DVD-Kritik: „The Twilight Zone“ – unheimliche Geschichten in der finalen Staffel

Nachdem in der vierten Staffel der legendären Serie „The Twilight Zone“ (USA 1959 – 1964) das Format von halbstündigen auf einstündige Geschichten (mit Werbung) verändert wurde, was nicht unbedingt zum Vorteil der Geschichten war, ist in der fünften und letzten Staffel der Serie (es gab später Wiederbelebungen und Kinofilme) wieder die Welt in Ordnung. Wenn man Intro, Rod Serlings Ansagen und den Abspann weglässt, wird in etwas über zwanzig Minuten eine unwahrscheinliche, immer spannende Geschichte, die fast immer ein ebenso überraschendes, wie überzeugendes Ende hat, erzählt. Meistens handelt es sich dabei um eine Science-Fiction- oder Horrorgeschichte.
Dabei ist die Auftaktepisode „Ein Leben für ein Leben“ (In Praise of Pip) eher schwach geraten. Im Mittelpunkt steht ein Spieler, der, als er erfährt, dass sein über alles geliebter Sohn in Vietnam im Sterben liegt, Gott um einen Tauschhandel bittet, während er schwerverletzt und von Visionen geplagt über einen Vergnügungspark stolpert. Da ist das Ende dann doch arg absehbar. Aber Jack Klugman darf schauspielerisch brillieren.
Die zweite Folge „Ein Halbschwergewicht aus Stahl“ (Steel) ist dann ein kleiner Klassiker, der 2011 als „Real Steel“ (Real Steel) wieder verfilmt wurde. Lee Marvin spielt einen Ex-Boxer und Box-Promoter, der – nachdem Boxkämpfe zwischen Menschen verboten sind und menschenähnliche Roboter gegeneinander kämpfen –, weil er das Geld braucht, als „Roboter“ gegen einen anderen Roboter in den Ring steigt.
Auch die dritte Folge „Porträt eines ängstlichen Mannes“ (Nightmare at 20.000 Feet), ebenfalls von Richard Matheson geschrieben, erhielt 1983 in dem Spielfilm „Unheimliche Schattenlichter“ (Twilight Zone: The Movie) ein von „Mad Max“ George Miller inszeniertes Remake. Es geht um einen von William Shatner gespielten Mann, der panische Flugangst hat. Als er während des Fluges aus dem Fenster blickt, sieht er ein koboldähnliches Wesen, einen Gremlin, auf der Tragfläche herumwerkeln. Das kann doch nur ein Alptraum sein.
Wie auch in den 33 anderen Geschichten aus der Dimension zwischen Licht und Schatten konfrontieren sie in jeder neuen Geschichte einen anderen Protagonisten mit seinen Ängsten oder Wünschen und einem Twist-Ende. Dabei fällt Robert Enricos Verfilmung von Ambrose Pierces Kurzgeschichte „Zwischenfall an der Eulenfluss-Brücke“ (Occurence at Owl Creek Bridge) aus dem Rahmen. Denn es ist eine französische Produktion, die für die US-Ausstrahlung bearbeitet wurde, während die anderen Geschichten alle für ein überschaubares Budget in Hollywood realisiert wurden. Auch von Regisseuren, die heute noch bekannt sind.
Don Siegel, Jacques Tourneur, Ida Lupino, Elliot Silverstein, Robert Butler, Richard C. Sarafian, Ted Post, Joseph M. Newman und Richard Donner inszenierten teils mehrere Episoden.
Wie immer schrieb Rod Serling die meisten Geschichten. Manchmal kam auch ein anderer Autor zum Zug. Neben dem schon erwähnten Richard Matheson waren das Charles Beaumont, Martin M. Goldsmith (der auch das Drehbuch für den Noir-Klassiker „Detour“ schrieb) und, am Anfang seiner Karriere, Earl Hamner, Jr. (der Erfinder der langlebigen TV-Serien „Die Waltons“ und „Falcon Crest“).
Und neben den schon erwähnten Schauspielern hatten Mickey Rooney, Telly Savalas, James Coburn, Warren Oates, Greg Morris, Patrick O’Neal, Michael Constantine, Jackie Cooper, Martin Landau, Barry Nelson (der allererste James-Bond-Darsteller), George Takei, John Mitchum, Robert Lansing und Don Gordon (okay, die beiden sind als Nebendarsteller, als Ich-kenne-das-Gesicht-aber-nicht-den-Namen, bekannt) prägnante Auftritte.
Am Ende wurden in fünf Jahren 156 Geschichten erzählt, die durchweg sehenswert sind und die heute immer noch als Schule für Autoren dienen können. Rod Serling, der Erfinder und Präsentator der Serie, schrieb insgesamt 92 Geschichten, vierzehn davon für die fünfte, aus 36 Geschichten bestehende Staffel.
Die Staffelbox ist mit Bonusmaterial, das sich dieses Mal vor allem auf die zahlreichen Audiokommentare konzentriert, gewohnt gut ausgestattet. Bei so einer alten Serie muss man sogar von überragend sprechen. Wie die aus der „Twilight Zone“ gekommene Serie.

The Twilight Zone - Staffel 5 - DVD-Cover

The Twilight Zone – Staffel 5 (The Twilight Zone, USA 1963/1964)
Erfinder: Rod Serling

DVD
Koch Media
Bild: 1.33:1 (4:3) (SW)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Audiokommentare, isolierte Musikspure
Länge: 879 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Wikipedia über „The Twilight Zone“ (deutsch, englisch)

The Rod Serling Memorial Foundation

PBS: American Masters: Rod Serling

The Guardian: Phelim O’Neill: Why The Twilight Zone puts today’ TV sci-fi to sham (7. Mai 2011)

Meine Besprechung von “The Twilight Zone – Unwahrscheinliche Geschichten: Staffel 1″ (USA 1959/1960)

Meine Besprechung von “The Twilight Zone – Unwahrscheinliche Geschichten: Staffel 3” (USA 1961/1962)

Meine Besprechung von „The Twilight Zone – Unwahrscheinliche Geschichten: Staffel 4“ (USA 1963)

Die Doku „Rod Serling: The angry young Man of Hollywood“

https://www.youtube.com/watch?v=-SkEbw2lTIQ

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..