead“-Pilotfilms für lau.

So richtig hat mich kein Film so richtig angesprungen. Aber „Hell“ und „Cowboys & Aliens“ (beide schon gesehen) sind gut. „Largo Winch II: The Burma Conspiracy“ dürfte gut sein. „Red State“ (von Kevin Smith), „Perfect Sense“ (von „Young Adam“ und „Hallam Foe“-Regisseur David Mackenzie), „Point Blank“ (von Fred Cavayé; – vielleicht gefällt mir der Titel auch nur wegen Richard Starks „Point Blank“ so) und „Yellow Sea“ (noirisches Gangster-Action-Drama aus Südkorea) könnten auch gut sein und wahrscheinlich hab ich ein, zwei Filme übersehen.

Der Noir of the Week ist „Blood Simple“ von den Coen-Brüdern.

Krimi-Autor James Reasoner ist von Day Keenes „To hot to hold“ begeistert.

Die deutschen Übersetzungen der Krimis von Day Keene sind antiquarisch ziemlich gut erhältlich.

Jill Emersons „Getting off“ hat ihm auch gefallen. Kein Wunder, denn Jill Emerson ist ein altes Pseudonym von Lawrence Block.

Lawrence Block unterhält sich mit Jill Emerson. Und dann gibt es noch das.

Nina George hat im „Focus“ der neue Roman „Splitter im Auge“ von Norbert Horst gut gefallen. Mal sehen, wie er mir gefällt.

US-Krimifans sind schon länger von Megan Abbott begeistert. Ihr neuer Krimi „The End of Everything“ wird im Time Magazine abgefeiert und vielleicht wird’s dann ja auch etwas mit einer deutschen Übersetzung. Bis dahin kann im Rap Sheet ein Interview mit Megan Abbott gelesen werden.

Das ist unglaublich: Michael Blake (Drehbuchautor von „Der mit dem Wolf tanz“) soll einen „Winnetou“-Film schreiben.

Ich meine: Soll jetzt, fast fünfzig Jahre nach unseren genialen „Winnetou“-Filmen, Hollywood den wahren Wilden Westen entdecken? Oder wird’s so ein moderner Reboot?

Warten wir’s ab.

Auf „24″ (dem Wissensportal der Deutschen Filmakademie) gibt es einige neue Interviews mit Filmschaffenden.

 


TV-Tipp für den 16. August: Kommissar Süden und der Luftgitarrist

August 16, 2011

3sat, 22.10

Kommissar Süden und der Luftgitarrist (D 2009, R.: Dominik Graf)

Drehbuch: Friedrich Ani

LV: Friedrich Ani: Süden und der Luftgitarrist, 2003

Architekt Edward Loos, ein begeisterter Luftgitarrist, verschwindet spurlos. Kommissar Tabor Süden sucht ihn.

Zweite Süden-Verfilmung, bei der Ani und Graf keine Gefangenen machen. Dafür gab es viel Kritikerlob und den Grimme-Preis in siebenfacher Ausführung.

Mit Ulrich Noethen, Martin Feifel, Jeanette Hain, Olivia Pascal, Nina Proll

Wiederholung: Mittwoch, 17. August, 01.40 Uhr (Taggenau! – und danach gibt es „Die Abenteuer des Sherlock Holmes“)

Hinweise

ZDF über Kommissar Süden (wenig, sehr wenig, fast nichts)

Meine Besprechung von Dominik Grafs „Schläft ein Lied in allen Dingen“

Meine Besprechung der von Dominig Graf inszenierten TV-Serie  „Im Angesicht des Verbrechens“

Meine Besprechung von Johannes F. Sieverts Interviewbuch „Dominik Graf – Im Angesicht des Verbrechens: Fernseharbeit am Beispiel einer Serie“

Dominik Graf in der Kriminalakte

Homepage von Friedrich Ani

Meine Besprechung von Friedrich Anis „Wer lebt, stirbt“ (2007)

Meine Besprechung von Friedrich Anis „Der verschwundene Gast“ (2008)

Meine Besprechung von Friedrich Anis “Totsein verjährt nicht” (2009)

Meine Besprechung von Friedrich Anis “Die Tat” (2010)

Meine Besprechung von Friedrich Anis „Süden“ (2011, mit Interview)

Friedrich Ani in der Kriminalakte

 


Jim Thompson will es „Jetzt und auf Erden“

August 15, 2011

Es gibt Rätsel, die wahrscheinlich nie gelöst werden. Dazu gehört, dass ich als bekennender Jim-Thompson-Fan bis jetzt keine Ausgabe von seinem Debütroman „Now and on Earth“ hatte. Dabei ist er, wie alle Romane von Jim Thompson (abgesehen von seinem Filmroman „Ironside“), in den USA leicht erhältlich. Nur bei uns erschien erst jetzt, fast siebzig Jahre nach der Erstausgabe, in der Heyne-Hardcore-Reihe als „Jetzt und auf Erden“ die deutsche Erstausgabe – und jetzt habe ich auch diese für mich unerklärliche Lücke im Werk von Jim Thompson (1906 – 1977) geschlossen.

