Nach den beiden Wälzern „Tage der Toten“ und „Das Kartell“ über den Drogenkrieg der USA in Südamerika, muss ich einige kurze Bücher lesen (Ah, das ist eine der Schönheiten des Bloggens! Jeder Redakteur hätte diesen Satz sofort gestrichen, weil er nichts mit der nun folgenden Rezension zu tun hat und weil der Kritiker objektiv kritisieren soll und da ist es egal, was er vorher und nachher gelesen hat.).
Jedenfalls gibt es in den nächsten Tagen einige Besprechungen von Krimis, die alle weniger als vierhundert, dreihundert oder zweihundert Seiten haben. Beginnen wir mit „Mord im Farnhaus“ von Jutta Vahrson, einem fast schon klassischen Landhauskrimi. Auch wenn dieses Landhaus nicht in England, sondern in Neuseeland steht und es auch kein Landhaus, sondern eine ziemliche Bruchbude im Wald am Arsch der Welt ist, die von der Ich-Erzählerin Renate Ute Anke Schlingensiel, kurz Reni, zu einer Unterkunft für Rucksacktouristen aufgehübscht wird. Eigentlich überlässt sie den Rucksacktouristen das Renovieren und verlangt dafür noch Geld (Ein Plan, der mir gefällt.).
Reni ist auch keine Miss Marple, sondern eine deutlich jüngere, mäßig erfolgreiche Krimiautorin mit Agatha-Christie-Spleen, die ihr Cottage in England verlässt. Die angedrohte Mieterhöhung hätte sie nicht bezahlen können und die Nachricht, dass ihre Tante ihr ein Haus vermachte, ließen sie die Koffer packen. Das Haus, das „Sand Castle“, ist dann, wie gesagt, doch nicht so prächtig und die Frauenleiche, die, als Begrüßungsgeschenk, vor ihrem neuen Heim liegt, trägt auch nicht dazu bei, ihre Stimmung zu heben. Auch wenn der örtliche Doktor, im Hauptberuf Tierarzt, etwas von einem natürlichen Tod faselt.
Jedenfalls hat sie mit ihren Hostelgästen, darunter ein hilfsbereiter Mann im zeugungsfähigen Alter (sehr, sehr verdächtig!), der Schwester der Toten und dem halben Dorf schnell genug Personal für einen veritablen Rätselplot versammelt. Auch wenn unklar ist, ob Dora-May, die Pächterin von Renis Haus, ermordet wurde.
Als Reni erfährt, dass ihre Tante irgendwo auf dem großen Grundstück einen Schatz versteckt hat, träumt sie von einem Ausweg aus ihrer finanziellen Misere und sie hat auch eine sehr genaue Idee weshalb Dora-May und vielleicht sogar ihre Tante ermordet wurde.
Ihr ahnt es: „Mord im Farnhaus“ ist ein richtig altmodischer, vergnüglich kurzweiliger Rätselkrimi mit einer leicht verpeilten Amateurermittlerin und viel Agatha Christie, die am 15. September ihren 125. Geburtstag hat. Und weil bei einem Rätselkrimi jedes Wort schon die Lösung, also den Mörder (Nein, es ist nicht der Butler. Das Farnhaus hat keinen Butler.), verraten kann, sage ich nur: hat gefallen!
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Jutta Vahrson: Mord im Farnhaus
2015
235 Seiten (ungefähr)
2,99 Euro
(ist ein Ebook und hier ist der Amazon-Link)
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Hinweis
Homepage von Jutta Vahrson
