DVD-Kritik: Wer ist der „King of Devil’s Island“?

Vor hundert Jahren wurde in der auf der Insel Bastøy liegenden Haftanstalt, wo der bedrückende Film „King of Devil’s Island“ spielt, versucht, Jugendlichen mit harter Hand zu wertvollen Mitgliedern der Gemeinschaft zu machen. Dafür wurden sie auf der kleinen Insel uniformiert, mit Nummern angesprochen und nach rigiden Regeln erzogen. Wer sich unterordnete, hatte die Chance, irgendwann die Insel zu verlassen.

Eines Tages trifft Erling (Benjamin Helstad) ein. Er passt nicht wirklich zu den anderen Sträflingen. Denn er ist anscheinend älter als die anderen Jugendlichen, die teilweise noch Kinder sind oder als Kinder auf die Insel kamen, und er arbeitete vorher schon als Seemann. Viel mehr erfahren wir nicht über ihn. Auch nicht, weshalb er, oder irgendein anderer der inhaftierten Jugendlichen, nach Bastøy geschickt wurde.

Er befreundet sich mit Olav (Trond Nilssen), versucht zu fliehen, erkennt schnell, dass das über den Fjord fast nicht möglich ist.

Sein Gegenspieler ist der von Stellan Skarsgård gespielte Anstaltsleiter. Es gelingt ihm, den gläubigen Heimleiter in wenigen Szenen als einen Mann zu zeichnen, der zwar Gutes tun will, der dafür aber die falschen Mittel einsetzt und durch seinen Führungsstil und seine Entscheidungen letztendlich eine Revolte der Jugendlichen provoziert.

In diesen Momenten erinnert er an den von Burghart Klaußner in Michael Hanekes „Das weiße Band“ gespielten Pastor. Sowieso hat Marius Holsts „King of Devil’s Island“ mehr Ähnlichkeiten mit Hanekes fast zeitgleich spielendem Film, als mit Hollywoodfilmen wie „Gesprengte Ketten“, „Papillon“ oder „Flucht von Alcatraz“, die den Kampf des Individuums gegen ein unterdrückerisches System feiern.

Marius Holst erzählt in nüchternen, ruhigen Bildern, die sich den offensichtlichen Dramatisierungen verschließen, von den Bastøy-Jugendlichen. Durch eben diese distanzierte Erzählweise, die auch die meisten Klischees des Gefängnisfilms meidet, ist man allerdings auch immer ein eher objektiver Beobachter des Geschehens. Die in den Bildern liegende Anklage gegen das damalige Bastøy-Regime kann man intellektuell gut nachvollziehen.

Emotional bleibt man allerdings eher unbeteiligt und weil die Geschichte auch keine großen Überraschungen hat, wird „King of Devil’s Island“ auch etwas zäh.

King of Devil’s Island (Kongen av Bastøy, Norwegen 2010)

Regie: Marius Holst

Drehbuch: Dennis Magnusson, Eric Schmid (nach einer Geschichte von Mette M. Bølstad und Lars Saabye Christensen)

mit Stellan Skarsgård, Benjamin Helstad, Kristoffer Joner, Trond Nilssen, Morten Løvstad, Daniel Berg, Odin Gineson Brøderud, Magnar Botten, Magnus Langlete

DVD

Alamode Film

Bild: 2,35:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Norwegisch

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: ?

Länge: 115 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Norwegische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „King of Devil’s Island“

Rotten Tomatoes über „King of Devil’s Island“

Wikipedia über „King of Devil’s Island“ (deutsch, englisch, norwegisch)

 

 

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