In seinem semi-autobiographischem Debüt erzählt Jim Thompson von James ‚Dilly‘ Dillon, einem Schriftsteller, der in den frühen Vierzigern in einer Flugzeugfabrik arbeitet, um seine Familie und die halbe Verwandtschaft durchzufüttern.

Jetzt und auf Erden“ ist kein Krimi, aber schon ziemlich Noir in der Hoffnungslosigkeit und dem emsigen und auch ziemlich erfolgreichen Bemühungen des Erzählers Dillon, sich möglichst jede Chance zu verbauen. Die sich in den Gefilden des klassischen Romans (also Mainstream oder Ernste Literatur) bewegende Geschichte gibt auch einen Einblick in die damalige Arbeitswelt. Dabei erscheint die Flugzeugfabrik, weil Ich-Erzähler Dillon sich vor allem um die Buchführung in seiner Abteilung kümmern muss, wie ein kafkaesker Alptraum, in dem Bürokratie, Neid und Hass herrschen. Bei Dillon zu Hause ist es nicht besser – und Jim Thompson zeigt schon in seinem ersten Roman die Schattenseite des amerikanischen Traums. Die Flugzeugfabrik, die wir vor allem als Symbol des Fortschritts und des Aufstiegs kennen, ist hier für alle Beschäftigten die Endstation, in der Arbeiter sogar in bestimmten Abteilungen bleiben, weil sie bei einem freiwilligem Wechsel der Abteilung auf ihre Zulagen verzichten müssen, und langjährige Mitarbeiter sich alles erlauben können. Die Familie ist ein Hort gegenseitiger Abhängigkeiten und der Missgunst, die auch nicht vor Kindern haltmacht. Denn warum soll man einem Kind nicht deutlich sagen, dass es einige Minuten zu früh auf die Welt kam und so kein heißersehntes Weihnachtskind (was von der ganzen Stadt mit Geschenken und Essen versorgt wird) wurde? Und, weil die Frauen im Haushalt Dillon eindeutig in der Überzahl sind, lebt er in einem Matriarchat, das ihn mit ihren Wünschen und teils widersprüchlichen Anforderungen quält. Da ist es fast schon verständlich, dass Dillon zu viel trinkt und nichts schreiben kann. Allerdings will er auch nichts schreiben, weil er in seinem tiefsten Inneren scheitern will.

Jim-Thompson-Fans werden in „Jetzt und auf Erden“ leicht viele Querverweise auf Thompsons Leben finden. Das beginnt schon mit dem Namen des Ich-Erzählers, den Thompson davor als Pseudonym für seine Kurzgeschichten verwandt hatte, geht über die verschiedenen Berufe und Krankheiten von Dillon bis hin zu Dillons Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei. Es tauchen in dem Roman auch viele Themen auf, die in Thompsons Werk immer wiederkehrten.

Bereits mit seinem zweiten Roman „Heed the Thunder“ (1946) ging’s dann in Krimigefilde und in seinem dritten Roman „Nothing more than murder“ (1949, Nichts als Mord; Es war bloß Mord) gab es kein Entrinnen vor dem gierigen Schlund der Kriminalliteratur mehr.

Später schrieb er „The Killer inside me“ (1952, Liebling, warum bist du so kalt?; Der Mörder in mir), „The Getaway“ (1959, Getaway), „The Grifters“ (1963, Die Abzocker; Grifters; Muttersöhnchen) und „Pop. 1280“ (1964, 1280 schwarze Seelen; Zwölfhundertachtzig schwarze Seelen).

Im Gegensatz zu den USA, wo Jim Thompson inzwischen eine schon übertriebene Wertschätzung erfährt, sind bei uns bei Diogenes nur seine Klassiker „Der Mörder in mir“, „Muttersöhnchen“, „Getaway“ und „Zwölfhundertachtzig schwarze Seelen“ erhältlich, einige weitere Thompson-Romane gibt es antiquarisch und bis jetzt sind immer noch nicht alle seine düsteren Kriminalromane übersetzt.

