Als Angel Dare in Christa Fausts tollem Pulp-Krimi „Hardcore Angel“ ihren ersten Auftritt hatte, war sie sicher eine der ungewöhnlichsten Krimi-Heldinnen: denn sie verdiente ihr Geld als Pornostar und Inhaberin einer Agentur, die jüngere Frauen für Pornodrehs vermittelte. In dem Krimi legte sie sich mit einer Bande Menschenschmuggler an.
Am Ende von „Hardcore Angel“ hat sie bei ihnen blutig aufgeräumt und erhält im Zeugenschutzprogramm eine neue Identität.
Am Anfang von „Die Rachegöttin“ kellnert sie in einem Diner in der Nähe von Yuma, Arizona, und versucht an eine neue Identität, von der die Regierung, die sie auch im Zeugenschutzprogramm nicht vor ihren Verfolgern schützen konnte, nichts weiß, zu kommen. Da betritt Thick Vic Ventura das Restaurant. Er ist ihre alte Liebe aus den glücklichen Tagen als Pornodarstellerin und der Vater von Cody, einem jungen Mann, der unsterblich in Angel verliebt ist und unbedingt in der Realityshow „All American Fighter“ auftreten will.
Während sie noch überlegt, was diese Begegnung für ihr Leben bedeutet, betreten drei Mexikaner das Lokal und erschießen Thick Vic hinterrücks. Während des blutigen Schusswechsels kann Angel mit Cody flüchten.
Aber die Mexikaner verfolgen sie und Angel weiß nicht warum. Denn natürlich haben die Verbrecher aus „Hardcore Angel“ noch eine Rechnung mit ihr offen und Cody hat es sich mächtig mit einem lokalen Gangsterboss verscherzt.
„Die Rachegöttin“ hat natürlich nicht mehr das Überraschungspotential von „Hardcore Angel“. Denn ein Krimi, der im Pornomilieu spielt und dies nicht moralinsauer für Belehrungen über unterdrückte Frauen, sondern für eine zünftige (Saftige? Spritzige?) Geschichte mit einer selbstbewussten Heldin, der ihre Arbeit und Sex Spaß macht, benutzt, ist schon etwas besonderes. Entsprechend euphorisch wurde ihr schnörkellos geschriebener Roman in der Krimiszene abgefeiert.
In dem zweiten Angel-Dare-Abenteuer wiederholt Christa Faust aber nicht einfach die Erfolgsformel von „Hardcore Angel“. Das Pornofilmmilieu spielt erst gegen Ende des Romans, wenn Angel, Cody und sein Trainer Hank „The Hammer“ Hammond in Las Vegas sind, eine, eher austauschbare, Rolle. Bis dahin geht es durch das amerikanische Hinterland und über die Grenze nach Mexiko. Es geht um Drogenschmuggel und schmutzige Geschäfte im Kampfsport. Das ist für Hardboiled-Fans dann doch eher vertrautes Terrain.
Das ändert aber nichts daran, dass „Die Rachegöttin“ ein flott zu lesendes, pulpiges Roadmovie mit einer ordentlichen Portion Sex (eher wenig) und Gewalt (mehr) ist.
–
Christa Faust: Die Rachegöttin
(übersetzt von Gerold Hens)
Rotbuch Verlag, 2012
224 Seiten
14,95 Euro
–
Originalausgabe
Choke Hold
Hard Case Crime, 2011
–
Hinweise
Meine Besprechung von Christa Fausts „Hardcore Angel“ (Money Shot, 2008)
Meine Besprechung von Christa Fausts „Control Freak“ (Control Freak, 1998)


[…] • Choke Hold (Die Rachegöttin), von Christa Faust (Hard Case Crime) […]
[…] Meine Besprechung von Christa Fausts „Die Rachegöttin“ (Choke Hold, 2011) […]
[…] Choke Hold (Die Rachegöttin), von Christa Faust (Hard Case Crime) […]
[…] Empfehlung! […]