Verursacht R. L. Stines „Buch zum Film“ eine „Gänsehaut“?

Gaensehaut - Das Buch zum Film von RL Stine

Eigentlich wollte ich R. L. Stines Romanfassung von „Gänsehaut“, Rob Lettermans vergnüglicher Horrorkomödie für Kinder (Danny Elfmans Musik und die vielen filmischen Anspielungen helfen), zum Filmstart besprechen.
Das war der Plan, der natürlich nicht funktionierte, weil das Buch erst einige Tage nach dem Kinostart erschien. Aber so schlimm ist das nicht. Denn schon früher habe ich „Romane zum Film“ mehr oder weniger unabhängig vom Film gelesen. Was manchmal einfach daran lag, dass ich den Film noch nicht sehen konnte oder das Filmerlebnis wiederholen wollte (was in der Prä-DVD-Zeit gar nicht so leicht war, aber dafür liefen einige Filme verdammt lang in den Kinos). Einige Filmromane, wie Colin Higgins‘ „Harold und Maude“ oder mehrere Bücher von Alan Dean Foster (vor allem seine „Alien“-Romanfassungen und, auch wenn ein anderer Name auf dem Cover steht, „Krieg der Sterne“), wurden dann nicht zur zu Bestsellern, sondern auch zu veritablen, immer wieder neu aufgelegten Klassikern. Und auch wenn viele Filmromane einfach nur schnell geschriebene Werke mit einer kurzen Lebensdauer sind, empfinde ich immer noch eine tiefe Sympathie für sie. Denn sie gehörten zu meinen ersten Leseerlebnissen.
Warum die lange Vorrede für ein Kinderbuch, das nicht unbedingt zum Hardcore-Kriminalakte-Zielpublikum gehört?
Nun, weil R. L. Stine schon mit seinen erfolgreichen „Gänsehaut“-Büchern abertausende (Millionen?) Jugendlicher zu Leseratten machte und „Gänsehaut – Das Buch zum Film“ einen ähnlichen Effekt haben könnte. Oder wie Champ (ein wahrer Feigling vor dem Herrn) sagt: „Kinderbücher helfen beim Einschlafen. Diese Bücher sorgen dafür, dass du die ganze Nacht wach bleibst.“
Und wach bleiben die Figuren in dem Film. Und in dem Buch, das von dem sechzehnjährigem Zach Cooper erzählt wird, der gerade mit seiner Mutter von New York in die Kleinstadt Madison, 28.245 Einwohner, zog. Ihr Nachbar, Mr. Shivers, ist ein rechter Stinkstiefel, aber seine Tochter Hannah ist überaus nett. Als Zach glaubt, dass sie in Gefahr schwebt, bricht er mitten in der Nacht mit seinem neuen Kumpel Champ in das Haus ein. Dort entdecken sie ein Bücherregal mit den Originalmanuskripten von R. L. Stine, dem bekannten Kinderbuchautor, der in seinen Büchern Monster auf die Menschheit los lässt. Durch Neugierde und einen dummen Zufall öffnen sie eines der Bücher. Der Schneemensch, der in dem Buch gefangen war, bricht aus. Und kurz darauf brechen, mit der Hilfe der bösartigen Bauchrednerpuppe Slappy, auch die anderen Monster von R. L. Stine, die er in seine Bücher schrieb, aus. Sie beginnen die Kleinstadt zu verwüsten, während Zach, Hannah, Champ und R. L. Stine (so der wahre Name des grummeligen Nachbarn) versuchen, das schlimmste zu verhindern.
Selbstverständlich folgt der Roman bis auf einige kleine Abweichungen der Filmgeschichte.
Aber dank dem selbstironischen Tonfall von Stine (also eigentlich von seinem Ich-Erzähler Zach, der sich für einen gar nicht so gut aussehenden, eher tölpelhaften Teenager hält) und den pointierten Dialogen liest sich der Roman schnell und sehr vergnüglich weg. Die Geschichte bewegt sich in atemberaubendem Tempo auf ihr Ende zu. Für längere Beschreibungen hat Stine da keine Zeit; was auch dazu führt, dass er seine Monster, die wir aus dem Film oder, wenn wir sie gelesen haben, den anderen „Gänsehaut“-Büchern kennen, nicht beschreibt. Der Roman ist nur, in einer einfachen Sprache geschrieben, Handlung.
Das ist absolut empfehlenswert für Kinder, die eine Karriere als Leseratte anstreben. Schließlich hat niemand von uns „Unterm Birnbaum“ mit „Effi Briest“ angefangen.

R. L. Stine: Gänsehaut – Das Buch zum Film
(übersetzt von Christoph Jehlicka) (mit einem Vorwort von R. L. Stine, beendet von Slappy)
cbj 2016
160 Seiten
9,99 Euro
empfohlen ab 10 Jahre (also, eigentlich wie der Film)

Originalausgabe
Goosebumps The Movie: The Movie Novel
Scholastic, New York, 2015

Die Vorlage

Gänsehaut (Goosebumps, USA 2015)
Regie: Rob Letterman
Drehbuch: Darren Lemke (nach einer Geschichte von Scott Alexander und Larry Karaszewski)
LV: Charaktere von R. L. Stine
Buch zum Film: R. L. Stine: Goosebumps The Movie: The Movie Novel, 2015 (Gänsehaut – Das Buch zum Film)
mit Jack Black, Dylan Minnette, Odeya Rush, Amy Ryan, Ryan Lee, Jillian Bell, R. L. Stine (Cameo)
Länge: 104 Minuten
FSK: ab 12 Jahre (aber auch schon für etwas jüngere Kinder geeignet)

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über “Gänsehaut”

Metacritic über „Gänsehaut“

Rotten Tomatoes über „Gänsehaut“

Wikipedia über „Gänsehaut“ (deutsch, englisch) und R. L. Stine (deutsch, englisch)
Homepage von R. L. Stine

Meine Besprechung von Rob Lettermans „Gänsehaut“ (Goosebumps, USA 2015)

1 Responses to Verursacht R. L. Stines „Buch zum Film“ eine „Gänsehaut“?

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