Jim Thompson: Jetzt und auf Erden

(Mit einem Vorwort von Stephen King)

(übersetzt von Peter Torberg)

Heyne Hardcore, 2011

336 Seiten

9,99 Euro

Originalausgabe

Now and on Earth

Modern Age Books, 1942

Grundlage für die Übersetzung war die 1994 erschienene Ausgabe von First Vintage Crime/Black Lizard Edition.

Hinweise

Mordlust über Jim Thompson

Crimetime über Jim Thompson

Wikipedia über Jim Thompson (Englisch)

Kirjasto über Jim Thompson

Popsubculture über Jim Thompson

Meine Besprechung der Jim-Thompson-Verfilmung „The Killer inside me“

Jim Thompson in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 15. August: Tatort: Elvis lebt!

August 15, 2011

HR, 21.00

Tatort: Elvis lebt! (A/D 2002, R.: Peter Sämann)

Drehbuch: Felix Mitterer

Der Wilderer und Elvis-Fan Richard Stecher wird ermordet. Am Todestag vom King. Während Stefanie Gschnitzer, die gerade mit der Polizeischule fertig ist, noch die Verdächtigen und Motive auseinanderklaubt, eilt ihr Chefinspektor Moritz Eisner zur Hilfe.

Schön abgedrehter Ösi-Krimi

mit Harald Krassnitzer, Roswitha Szyszkowitz, Gundula Rapsch, Gregor Bloéb

Hinweise

Tatort-Fundus über Chefinspektor Eisner

Wikipedia über Felix Mitterer


TV-Tipp für den 14. August: Das Gelübde

August 14, 2011

Arte, 22.40

Das Gelübde (D 2007, R.: Dominik Graf)

Drehbuch: Markus Busch, Dominik Graf

LV: Kai Meyer: Das Gelübde, 1998

Dülmen, 1818: der frisch bekehrte Clemens Brentano protokolliert die Visionen der stigmatisierten Nonne Anna Katharina Emmerick und fragt sich, ob es den Teufel wirklich gibt.

Ein Historiendrama, das unter den Händen von Dominik Graf durchaus gelungen ist; – wenn man keine Probleme mit dem Thema hat.

Mit Misel Maticevic, Tanja Schleiff, Anke Sevenich, Maren Eggert, Johann von Bülow

 

Hinweise

Homepage von Kai Meyer

Meine Besprechung von Dominik Grafs „Schläft ein Lied in allen Dingen“

Meine Besprechung von der von Dominig Graf inszenierten TV-Serie  „Im Angesicht des Verbrechens“

Meine Besprechung von Johannes F. Sieverts Interviewbuch „Dominik Graf – Im Angesicht des Verbrechens: Fernseharbeit am Beispiel einer Serie“

Dominik Graf in der Kriminalakte


DVD-Kritik: „Sherlock“ Holmes und Dr. John Watson haben im heutigen London ihren Spaß

August 13, 2011

Der „Sherlock Holmes“-Film mit Robert Downey jr. und Jude Law hat mir verdammt gut gefallen. Aber gegen den neuen BBC-Sherlock-Holmes ist Guy Ritchies Film ein laues Lüftchen, Und dabei spielt der BBC-Holmes in der Gegenwart. Das war zwar bei den Holmes-Verfilmungen bis in die fünfziger Jahre öfters so. Am bekanntesten dürften, dank zahlreicher Wiederholungen die Universal-Studios-Filme (wobei die ersten beiden Filme von 20th Century Fox waren) mit Basil Rathbone (als Sherlock Holmes) und Nigel Bruce (als Dr. Watson) sein. Die ersten spielten auch im viktorianischen England, aber danach wollte man Geld sparen und über einen Umweg mit Fällen in einsam gelegenen Dörfern (aka der allseits bekannten Horrorfilm-Dekoration) wurden dann die Fälle konsequent in der Gegenwart angesiedelt und Sherlock Holmes und Dr. Watson kämpften auch gegen Nazis. Das fiel, weil die Fortschritte in der Forensik nicht so groß waren, nicht so sehr auf.

Aber in den vergangenen Jahren veränderte sich die Forensik entscheidend und, wie jeder, der auch nur eine Folge „C. S. I.“ gesehen hat, weiß, können heute die Wissenschaftler unsichtbare Spuren lesen und am Ende mit einem DNA-Test die Sache klären. Wo soll in dieser Welt noch der Platz für einen Detektiv wie Sherlock Holmes sein?

