Dass die Öffentlichkeit sich durch das Internet wandelt, dürfte niemand bestreiten. Die Frage ist nur, wie die neue Öffentlichkeit aussieht. Die grünnahe Heinrich-Böll-Stiftung versucht in ihrem kostenlos erhältlichen Sammelband „Öffentlichkeit im Wandel – Medien, Internet, Journalismus“ in 24 Texten darauf eine Antwort zu geben und wer sich schon länger für Netzpolitik interessiert, wird unter den Autoren und Interviewpartnern viele bekannte Namen, wie Stephan Weichert, Robin Meyer-Lucht, Peter Glaser, Geert Lovink, Markus Beckedahl, Christiane Schulzki-Haddouti, Matthias Spielkamp und Marcel Weiß entdecken.
Und natürlich gibt es in dem lesenswertem Buch nicht die eine Antwort, sondern es werden verschiedene Aspekte des Wandels beleuchtet. Aber insgesamt wird dieser Wandel, teils vielleicht zu optimistisch, begrüßt und die Chance für eine neue, politisch informierte Öffentlichkeit und einen neuen Journalismus gesehen.
Es gibt auch Aufsätze über mögliche Einnahmequellen im Netz. Denn bisher verdienen die Tageszeitungen im Netz noch kein Geld. Bislang haben sie viele Abonnenten für die gedruckten Ausgaben, die für entsprechend feste Einnahmen sorgen. Denn bis ein Abonnent sein Abo kündigt, muss einiges geschehen. Spielkamp erklärt, warum die Verlage im Netz nicht so schutzlos sind, wie sie immer wieder behaupten. Und Jeanne Collins berichtet von ihrem „Sommer auf der Content-Farm“.
Nachdem die meisten Aufsätze über die deutsche und die US-amerikanische Öffentlichkeit gehen, muten die letzten drei Aufsätze über den Wandel der Öffentlichkeit in Russland, Weißrussland und China etwas unpassend an. Aber sie zeigen, dass es immer wieder Wege gibt, sich gegen staatliche Propaganda zu wehren. Früher mit Flugblättern und den Gründungen von Zeitungen („taz“), später mit Radiosendern und CD-Roms und jetzt, wesentlich kostengünstiger und einem potentiell größerem Publikum, im Internet.
Heinrich-Böll-Stiftung (Herausgeber): Öffentlichkeit im Wandel – Medien, Internet, Journalismus (Bildung + Kultur, Band 11)
Heinrich-Böll-Stiftung, 2012
156 Seiten
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Hinweise
Heinrich-Böll-Stiftung: Seite zum Buch (mit mehreren Audiodateien), Diskussion „Qualitätsjournalismus:Neue Ansprüche und alte Werte“ und Download des Buches
