DVD-Kritik: Der Abschied von „Kommissarin Lund – Das Verbrechen: Staffel III“

Die Macher von „Kommissarin Lund – Das Verbrechen“ dachten sich wohl, man solle aufhören, wenn es am schönsten ist und so ist die dritte Staffel der dänischen Krimiserie auch die letzte. Jedenfalls heißt es so; aber so lange die Heldin nicht tot ist, bleibt natürlich eine Hintertür offen.

Sarah Lund ist, auch wenn sie gar nicht so viel Bildschirmzeit hat, das Zentrum der Serie und, obwohl Lund-Darstellerin Sofie Gråbøl mit 1,75 Meter gar nicht so klein ist, wird sie immer als die kleinste Person im Zimmer gezeigt. Das und ihr störrischer Blick, den man eher bei einem Teenager vermutet, verstärken den Eindruck, dass sie sich kompromisslos gegen eine feindliche Umwelt durchsetzt, die ihr auf den ersten Blick nichts zutraut.

In dieser Staffel muss Kommissarin Sarah Lund, die gerade ihr 25-jähriges Dienstjubiläum hat, den Mord an einem Matrosen aufklären. Er gehörte zum dreiköpfigen Wachpersonal des Frachters „Medea“, der der einflussreichen Reederei Zeeland gehört, und der demnächst verschrottet werden soll. Auf dem Schiff findet sie die Leichen der beiden anderen Matrosen und Hinweise auf ein weiteres Verbrechen: der Entführung der neunjährigen Emilie Zeuthen, der Tochter des Reederei-Besitzers. Der Entführer verlangt von Zeuthen Sühne für ein Verbrechen.

Weil die Entführung zehn Tage vor der Parlamentswahl ist, schaltet sich auch die Politik, vor allem Premierminister Kristian Kamper, der ein seltsam hohes Interesse an dem Fall hat, ein und Sarah Lund, die mit ihrem alten Freund Mathias Borch, der jetzt bei dem notorisch verschwiegenen Inlandsgeheimdienst PET ist, ermittelt, hat erst in dem Moment eine heiße Spur, als sie auf den Jahre zurückliegenden Mord an dem dreizehnjährigem Waisenkind Louise Jelby stößt, der damals als Suizid vertuscht wurde. Anscheinend will der Entführer die damals Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen und die einzige Möglichkeit, Emilies Leben zu retten ist, den Mörder von Louise zu finden.

Der in fast zehn Stunden erzählte Kriminalfall ist ein spannendes Stück TV-Unterhaltung, bei dem es den Machern bewundernswert gelingt, jeden Handlungsstrang (im Wesentlichen: die Ermittlungen von Sarah Lund, die Nöte der Familie Zeuthen und der Wahlkampf von Premierminister Kamper) spannend erscheinen zu lassen und am Ende auch miteinander zu verknüpfen. Und man will wirklich wissen, wer der Täter ist.

Allerdings ist gerade die Verknüpfung der vielen Handlungsstränge und Verdächtigen dann doch etwas zu gewollt. So scheinen an dem Tag, als Louise ermordet wurde, wirklich die halbe Chefetage der Reederei Zeeland und alle Regierungs- und Oppositionspolitiker, samt Mitarbeiter und Kinder, auf der Insel Jütland gewesen zu sein. Entsprechend verdächtig sind sie auch der Reihe nach und, wenn dann der Täter enttarnt wird, bleibt sein Motiv, auch wenn wir es uns denken können, eher im Dunkeln.

Auch das Motiv von Emiles Entführer bleibt zu lange im Dunkeln. Deshalb gestalten sich die Verhandlungen zwischen ihm und Sarah Lund zunächst höchst seltsam und eher unglaubwürdig. Denn wir sollen glauben, dass die Polizei ihm sofort glaubt, dass er Emilie entführt hat und auf seine ziemlich durchgeknallte Forderung eingeht. Denn er fordert, dass Robert Zeuthen ihm so viel Geld geben soll, wie ihm seine Tochter wert ist. Die erste Lösegeldübergabe geht schief. Dafür bringt der Entführer jemand um, der den Mord an Louise vertuschte. Bei den nächsten Lösegeldübergaben wiederholt sich das Spiel: Sarah Lund folgt brav seinen Anweisungen; verwickelt ihn nicht in Gespräche; verlangt nur einmal einen Beweis dafür, dass er Emilie hat und sie noch lebt; hofft, dass der Entführer sie frei lässt, wenn er das Geld hat und muss jedes Mal erkennen, dass die Lösegeldübergabe nur ein Ablenkungsmanöver für seinen nächsten Mord war. Hm, hätte er, wenn er schon nicht mit seiner Verschwörungsfantasie an die Öffentlichkeit geht oder die Polizei und Zeuthen erpresst, den damaligen Mord jetzt aufzuklären, einfach die nach seiner Meinung Schuldigen der Reihe nach umbringen und in die Nordsee werfen können? Das wäre zwar weniger spektakulär, aber sicher zielführender gewesen.

Das Ende geht dann zu sehr in Richtung eines „24“-Staffelfinales, das aber hier vollkommen unglaubwürdig wirkt und auch ziemlich unpassend ist. Denn während bei „24“ es genau so kommen musste, hätte Sarah Lund hier durchaus andere Handlungsoptionen gehabt.

Und, das scheint aber eine CSI-Krankheit zu sein, auch in Dänemark sind Lichtschalter Mangelware und gute Taschenlampen Standard. Sonst kann ich mir nicht erklären, dass die Polizisten nach Sonnenuntergang Gebäude immer mit ihren leuchtstarken Taschenlampen betreten und niemals das Licht anschalten.

Die DVD-Ausstattung der spannenden Krimiserie ist in jeder Beziehung ärmlich. So gibt es nur die deutsche Tonspur und keine Untertitel. Bonusmaterial gibt es auch nicht.

Kommissarin Lund - Staffel 3 - DVD-Cover4

Kommissarin Lund – Das Verbrechen: Staffel 3 (Forbrydelsen, Dänemark 2012)

Regie: Mikkel Serup, Hans Fabian Wullenweber, Natasha Arthy, Kathrine Windfeld

Drehbuch: Søren Sveistrup, Torleif Hoppe, Michael W. Horsten

Erfinder: Søren Sveistrup

mit Sofie Gråbøl, Nikolaj Lie Kaas, Morten Suurballe, Sigurd Holmen le Dous, Anders W. Berthelsen, Helle Fagralid, Stig Hoffmeyer, Olaf Johannessen, Trine Pallesen, Jonatan Spang

DVD

Edel

Bild: 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch

Untertitel: –

Bonusmaterial: –

Länge: 565 Minuten (5 DVDs)

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Arte über „Kommissarin Lund – Das Verbrechen“

ZDF über „Kommissarin Lund – Das Verbrechen“

Fernsehserien über „Kommissarin Lund – Das Verbrechen“

Wikipedia über „Kommissarin Lund – Das Verbrechen“ (deutsch, dänisch, englisch)

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