Nun, die Erfinder der neuen Serie, Mark Gatiss und Steven Moffat, zeigen bereits mit dem ersten Auftritt von ihrem Sherlock Holmes, dass dieser Charakter auch in der Gegenwart gegenüber den gewöhnlichen Ermittlern gut bestehen kann. Denn obwohl die Polizei heute mehr Informationen als früher hat, obwohl die Forensiker an einem Tatort mehr verwertbare Spuren als früher finden (und man sich schon manchmal fragt, wie die Polizei früher überhaupt Fälle lösen konnte), kommt es am Ende doch auf die richtige Verbindung der verschiedenen Spuren an. Und Sherlock Holmes ist, damals wie heute, ein Meister der Deduktion.

So erklärt Sherlock Holmes dem verblüfften, nach seinem Afghanistan-Einsatz am Stock gehendem Doktor John Watson, bereits bei ihrer ersten Begegnung, was er alles über ihn weiß (und was Gatiss und Moffat fast wortwörtlich aus Doyles „Eine Studie in Scharlachrot“ übernommen haben). Nur in einem kleinen Punkt irrt sich der „Consulting Detective“, wie Holmes sich auch auf seiner Homepage nennt. Diese Szene ist aus dem ersten „Sherlock“-Film „Ein Fall von Pink“ (A study in pink).

In London haben sich mehrere Menschen anscheinend freiwillig vergiftet. Sherlock Holmes glaubt allerdings, dass sie ermordet wurden – und er nimmt John Watson als Mitbewohner bei sich auf.

In „Der blinde Banker“ (The blind banker) sollen Holmes und Watson in einer Bank herausfinden, wer ein Zeichen an die Wand gemalt hat. Fast zur gleichen Zeit werden ein Bankangestellter und ein Journalist ermordet. Holmes findet heraus, dass es ein Code ist und er etwas mit den Chinabesuchen des Bankers und des Journalisten zu tun hat.

In „Das große Spiel“ (The great game) wird Holmes von einem Unbekannten erpresst, innerhalb weniger Stunden mehrere Fälle zu lösen. Sonst wird jemand anderes sterben. Am Ende der Folge begegnen Sherlock Holmes und John Watson Dr. Moriarty, dem großen Gegner von Holmes.

Der Schlüssel für einen guten Film ist ein gutes Drehbuch. Aber wenn man dann die falschen Schauspieler und den falschen Regisseur hat, kann es immer noch schiefgehen. Auch Kamera, Ausstattung und Musik sind wichtig. Bei „Sherlock“ stimmt alles.

Die Drehbücher von Mark Gatiss, Steven Moffat und Steve Thompson (für „Der blinde Banker“) sind gespickt mit Querverweisen und Referenzen auf die Sherlock-Holmes-Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle. Gatiss und Moffat als Erfinder der Serie haben auch dafür gesorgt, dass der Charakter Sherlock Holmes und sein Umfeld vom viktorianischen England in die Gegenwart verlegt wurden. Dabei ließen sie das Beziehungsgeflecht der Charaktere zueinander intakt und Sherlock Holmes war schon immer ein hochgradig künstlicher Charakter, der außer dem Aufklären von Verbrechen keine anderen Interessen hatte.

Die Fälle der ersten Staffel basieren zwar nicht auf originalen Holmes-Geschichten, aber die Autoren haben viele Handlungsdetails, Motive und Elemente aus den Geschichten von Doyle übernommen und neue Fälle erfunden, die den Geist von Doyles Geschichten atmen und gelungen fast schon irrwitzige Deduktionen von Holmes mit einer ordentlichen Portion Action und pointierten Dialogen mischen. Das ist beim Ansehen höchst kurzweilig und wird auch, dank der guten Besetzung, entsprechend kurzweilig präsentiert.

Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen dabei natürlich Benedict Cumberbatch und Martin Freeman. Mit Benedict Cumberbatch, der die erste Wahl der beiden Serienerfinder war und der auch schnell zusagte, hatten sie ihren perfekten Sherlock Holmes, der ein wenig wie ein aus dem vorletzten Jahrhundert gefallener Dandy wirkt, gefunden. Martin Freeman (den einige vielleicht in „Per Anhalter durch die Galaxis“ als Arthur Dent gesehen haben) war dann, nach Proben mit verschiedenen Darstellern, die ideale Ergänzung und der richtige Gegenpart zu Sherlock Holmes gefunden. Denn Dr. Watson ist nicht der Trottel, der bewundernd hinter Sherlock Holmes herläuft, sondern ein intelligenter, selbstbewusster Mann mit Kriegserfahrung.

