Während im Fernsehen die Wilsberg-Krimis mit Leonard Lansink seit Jahren äußerst beliebt sind, hat Wilsberg-Erfinder Jürgen Kehrer seit „Wilsberg und die dritte Generation“ (2006) keinen eigenständigen Kriminalroman mit dem sympathischen Privatdetektiv aus Münster geschrieben. Aber immerhin hat er für seine Kurzgeschichten-Sammlung „Wilsbergs Welt“ drei neue Wilsberg-Geschichten geschrieben.
In dem Sammelband sind:
Wilsbergs Welt
Der Krötenmann (Originalveröffentlichung)
Der Rest ist Schweigen (aus Sandra Lüpkes/Jürgen Kehrer [Hrsg.]: Mörderisches Münsterland, 2010)
Wilsberg und der dritte Mann (aus Angela Eßer [Hrsg.]: Schöne Leich‘ in Wien, 2008)
Raucher sind Mörder (aus Leo P. Ard [Hrsg.]: Der Mörder kennt die Satzung, 1996 [überarbeitete Fassung 2007])
Wilsberg und die Leiche mit dem Löffel (Originalveröffentlichung)
Wilsberg am Hellweg – Chronik eines annoncierten Todes (aus H. P. Karr/Herbert Knorr [Hrsg.]: Mord am Hellweg IV, 2008)
„Mein Name ist Li, Schmutzli“ (Originalveröffentlichung)
Wilsberg – Eine Weihnachtsgeschichte (aus Jan Costin Wagner [Hrsg.]: Mordsweihnachten, 2010)
Der Rest der Welt
Zweites Leben, zweiter Tod (veröffentlicht als Download bei der Buchhandelskette Jokers)
Von Schleim bis Hammerhart (aus Mörderisches vom Rothaarsteig, 2012)
Leer kann auch grausam sein (aus Jürgen Alberts [Hrsg.]: Morden im hohen Norden, 2006)
Der Kaplan klebt Pappplakate (aus Sandra Lüpkes [Hrsg.]: Wer tötete Fischers Fritz?, 2008)
Mord im Samba-Express (aus Gesine Schulz/Ina Coelen [Hrsg.]: Radieschen von unten, 2006)
Glück ab in Ahlen (aus H. P. Karr/Herbert Knorr [Hrsg.]: Mord am Hellweg III, 2006)
Das Manöver des letzten Augenblicks (aus Jan Zweyer/Thomas Koch [Hrsg.]: Tot auf Töwerland, 2009)
Die fünfzehn Geschichten sind durchgängig flott zu lesen und die Schlusspointe ist meistens sehr gelungen und auch überraschend. Wobei mir die Wilsberg-Geschichten wegen des bekannten Charakters und weil sie mehr auf Witz und weniger auf Mord und Totschlag setzen, besser gefallen.
Allerdings ist die von Jürgen Kehrer zusammen mit Sandra Lüpkes geschriebene Geschichte „Der Rest ist Schweigen“ auch die schwächste Geschichte des Sammelbandes, weil sie sich wie zwei ziemlich unabhängige Geschichten liest (die Einteilung in zwei Akte, wobei Wilsberg nur in dem zweiten Akt auftritt, verstärkt diesen Effekt), die typische Wilsberg-Lakonie weitgehend fehlt und die Idee den echten Georg Wilsberg mit dem Wilsberg-Schauspieler zusammentreffen zu lassen, keine neuen Aspekte zutage fördert.
Und, immerhin stirbt die Hoffnung zuletzt, vielleicht sind die neuen Wilsberg-Geschichten auch ein Hinweis auf ein neues Wilsberg-Buch.
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Jürgen Kehrer: Wilsbergs Welt
Grafit, 2012
192 Seiten
9,99 Euro
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Hinweise
Meine Besprechung von Jürgen Kehrers „Wilsberg und die dritte Generation“ (2006)
Meine Besprechung von Jürgen Kehrers „Fürchte dich nicht“ (2009)
Jürgen Kehrer in der Kriminalakte

Die Gechichten eignen sich hervorragend für unterwegs, sind spannend und lustig zugleich und vermitteln Münsteranern ein Heimatgefühl.