In der Batman-Geschichte „Kaputte Stadt“ machen Autor Brian Azzarello und Zeichner Eduardo Risso dort weiter, wo sie in der fantastische Noir-Serie „100 Bullets“ aufhörten. Düsterer sah Gotham City wahrscheinlich nie aus und unser Held Batman benimmt sich die meiste Zeit wie ein vigilantischer Rächer, der bedenkenlos foltert bis er die Antwort bekommt, die er von Anfang an hören wollte.
Er sucht den Mörder von Elizabeth, der jungen Schwester des halbseidenen Autohändlers Angel Lupos, deren Leiche auf einer Müllkippe gefunden wurde. Batman glaubt, dass Waylon „Killer Croc“ Jones das Mädchen in Lupos‘ Auftrag ermordete und auf seiner Jagd nach ihm nimmt er keine Rücksichten.
Als „Batman – Kaputte Stadt“ entstand, waren die USA nach 9/11 gerade mitten im Antiterrorkampf und die US-Regierung versuchte alles, um Folter als probate Verhörmethode zu legitimieren. Brian Azzarello und Eduardo Risso reflektieren diese Stimmung in ihrem düsteren Comic, der damals ein bitterböser tagespolitischer Kommentar über den „war on terror“ war und heute vor allem wegen der Zeichnung des Helden verstört. Denn Batman ist ein humorlosen Folterer, der anderen bedenkenlos Schmerzen zufügt, weil er sich im Recht sieht und sich die Beweise nach eigenem Gusto zurechtlegt. Genau wie damals die in Washington um Präsident George Bush jr. regierende Clique von Neokonservativen, die sich die Welt so zusammenbastelten, wie es ihnen gefiel.
Die Sympathien des Lesers für Batman sinken, bis zum Schluss, wenn Batman erkennt, dass das Motiv für seine Vendetta der Tod seiner Eltern war und er in Arkham, Gothams Anstalt für geisteskranke Schwerverbrecher, seinen alten Gegner, den Joker, trifft, auf den Gefrierpunkt.
„Kaputte Stadt“ ist ein sarkastischer Blick in die US-Seele. Dieses Mal nicht im „100 Bullets“-, sondern im „Batman“-Kosmos.
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Brian Azzarello (Autor)/Eduardo Risso (Zeichner): Batman – Kaputte Stadt
(übersetzt von Steve Kups)
Panini, 2012
148 Seiten
14,95 Euro
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Originalausgabe
Broken City: Part 1 – 5, Conclusio (Batman # 620 – 625)
DC Comics, Dezember 2003 – Mai 2004
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Hinweise
Meine Besprechung von Brian Azzarello/Eduardo Rissos “Jonny Double” (Jonny Double, 2002)