Die Regie von Paul McGuigan (Gangster No. 1, Lucky # Slevin, Push), der den ersten und dritten Fall inszenierte, und von Euros Lyn (George Gently, Torchwood, Dr. Who), der den zweiten Fall inszenierte, ist absolut zeitgemäß und sprüht vor überraschenden Ideen. Das zeigt sich auch an McGuigans Idee, die Textnachrichten und Gedanken von Sherlock Holmes einfach, fast wie in einem Comic, im Bild einzublenden. Diese verblüffend einfache und effektive Idee, Deduktionen verständlich zu visualisieren und sich den lästigen Schnitt auf ein Smartphone zu sparen, verleiht der Serie einen weiteren besonderen Touch. Gleichzeitig erlaubt sie es den Machern, das Erzähltempo noch etwas zu beschleunigen.

Nach „Sherlock“ ist der zweite Sherlock-Holmes-Kinofilm mit Robert Downey jr. für mich nur noch eine Pflichtübung, um die Zeit bis zu den neuen „Sherlock“-Filmen mit Benedict Cumberbatch zu überbrücken.

Denn die ARD hat sich die Ausstrahlungsrechte für die neuen „Sherlock“-Filme, die demnächst in England ihre TV-Premiere erleben, gesichert. Es ist also für Nachschub gesorgt.

 

Die DVD

 

Mit zwei Audiokommentaren, einem Making-of, dem nicht ausgestrahlten Pilotfilm und einem Booklet wurde für die Fans der Serie ein umfangreiches Paket zusammengestellt. Besonders der Audiokommentar zu „Ein Fall von Pink“ mit den Autoren Mark Gatiss und Steven Moffat und der Produzentin Sue Vertue ist hörenswert. Gatiss und Moffat erzählen ohne Pausen von der Produktion, den verschiedenen Drehbüchern, wie sie Sherlock Holmes fit für das 21. Jahrhundert machten, was sie aus welchen Geschichten übernahmen, warum sie bestimmte Dinge änderten – und Sue Vertue spielt bestenfalls die Stichwortgeberin. Der zweite Audiokommentar von Mark Gatiss mit den Hauptdarstellern Benedict Cumberbatch und Martin Freeman zeigt dann vor allem, dass sie sich gut verstehen. Das halbstündige Making-of „Unlocking Sherlock“, das hauptsächlich von den Menschen hinter der Kamera bestritten wird, ist, wie der Audiokommentar zu „Ein Fall von Pink“, ein sehr informativer und kurzweiliger Einblick in die Produktion und die Hintergründe der Serie.

Der einstündige Pilotfilm „Sherlock – A Study in Pink“ ist für Komplettisten und am Handwerk interessierte Filmfans eine tolle Beigabe. Denn die BBC bestellte zuerst eine Serie von einstündigen Filmen und der Pilotfilm sollte zeigen, dass die Idee funktioniert. Nun, sie funktionierte so gut, dass die BBC danach drei spielfilmlange Filme bei der Produktionsfirma Hartswood Film bestellte und sie „A Study in Pink“ mit einem größeren Budget neu drehen konnte. Dafür wurde einiges ergänzt, einiges geändert und vieles, wie große Teile der Besetzung, blieb gleich. Wobei einige Dialoge an anderen Orten gesprochen wurden. Außerdem kann man sehen, wie Gatiss und Moffat ihre ursprüngliche Geschichte weiterentwickelten.

Und dann gibt es noch ein 16-seitiges Booklet mit vielen Hintergrundinformationen zu Sherlock Holmes, der Serie, den Machern und den einzelnen Folgen. Hier verraten Michael Ross und Oliver Bayan auch, welche Details der Filme aus welchen Sherlock-Holmes-Geschichten übernommen wurde.

Bei der Menge an Informationen ist es schon etwas ärgerlich, dass, bis auf das Making-of, auf deutsche Untertitel verzichtet wurde. Denn nicht jeder kann Englisch.

Sherlock – Staffel 1 (GB 2010)

Erfinder: Mark Gatiss, Steven Moffat

mit Benedict Cumberbatch (Sherlock Holmes), Martin Freeman (Dr. John Watson), Una Stubbs (Mrs. Hudson), Rupert Graves (Detective InspectorI Lestrade), Mark Gatiss (Mycroft Holmes), Louise Brealey (Molly Hooper)

DVD

Polyband

Bild: 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Englisch

Bonusmaterial: Audiokommentar zu „Ein Fall von Pink“ von Mark Gatiss, Steven Moffat und Sue Vertue, Audiokommentar zu „Das große Spiel“ von Benedict Cumberbatch, Martin Freeman und Mark Gatiss, „Sherlock – A Study in Pink“ (der nicht gezeigte einstündig Pilotfilm), Making-Of „Unlocking Sherlock“ (mit deutschen Untertiteln), Booklet

