Neu im Kino/Filmkritik: „Eine offene Rechnung“ wird vollumfänglich beglichen

Mitte der sechziger Jahre werden die drei jungen Mossad-Agenten Stephen Gold (Marton Csokas/Tom Wilkinson), David Peretz (Sam Worthington/Ciarán Hinds) und Rachel Singer (Jessica Chastain/Helen Mirren), bei ihrem ersten Feldeinsatz, undercover nach Ost-Berlin geschickt. Sie sollen Dieter Vogel (Jesper Christensen), der als „Chirurg von Birkenau“ einer der schlimmsten KZ-Ärzte war und jetzt als Frauenarzt in Ost-Berlin arbeitet, identifizieren und nach Israel entführen. Dort soll er vor Gericht gestellt werden. Der Einsatz geht teilweise schief und dreißig Jahre später sind Gold, Peretz und, vor allem, Singer für ihre damalige Heldentat, die inzwischen zu einem Nationalmythos wurde, berühmt. Doch die Heldensaga hat, wie wir spätestens seit dem Western-Klassiker „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ wissen, mit der Wahrheit nur wenig zu tun und jetzt könnte die Wahrheit bekannt werden.

John Madden (Shakespeare in Love, Killshot) erzählt in „Eine offene Rechnung“ die Geschichte von Rachel Singer, die zur Heldin der Mission wurde und deren Tochter jetzt ein Buch über ihre Heldentat geschrieben hat, elegant auf zwei Zeitebenen und zwischen Legende und Wirklichkeit wechselnd.

So wird aus dem Thriller schnell ein tolles Drama um Schuld und Sühne, um das Leben mit einem selbstgeschaffenem Mythos, um einen daraus entstandenen Nationalmythos und der Frage, welchen Preis man bereit ist, für die Wahrheit zu zahlen.

Das sind schwere moralische und politische Fragen, die von John Madden, den Drehbuchautoren Matthew Vaughn (Kick-Ass, X-Men: Erste Entscheidung), Jane Goldman (dito) und Peter Straughan (Männer, die auf Ziegen starren; Dame, König, Ass, Spion), dem hochkarätigem Ensemble und Kameramann Ben Davis (Layer Cake, Kick-Ass) in erster Linie über die Bilder transportiert werden.

So entstand angenehm altmodisches Erzählkino, bei dem die Geschichte im Mittelpunkt steht, und das auch wegen seiner Handlungszeit (1965/66 und 1997) wie aus der Zeit gefallen wirkt, aber immer noch aktuelle Fragen stellt.

Eine offene Rechnung (The Debt, USA 2010)

Regie: John Madden

Drehbuch: Matthew Vaughn, Jane Goldman, Peter Straughan (nach dem Drehbuch des Films „Ha-Hov“ von Assaf Bernstein und Ido Rosenblum)

mit Helen Mirren, Tom Wilkinson, Ciarán Hinds, Jessica Chastain, Marton Csokas, Sam Worthington, Jesper Christensen, Brigitte Kren

Länge: 113 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Eine offene Rechnung“

Wikipedia über „Eine offene Rechnung“

Meine Besprechung von John Maddens Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot“

 

2 Responses to Neu im Kino/Filmkritik: „Eine offene Rechnung“ wird vollumfänglich beglichen

  1. […] Matthew Vaughan/Jane Goldman/Peter Straghan: The Debt (meine Besprechung von „Eine offene Rechnung“) […]

  2. […] überraschend hochkarätigem Cast. Jessica Chastain ist nach „The Tree of Life“, “Eine offene Rechnung” (mit Sam Worthington) und „The Help“ die Entdeckung des letzten Kinojahres, Chloë Grace Moretz […]

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