Die Fans von Kevin Smith, dem Regisseur von den typischen Kevin-Smith-Filmen „Clerks“, „Chasing Amy“, „Dogma“, seinem Hollywood-Mainstream-Debüt „Cop Out“ und seinem Quentin-Tarantino-Film „Red State“, haben „Tough Sh*t“ sicher schon gekauft.
Die anderen sollten die folgenden Zeilen über diese Mischung aus Autobiographie, Erlebnissen und ausführlichen Betrachtungen über Dies und Das lesen. Denn „Tough Sh*t“ liest sich wie eine eher lieblos-hastige Zusammenstellung von einigen, kaum zusammenpassenden Texten. So hätte ich nach dem ersten Kapitel „Na, dann wollen wir mal loslegen, oder, Leute?!“ am liebst gleich wieder aufgehört. Aber ich hatte in der U-Bahn nur dieses Buch dabei. Denn Kevin Smiths Eloge an seinen Vater und wie toll es ist, dass er der Sohn seiner ganz tollen Eltern ist, und dass er schon ein Gewinner ist, weil er überhaupt auf die Welt gekommen ist, ist letztendlich nur ein Stück Pennälerhumor der unwitzigen Sorte, die sich darin gefällt, möglichst oft „Wichse“ zu sagen und das für witzig hält.
Danach folgen die besten Kapitel des Buches. In „Was sind eigentlich Pig Newtons? Oder wie die ganze Kiste ins Rollen kam“ erzählt er von seinem ersten Kinobesuch in New York, die Premiere von „The Dark Backward“ von Adam Rifkin im Kultkino Angelika, und dass er dadurch und vor allem Richard Linklaters „Slackers“ das Vertrauen bekam, selbst Regisseur zu werden. Er fasst in „Scheiß, der auf meinen Mist gewachsen ist“ kurz seine Filme zusammen. Das ist okay, aber auch nicht viel tiefgründiger als ein Wikipedia-Artikel. Er erzählt unter anderem in „Miramaxtiere und so Scheiß“, aber auch in jedem Kapitel, das sich mit seinen Filmen beschäftigt, von seinen Jahren bei Miramax und was für ein Denken in der Firma der Weinstein-Brüder herrschte. In „Scheiße, ich dreh durch“ erzählt er von „Zack and Miri make a Porno“, der Werbekampagne für den Film (Hach, in Amiland kann man schon mit einem Titel für gewaltige Wellen sorgen.) und wie er von Warner-Brothers-Manager Jeff Robinov das Angebot erhielt, einen Film zu drehen. Es wurde „Cop Out“.
In „Was redest du da eigentlich, Willis? Und anderer Scheiß, den ich erst nach zwanzig Jahren geschnallt habe“ erzählt er von den katastrophalen Dreharbeiten für den Buddy-Copfilm „Cop Out“. Dabei rechnet er gnadenlos mit Bruce Willis ab, der bei den Dreharbeiten wohl nur sein Star-Ego heraushängen ließ (In einem Interview mit Empire bestätigte John Moore das durch die Blume, indem er sagte, dass man Mick Jagger ja auch nicht sage, wie er sich auf der Bühne zu bewegen habe. Man stelle einfach die Kamera in die richtige Position.).
Den größten Teil des Buches, nämlich siebzig Seiten, widmet Kevin Smith seinem neuesten und, wie er im Buch sagt, auch letzten Film „Red State“. Er erzählt von den Dreharbeiten, der Premiere in Sundance (lästert dabei Til-Schweiger-würdig über die Filmjournalisten ab) und dem Screening bei Quentin Tarantino, der von „Red State“ begeistert war.
Die restlichen hundertdreißig Seiten wird es wieder uninteressanter. Jedenfalls für den Filmfan. Kevin Smith erzählt in „Der beschissenste Flug meines Lebens“ auf fast vierzig Seiten, wie er aus einem Flugzeug geworfen wird, weil er zu dick sei, in „Meine Frau ist der ganz heiße Scheiß“ wie er seine Frau Jenny Schwalbach kennenlernte , in „Scheiße labern“ wie er mit einem Podcast und Gesprächsabenden Geld verdient und in „Gras, Gretzky und wie ich meinen Scheiß auf die Reihe bekam“ über den bei uns gänzlich unbekannten Eishockeyspieler Wayne Gretzky.
Das lässt sich zwar flott weglesen, aber das Versprechen des Untertitel „Ein Fettsack mischt Hollywood auf“ wird nicht gehalten. Denn gerade seine Erlebnisse als Regisseur machen nur einen kleinen Teil von „Tough Sh*t“ aus. Der Rest sind x-beliebige Erlebnisse und persönliche Bekenntnisse und Einsichten, die doch arg banal sind.
Kevin Smith: Tough Sh*t – Ein Fettsack mischt Hollywood auf
(übersetzt von Daniel Müller)
Heyne Hardcore 2013
336 Seiten
16,99 Euro
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Originalausgabe
Tough Sh*t – Life Advice from a fat, lazy Slob who did good
Gotham Books, 2012
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Die Spielfilme von Kevin Smith
Clerks (1994)
Mallrats (1995)
Chasing Amy (1997)
Dogma (1999)
Jay and Silent Bob Strike Back (2001)
Jersey Girl (2004)
Clerks II (2006)
Zack and Miri make a Porno (2008)
Cop Out (2010)
Red State (2011)
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Hinweise
Wikipedia über Kevin Smith (deutsch, englisch)
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Und jetzt noch einige Worte von Kevin Smith über Bruce Willis und die Dreharbeiten für „Cop Out“