Länge: 270 Minuten (2 DVDs)

FSK: ab 12 Jahre

Die ersten drei Fälle von Sherlock Holmes und Dr. John Watson

Ein Fall von Pink (A Study in Pink, GB 2010)

Regie: Paul McGuigan

Drehbuch: Steven Moffat

Der blinde Banker (The Blind Banker, GB 2010)

Regie: Euros Lyn

Drehbuch: Steve Thompson

Das große Spiel (The Great Game, GB 2010)

Regie: Paul McGuigan

Drehbuch: Mark Gatiss

Hinweise

The Science of Deduction (Homepage von Sherlock Holmes)

John Watson’s Blog

Molly Hooper’s Diary

BBC über „Sherlock“

BBC Germany über „Sherlock“

ARD über „Sherlock“

Hartswood Film über „Sherlock“

 

YouTube-Kanal „Sherlock“

Wikipedia über „Sherlock“ (deutsch, englisch)

Homepage von Sir Arthur Conan Doyle (Erben)

Krimi-Couch über Sir Arthur Conan Doyle

Kirjasto über Sir Arthur Conan Doyle

Wikipedia über Sir Arthur Conan Doyle (deutsch, englisch)

Sherlockian.net (Einstiegsseite mit vielen Links)

Thrilling Detective über Sherlock Holmes

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles “Sherlock Holmes Geschichten”, “Sherlock Holmes Kriminalgeschichten” und “The Adventures of Sherlock Holmes” (und hier eine Auflistung der in diesen Werken enthaltenen Geschichten)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Davide Fabbris (Zeichner): Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies! (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies, 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Ein Fall von Pink“ (A Study in Pink)

Sherlock Holmes in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 13. August: Sherlock Holmes: Die Stimme des Terrors/Das Haus des Schreckens/Verhängnisvolle Reise

August 13, 2011

 

3sat, 02.15

Sherlock Holmes: Die Stimme des Terrors (USA 1942, R.: John Rawlings)

Drehbuch: Lynn Riggs, Robert D. Andrews, John Bright

LV: Arthur Conan Doyle: His last bow, 1917

Nachdem die Serie in die Gegenwart verlegt wurde, durfte Holmes auch Nazis bekämpfen; – obwohl hier noch auf eine Geschichte von Doyle Bezug genommen wird.

Mit Basil Rathbone, Nigel Bruce

3sat, 03.20

Sherlock Holmes: Das Haus des Schreckens (USA 1945, R.: Roy William Neill)

Drehbuch: Roy Chanslor

LV: Sir Arthur Conan Doyle: The Adventure of the five Orange Pips (erschienen in Adventures of Sherlock Holmes, 1891)

Die Mitglieder eines Londoner Clubs werden umgebracht. Sherlock Holmes sucht den Täter.

Siebter Krimi der Holmes-Filme des Universal Studios mit Basil Rathbone und Nigel Bruce

3sat, 04.25

Sherlock Holmes: Verhängnisvolle Reise (USA 1943, R.: Roy William Neill)

Drehbuch: Bertram Millhauser, Lynn Riggs

LV: Figur von Sir Arthur Conan Doyle

Holmes bekämpft in Washington Nazi-Spione, die einen Mikrofilm in ihre Hände bekommen wollen. – Jedenfalls im Original. Die erste deutsche Synchronisation machte aus den Nazis normale Gangster, die an eine Arznei ran wollen.

Im Kino lief 1959 ein gekürzter Zusammenschnitt von „Verhängnisvolle Reise“ und „Die Geheimwaffe“ als „Sherlock Holmes in geheimer Mission“.

Unterhaltsamer Universal-Oldie mit Basil Rathbone und Nigel Bruce

Hinweise

Wikipedia über „Sherlock“ (deutsch, englisch)

Homepage von Sir Arthur Conan Doyle (Erben)

Krimi-Couch über Sir Arthur Conan Doyle

Kirjasto über Sir Arthur Conan Doyle

Wikipedia über Sir Arthur Conan Doyle (deutsch, englisch)

Sherlockian.net (Einstiegsseite mit vielen Links)

Thrilling Detective über Sherlock Holmes

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles “Sherlock Holmes Geschichten”, “Sherlock Holmes Kriminalgeschichten” und “The Adventures of Sherlock Holmes” (und hier eine Auflistung der in diesen Werken enthaltenen Geschichten)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Davide Fabbris (Zeichner): Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies! (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies, 2010)

Sherlock Holmes in der Kriminalakte

Bonus – oder noch mehr Sherlock Holmes

 

 


TV-Tipp für den 12. August: Hellboy

August 12, 2011

Pro 7, 20.15

Hellboy (USA 2004, Guillermo del Toro)

Drehbuch: Guillermo del Toro (nach einer Geschichte von Guillermo del Toro und Peter Briggs

LV: Mike Mignola: Hellboy

Hellboy, ein zum Guten erzogener Dämon, verkloppt im Auftrag einer geheimen FBI-Einheit Dämonen. Jetzt kämpft er gegen den untoten Mönch Rasputin und den SS-Mann Kroenen, die ihr vor sechzig Jahren unterbrochenes Werk vollenden wollen.

