DVD-Kritik: „Baskin“ – fünf Polizisten im falschen Haus in einer Horrornacht

Baskin“, einer der wenigen Horrorfilme aus der Türkei (hier gibt es eine kleine Liste der anderen, arg unbekannten Werke), beginnt mit einer sattsam bekannten Horrorfilm-Grundsituation: fünf Polizisten werden auf ihrer nächtlichen Streife zu einem Einsatz nach Inceagac gerufen. Um das leer stehende Gebäude, das während der osmanischen Zeit eine Polizeistation war, ranken sich Gerüchte. Auf der Fahrt dorthin gibt es seltsame Ereignisse und als sie in Inceagac eintreffen, entdecken sie einen Kollegen in einem katatonischem Zustand. Der andere ist spurlos verschwunden. Kurz darauf geraten sie in eine schwarze Messe, mit ihnen als Opfergabe.

In den vergangenen Jahren inszenierte Can Evrenol mehrere Kurzfilme. Zuletzt, 2013, den elfminütigen Kurzfilm „Baskin“, der auch auf der DVD enthalten ist, und eine Vorstudie zu seinem Spielfilmdebüt „Baskin“ ist, das gleichzeitig Horrorfilmfans und Arthousefans mit einem stabilen Magen anspricht.

Für die Horrorfilmfans gibt es eine ordentliche Portion Gore und eine ziemlich abstoßende schwarze Messe mit Missgestalten, Sex, Blut, Dreck und einem Gnom als Zeremonienmeister, dessen lange Monologe nur ein Vorspiel für das Töten der Polizisten sind. Die sind durchgehend wenig sympathische Vertreter der Ordnungsmacht.

Für das Arthouse-Publikum gibt es, hübsch verschachtelt, mehrere Zeitebenen zwischen Fantasie und Wirklichkeit. Dabei sorgen die Bildgestaltung, die Farbgebung und der Sound für ein latentes Unwohlsein.

Allerdings stoppen die durchaus klug platzierten Fantasiesequenzen immer wieder den Handlungsfluss. So gibt es, nachdem der Fahrer den Polizeibus in einen Fluss steuert, eine längere Fantasiesequenz, in der sich der Chef der Einheit mit dem Rookie in dem Restaurant, in dem die Polizisten am Filmanfang waren, unterhält. Obwohl es in dem Gespräch um Leben und Tod geht, fragt man sich während des gesamten Gesprächs, ob die Macher jetzt nicht gerade eine Filmrolle (Datei? Ist ja DVD.) vertauscht haben.

Auch gerät die Einführung der fünf Polizisten, die in einem Restaurant pausieren, arg länglich. Bis sie den Funkspruch erhalten, der sie zu ihrem Einsatz ruft, vergehen über zwanzig Minuten. Erst nach vierzig Minuten sind sie an dem verfallenem Anwesen. In dem Moment ist schon der halbe Film vorbei.

Weil Horrorfilme auch immer etwas über die Psychosen einer Gesellschaft verraten, bietet sich bei „Baskin“ sofort noch eine weitere, sehr politische Lesart über die derzeitigen Zustände in der Türkei an.

Diese Interpretation muss allerdings von jemand gemacht werden, der mehr als ich über die Türkei, die dortigen aktuellen Zustände und das aktuelle Klima weiß, gemacht werden.

Das macht „Baskin“ zu einem zwar nicht fehlerfreiem, aber interessanten und auch sehenswertem Genrefilm.

Baskin - DVD-Cover

Baskin (Baskin, Türkei 2015)

Regie: Can Evrenol

Drehbuch: Ogulcan Eren Akay, Can Evrenol, Cem Ozuduru, Ercin Sadikoglu

mit Mehmet Cerrahoglu, Gorkem Kasal, Ergun Kuyucu, Muharrem Bayrak, Mehmet Fatih Dokgoz, Sabahattin Yakut, Berat Efe Parlar, Sevket Suha Tezel

DVD

Capelight Pictures

Bild: 2,39:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Türkisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Making of, Der Kurzfilm „Baskin“ (2013), Trailer, Wendecover

Länge: 93 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Der Film erschien in mehreren Ausgaben. Details hier 

Hinweise

Homepage zum Film

Moviepilot über „Baskin“

Metacritic über „Baskin“

Rotten Tomatoes über „Baskin“

Wikipedia über „Baskin“

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