DVD-Kritik: „Caged“, oder Was passiert, wenn man irgendwo im Hinterland die Hauptstraße verlässt

Inspiriert von wahren Ereignissen“ scheint inzwischen die Formel zu sein, um jede noch so abstruse Geschichte mit etwas „Realität“ zu adeln. Denn auch bei „Caged“ erfährt man nicht, welche wahren Ereignisse die Geschichte inspiriert haben und etwas künstlerische Freiheit geht immer.

Jedenfalls werden in diesem französischem Horrorfilm drei Ärzte (zwei Männer, eine Frau), nachdem sie irgendwo in Ex-Jugoslawien eine Abkürzung genommen haben (Merke: Verlasse niemals die Hauptstraße!), entführt. Ihre Entführer sprechen nur irgendeine fremde Sprache und anstatt das Jungärztetrio gleich zu schlachten, halten sie sie zunächst im Keller gefangen. Ziemlich schnell wird klar, dass sie als Organspender herhalten sollen.

Über die offensichtlichen Vorbilder von „Caged“ muss wohl nicht groß gesprochen werden. Immerhin gab es in den vergangenen Jahrzehnten wahrlich genug Horrorfilme, in denen einige unschuldige, vorwiegend jüngere Menschlein in die Hände einer durchgeknallten Hinterwaldsippe fallen und dann geht das lustige Abschlachten los. Weil die Genrekonventionen so starr sind, ist es schwierig, etwas Neues zu erzählen. Auch „Caged“ folgt brav und überraschend kurz den Genrevorgaben. Denn nach 75 Minuten ist bereits alles vorbei.

Dennoch ist der Mittelteil, die Gefangenschaft der Ärzte, zu lang geraten. Denn die Gefangenen warten, abgesehen von einem Fluchtversuch, nur, dumpf brütend, auf ihr Schicksal.

Wenn’s dann doch mit dem Ausbruch losgeht, muss man die üblichen Idiotien ertragen (Wobei: Warum glaube ich, dass ich in dieser Situation vernünftig handeln würde?). Jedenfalls sucht die Jungärztin Carole (Zoé Felix) nicht nach dem Schlüssel für die Zellen, sondern sie holt in einer supergefährlichen Aktion einen Bolzenschneider. Sie schnappen sich, als Waffen, auch keine Messer aus dem versifftem OP-Raum, sondern laufen einfach über einen vom Haus der Bösewichter gut einsehbaren Feldweg einen gefühlte Ewigkeit los zum schützenden Wald, während gleich neben dem Haus ebenfalls ein Wald ist. Und selbstverständlich versuchen sie nicht, Hilfe herbeizutelefonieren.

Aber das gehört auch irgendwie zum festen Inventar des Genres. Geändert haben sich in den vergangenen Jahrzehnten nur die Bilder. Inzwischen sehen auch schlechte Filme gut aus. Auch die Dialoge und die Schauspieler sind okay.

Caged“ ist wahrlich kein Film, den man sich ansehen muss. Der Gore- und Ekel-Anteil (immerhin hat der Film eine Ab-18-Jahre-Freigabe erhalten) hält sich in sehr überschaubaren Grenzen, wobei Carole ihre Kleider ordentlich mit Blut beschmutzen darf. Aber eine tiefere Botschaft entsteht so nicht und als psychologisches Drama war „Caged“ nie gedacht.

Caged (Captifs, Frankreich 2010)

Regie: Yann Gozlan

Drehbuch: Yann Gozlan, Guillaume Lemans

mit Zoé Félix, Eric Savin, Arié Elmaleh, Ivan Franek, Igor Skreblin, Philippe Krhajac, Margaux Guenier, Goran Kostic

DVD

Koch Media

Bild: 2.35:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Französisch (DTS, Dolby Digital 5.1)

Untertitel: –

Bonusmaterial: Originaltrailer

Länge: 84 min

FSK: ab 18 Jahre

Hinweise

Französische Homepage zum Film

Wikipedia über „Caged“

 

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