Guillermo del Toro könnte ein Bruder von Robert Rodriguez sein. Auch seine Filme sehen teurer aus als sie sind und auch er liebt die Popkultur.

„Hellboy“ ist eine der wenigen gelungenen Comicverfilmungen. Kein Wunder. Schließlich hat hier ein Fan einen Film für andere Fans (alle mit einem kindischen Gemüt) gemacht.

Mit Ron Perlman, John Hurt, Selma Blair, Rupert Evans

Wiederholung: Sonntag, 14. August, 22.25 Uhr

Hinweise:

Hellboy-Comic-Seite (oder Mike Mignolas Hellboy-Seite)

Amerikanische Hellboy-Film-Seite

Deutsche Hellboy-Film-Seite

Wikipedia über „Hellboy“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Mike Mignola (Autor)/John Arcudi (Autor)/Guy Davis (Zeichner) „B. U. A. P.: Tödliches Terrain (Band 7)“ (BPRD: Killing Ground, 2008)

Meine Besprechung von Mike Mignola (Autor)/John Arcudi (Autor)/Guy Davis (Zeichner) „B. U. A. P.: Die Warnung (Band 8)“ (BPRD: The Warning, 2009/2010)


DVD-Kritik: Tom Thorne und „Der Kuss des Sandmanns“

August 11, 2011

 

Wow. Die Briten haben es wieder einmal geschafft. Während bei uns Ende Juli ein „Polizeiruf 110“ zum Schutz der Jugend vor der Ausstrahlung gerade vom ursprünglich geplanten 20.15-Uhr-Termin auf eine spätere Uhrzeit verschoben wird, weil er zu spannend sei, es keine klaren Grenzen zwischen Gut und Böse gebe und der Staat komplett versage, nehmen die Briten einen schon ziemlich düsteren Roman von Mark Billingham und verschärfen ihn. Denn zwischen dem Ermittler, D. I. Tom Thorne, und dem Serienmörder besteht im Film eine besondere Verbindung, die weit über die künstliche Verbindung der Beiden in Billinghams Roman hinausgeht. Sowieso haben die beiden Drehbuchautoren Dudi Appleton und Jim Keeble die Vorlage kräftig geändert. Sie haben die Stärken, wie die Prämisse, übernommen, die Schwächen, wozu vor allem die schlechte Konstruktion des Romans gehört, ignoriert und die 2000 spielende Geschichte in die Gegenwart verlegt.

Im Buch und im Film hat ein Unbekannter in London mehrere Frauen ermordet. Alison Willets (Sara Lloyd-Gregory) überlebt und liegt fortan im Krankenhaus. Sie kann nur noch ihre Augen bewegen. Erschreckt muss Tom Thorne (David Morrissey), nach einem Brief des Mörders an ihn, feststellen, dass Alison Willetts das erste Opfer war, bei dem er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte. Nicht Willetts, sondern die Toten sind seine Fehlschläge.

Im Buch konzentriert sich Tom Thorne schnell auf den Arzt Jeremy Bishop (Stephen Campbell Moore), der Willetts als erster im Krankenhaus behandelte. Er hält ihn für den Täter. Die Indizien sind zwar dünn und Thorne beginnt auch eine Affäre mit Anne Coburn (Natasha McElhone), die Willets behandelt und mit Bishop seit Ewigkeiten gut befreundet ist. Weil Thorne in Billinghams Debütroman „Der Kuss des Sandmanns“ die meiste Zeit einfach nur diese eine Spur verfolgt, ohne dass er dabei einen Schritt weiter kommt, und es auch keine anderen Verdächtigen gibt, zieht sich der Roman in der Mitte wie Kaugummi und Thorne wird immer mehr zum langweilenden, den Leser verärgernden Dummkopf. Denn selbstverständlich ist jemand, der vom Autor so deutlich als Täter aufgebaut wird, nach den Regeln des Whodunits (und formal folgt Billingham der Struktur des Rätselkrimis) am Ende nicht der Täter.

