Die Idee ist toll: als in der Gegenwart ein europäisches Astronautenteam auf dem Mond im „Meer der Ruhe“ landet, entdecken sie am Landeplatz der Apollo 11 eine Leiche. Damit ist klar, dass vor dem allseits bekanntem ersten Betreten des Mondes 1969 durch die US-Amerikaner bereits jemand auf dem Mond war und dass dort ein Mord geschah. Aber wer ist der Tote? Warum ist er auf dem Mond? Und was geschah dort?
Aus dieser Idee kann man viel machen. Christian Eckl machte in „Der Mann im Mond ist tot“ einen erschreckend konventionellen und auch unglaubwürdigen Krimi daraus. Denn im Mittelpunkt steht Stephan Teller, Wissenschaftsjournalist bei der Wochenzeitung WOZ. Jetzt soll er eine Reportage über die historische Mondlandung schreiben. Noch bevor er mit den Recherchen beginnt, wird er entführt. Von Männern des Bundesnachrichtendienstes. Der BND-Chef bietet ihm (reichlich grundlos) Informationen über den nur wenigen Menschen bekannten Mord an und er möchte, dass Teller die Hintergründe recherchiert. Selbstverständlich ist jetzt die Neugierde von Teller geweckt und mit einer Aufpasserin macht er sich auf den Weg um den halben Globus.
Und ungefähr hier beginnen die ernsthaften Glaubwürdigkeitsprobleme der Geschichte. In den USA wird auf Teller und seine Aufpasserin am hellichten Tag und mitten in der Stadt ein Drohnenanschlag verübt. Sie werden von einigen Schlägern verfolgt. Außerdem finden sie Filmaufzeichnungen von den damaligen Ereignissen in den Ausstellungsräumen der russischen und der amerikanischen Raumfahrtbehörden. Das ist – wenn man nicht schon bei dem Drohnenanschlag dachte „Nein!“ – dann völlig unglaubwürdig. Denn wir sollen nicht nur glauben, dass die Bösewichter nicht nur die Beweise für ihre Tat nicht vernichteten, sondern dass sie sie in öffentlich zugängliche Archive legten. Gerade so, als ob sie wollten, dass der erstbeste Journalist oder Wissenschaftler sie findet.
Zwischen die aktuellen Recherchen von Teller, angereichert mit viel Rotwein, schneidet Eckl Rückblenden, in denen er viele Dinge erzählt, die Teller niemals herausfindet und die eigentlich als Grundlage für einen um die Mondlandung herum spielenden Roman hätten dienen können. Denn diese Geschichte ist glaubwürdiger als die in der Gegenwart spielende Geschichte, die auch immer an einen dieser schwer erträglichen, vollkommen unglaubwürdigen, klamottenhaften Krimis erinnert, die überhaupt nicht lustig sind und in denen die Charaktere sich möglichst dumm verhalten.
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Christian Eckl: Der Mann im Mond ist tot
Mitteldeutscher Verlag, 2014
176 Seiten
9,95 Euro
