Ein neuer Roman von Thomas Perry ist für Krimifans natürlich eine gute Nachricht. Mit seinen ersten beiden Romanen „Abrechnung in Las Vegas“ (The Butcher’s Boy, 1982), das den Edgar-Allan-Poe-Preis als bestes Debüt erhielt, und „Der Tag der Katze“ (Metzger’s Dog, 1983) schrieb er gleich zwei veritable Klassiker. Später war seine Serie mit Jane Whitefield, über eine Indianerin, die Menschen beim Untertauchen hilft, mit der er zwischen 1994 und 1999 fünf, auch ins Deutsche übersetzte, Romane veröffentlichte, ziemlich beliebt. Aber in Deutschland setzte er sich nie richtig durch und seit einem Jahrzehnt wird er, obwohl er ungefähr im Jahresturnus einen normalerweise hochgelobten Roman veröffentlicht, nicht mehr übersetzt.
Außer die beiden Fargo-Romane, die aus Clive Cusslers Schreibwerkstatt stammen. Denn Clive Cussler, der mit seinem Abenteuerthriller „Hebt die Titanic“ (Raise the Titanic, 1976) und dem Protagonisten Dirk Pitt die Leserherzen eroberte, lässt seit einigen Jahren, wie James Patterson, unter seinem Namen als verkaufsförderndes Gütesiegel Romane schreiben, die in die Clive-Cussler-Welt passen und in denen sein Name groß und, kleiner, der des Co-Autors auf dem Cover stehen. Normalerweise erledigt der unbekanntere Co-Autor die Schreibarbeit und die Geschichte wird vorher mit dem Namensgeber abgesprochen. Bei Clive Cussler sind es Abenteuerthriller, in denen historische Entdeckungen im Mittelpunkt stehen.
So auch in Thomas Perrys zweiten Roman mit dem Ehepaar Sam und Remi Fargo, die bereits in mehreren Romanen von Grant Blackwood Abenteuer erlebten und die Perry bereits in „Das fünfte Grab des Königs“ (The Tombs, 2012) auf Abenteuerreise schickte. Sie sind ein vermögendes Ehepaar, das um die Welt reist und historische Artefakte sucht. Zufällig finden sie bei einer Hilfsaktion nach einem Erdbeben in Mexiko ein altes Maya-Buch, das auch die Karte zu weiteren Maya-Orten enthält. Es ist wahrscheinlich die größte Entdeckung über die Kultur der Maya.
Millionerbin Sarah Allersby, die ihren Ruf von Partygirl zur anerkannten Archäologin und Förderin wandeln will, will das Buch unbedingt haben. Um dieses Ziel zu erreichen schreckt sie auch nicht vor verbrecherischen Mitteln zurück. Durch einen dreisten Betrug gelangt das Buch in ihre Hände.
Die Fargos wollen Allersby davon abhalten, die historischen Stätten zu plündern. Zwischen ihnen entsteht ein Kampf um das Buch, die in ihm verzeichneten Kulturstätten und den Umgang mit den dort vermuteten historischen Artefakten.
„Das Vermächtnis der Maya“ ist ein Abenteuerroman, der banalen Art mit ziemlich blassen Charakteren und zu vielen Klischees. Denn im Gegensatz zum missverständlichen Klappentext geht es einfach nur um den Kampf zwischen den Fargos und Allersby und die Frage, wer zuerst eine historsche Stätte entdeckt. Das Ehepaar will sie den Wissenschaft geben, Allersby will ihren Ruf verbessern und auch einige Schätze gewinnbringend veräußern. Dieser Kampf zwischen ihnen entwickelt sich in einer episodischen, vor sich hin plätschernden Geschichte, die man flott lesen kann, die aber den Humor, die irrwitzigen Twists und die ätzende Satire von „Der Tag der Katze“ vermissen läßt und Thomas-Perry-Fans enttäuscht, aber vielleicht Clive-Cussler-Fans befriedigt. Immerhin wird „Das Vermächtnis der Maya“ in erster Linie als Clive-Cussler- und nicht als Thomas-Perry-Roman rezipiert.
Ach ja: Nach einer zehnjährigen Pause hat Thomas Perry seit 2009 drei neue Jane-Whitefield-Romane veröffentlicht. „Runner“ (2009), „Poison Flower“ (2012) und „A String of Beads“ (2014) sind alle noch nicht übersetzt.
Da könnte ein deutscher Verlag mal einen Übersetzer dransetzen. Und natürlich an Perrys Einzelromane, die alle verdammt gut sein sollen.
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Clive Cussler/Thomas Perry: Das Vermächtnis der Maya – Ein Fargo-Roman
(übersetzt von Michael Kubiak)
Blanvalet, 2015
480 Seiten
9,99 Euro
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Originalausgabe
The Mayan Secrets
Putnam, 2013
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Hinweise
Englische Homepage von Clive Cussler
Deutsche Homepage von Clive Cussler (die Blanvalet-Seite)
Homepage von Thomas Perry
Krimi-Couch über Thomas Perry
Wikipedia über Thomas Perry (deutsch, englisch)

Schade, aber vielleicht erlebt er ja im Zuge einer angeblich angedachten „Metzger’s Dog“ Verfilmung ja eine kleine Renaissance. Ich fürchte aber eher nicht.
Bitte keine Verfilmung! „Metzger’s Dog“ ist doch viel zu sehr mit seiner Entstehungszeit und den damaligen politischen Hintergründen verknüpft.
Hollywood soll eines seiner aktuellen Bücher verfilmen..