Im Film gibt es dagegen mehrere Verdächtige. Die Polizei, und damit auch Tom Thorne, verfolgt mehrere Spuren und, nachdem der Täter ein Ereignis aus Thornes Vergangenheit erwähnt, weiß Thorne, dass der Täter sein großes Geheimnis kennt.

Gleichzeitig versucht Thornes Kollege Kevin Tugham (Eddie Marsan) den ihm verhassten Kollegen als Mörder zu überführen und der mit Thorne gut befreundete Gerichtsmediziner Phil Hendricks (Aidan Gillen) wird im Lauf der Ermittlungen auch als Mörder verdächtigt.

Das ist viel Stoff für zwei Stunden, aber den Autoren Dudi Appleton und Jim Keeble (die auch Bücher für „Silent Witness“ und „Der Preis des Verbrechens“ schrieben) und Regisseur Stephen Hopkins („Predator 2“, „Mörderisches Spiel“, „24“ und „Californication“) gelang es, das alles sehr pointiert zu erzählen und Stephen Hopkins, der den Film in der Umgebung des neuen Olympiastadiums und im East End drehte, hat auch einige ungewöhnliche und noch nicht totgefilmte Stadtansichten eingefangen. Aber am ungewöhnlichsten und, obwohl Billingham im Roman auch mehrere Szenen aus Alison Willetts Perspektive geschrieben hat, sind die aus Willets Perspektive inszenierten Szenen, in denen wir ihre Gedanken hören können. Sie gehören zum Schlimmste, was es seit langem im Fernsehen zu sehen gab. Denn bewegungslos und fast kommunikationsunfähig im eigenen Körper eingesperrt zu sein, kann man sich nur allzu leicht vorstellen. In dem von Alfred Hitchcock inszeniertem Kurzfilm „Breakdown“ befand Joseph Cotten sich in einer ähnlichen Lage.

Mit einigen Interviewschnipseln ist das Bonusmaterial enttäuschend ausgefallen.

Der zweite Tom-Thorne-Film „Die Tränen des Mörders“ (Scaredy Cat) ist ab jetzt im Verleih und ab dem 15. September im Handel.

Der Kuss des Sandmanns – Tom Thorne ermittelt (Thorne: Sleepyhead, GB 2010)

Regie: Stephen Hopkins

Drehbuch: Dudi Appleton, Jim Keeble

LV: Mark Billingham: Sleepyhead, 2001 (Der Kuss des Sandmanns)

mit David Morrissey, Natasha McElhone, Eddie Marsan, O. T. Fagbenle, Aidan Gillen, Lorraine Ashbourne, Stephen Campbell Moore, Joshua Close

DVD

EuroVideo

Bild: 1.78:1

Ton: Deutsch, Englisch (DD 5.1)

Untertitel: –

Bonusmaterial: Interviews mit David Morrissey, Jim Keeble und Dudi Appleton, Natasha McElhone, Eddie Marson, Aidan Gille, O. T. Fagbenle, Stephen Campbell Moore, Joshua Close (insgesamt 10:20 Minuten), Deutscher Trailer (2:20 Minuten)

Länge: 120 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Der Roman „Der Kuss des Sandmanns“ (Goldmann, später Portobello) ist derzeit nur antiquarisch erhältlich.

Einige neuere Thorne-Romane sind bei Goldmann erhältlich.

Hinweise

Ski 1 über Tom Thorne

Homepage von Mark Billingham

Meine Besprechung von Mark Billinghams „In der Stunde des Todes (Lifeless, 2005)

Mark Billingham in der Kriminalakte

 


TV-Tipp für den 11. August: Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra

August 11, 2011

ARD, 22.45

Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra (I 2008, R.: Matteo Garrone)

Drehbuch: Maurizio Braucci, Ugo Chiti, Gianni Di Gregorio, Matteo Garrone, Massimo Gaudioso, Roberto Saviano

LV: Robert Saviano: Gomorra, 2006 (Gomorrha)

Hochgelobte Verfilmung von Savianos auf Tatsachen basierendem gleichnamigem Roman. Garrone zeichnet in fünf unabhängigen Handlungssträngen ein unglamouröses Bild der Camorro in Neapel.

Der Film erhielt in Cannes den Großen Preis der Jury.

Mit Salvatore Abruzzese, Maria Nazionale, Toni Servillo

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Französische Homepage zum Film

Italienische Homepage zum Film

Film-Zeit über “Gomorrha”

FAZ: Andreas Kilb interviewt Roberto Saviano (2007)