Unsere Großeltern besuchten Kuba, bevor Fidel Castro Máximo Líder wurde, wegen des sonnigen Klimas und der Casinos. Die Mafia soll da auch ihre Hände drin gehabt haben. Aber das ist eine andere Geschichte.
Unsere Eltern besuchten Kuba, um Fidel Castro beim Aufbau der kommunistischen Gesellschaft und als Bollwerk gegen die imperialistischen USA zu helfen. In den Sommerferien war, für die gute Sache, Schwitzen in der Sonne angesagt. Wer hat gesagt, dass Revolution einfach sei?
Wir müssen Kuba überhaupt nicht mehr besuchen, weil wir ja die wunderschönen CDs des Buena Vista Social Clubs haben und uns Wim Wenders‘ Film über die alten Musiker ansehen können.
Aber wer dieses Jahr seine Kuba-Dosis ohne den Buena Vista Social Club haben will, sollte sich „¡Hasta La Vista, Sister!“ ansehen. Denn das von John Roberts (Regie) und Eirene Housten (Drehbuch) im Film präsentierte Kuba erfüllt alle Wünsche des Kuba-Pauschaltouristen mit Musik, Herzschmerz und ansehnlichen Kubanern. Kubanerinnen gibt es nicht, weil die Protagonisten des Films zwei Frauen sind: die schottischen Schwestern Ailie und Rosa. Sie sind, streng nach Drehbuchschule, sehr gegensätzlich. Ailie ist ein strammer Modejunkie, die in jeder Situation auf ihr gepflegtes Äußeres achtet. Rosa, benannt nach Rosa Luxemburg, macht ihrem Namen als politische Aktivistin alle Ehre.
Als ihr Vater Roddy stirbt und seine zweite Ehefrau aus Roddys Asche, weil Golf sein Leben war, eine Golf-Trophäe anfertigen will, klaut Rosa die Asche. Sie will sie nach Kuba bringen. Dort hatte er mit ihrer Mutter, die er während eines revolutionären Arbeitsaufenthaltes kennenlernte und die dort beerdigt ist, seine beste Zeit gehabt und dort soll er deshalb auch beerdigt werden.
Gegen ihren Willen wird Rosa von Ailie, die standesgemäß viele Koffer dabei hat und für Kuba im schicken Fünfziger-Jahre-Retro-Stil, der sich für den Strand- und Casinobesuch gleichermaßen eignet, gekleidet ist, und Conway, ihrem von ihr angeschwärmten Genossen und Freund, der stolz seinen Schottenrock trägt, begleitet.
Auf Kuba – nun, wenn ich jetzt sage, dass dort fast jedes Kuba-Klischee bedient wird, inclusive einem heißen Abend in einem kubanischen Club und den freundlichen, überaus hilfsbereiten und unverschämt gutaussehenden kubanischen Männern (Hach, welche Revolutionärin vergisst da nicht mal kurz die Revolution? Welche Fashionista vergisst da nicht mal kurz den Kleiderwechsel?) und auch die Konflikte zwischen den Schwestern in den erwartbaren Bahnen in Richtung Harmonie verlaufen und sie einiges über den Kuba-Aufenthalt ihres Vaters erfahren, das er ihnen nicht erzählte, verrate ich schon fast zu viel.
„¡Hasta La Vista, Sister!“ ist halt klassisches Feelgood-Kino mit einer humoristischen Note, das kein Kuba-Klischee auslässt und nicht besonders tiefgründig ist. Es ist letztendlich britisches Qualitätskino, das man allerdings auch schnell wieder vergisst, weil alles doch zu harmlos und zu konventionell ist.
Das vor kurzem gestartete Roadmovie „Jackie – Wer braucht schon eine Mutter“ machte mehr aus einer ähnlichen Schwesternkonstellation. Denn Americana-Klischees, inclusive der Landschaft, sind doch etwas rauer. Die biestige Mutter Jackie taugt wahrlich nicht zur Verklärung und sie war auch nur die Samenspenderin für den Kinderwunsch schwuler Vorzeigeeltern. Das ist dann doch eine viel unkonventionellere Ausgangslage.
¡Hasta La Vista, Sister! (Day of the Flowers, Großbritannien 2012)
Regie: John Roberts
Drehbuch: Eirene Housten
mit Eva Birthistle, Charity Wakefield, Carlos Acosta, Bryan Dick, Christopher Simpson
Länge: 102 Minuten
FSK: ab 6 Jahre
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Hinweise
Englische Homepage über „¡Hasta La Vista, Sister!“
Deutsche Homepage über „¡Hasta La Vista, Sister!“
Film-Zeit über „¡Hasta La Vista, Sister!“
