Neu im Kino/Filmkritik: „Die Migrantigen“ sind waschechte Wiener

Benny und Marko sind waschechte Wiener Jungs. Als sie auf einem Sofa abhängen, spricht sie eine TV-Reporterin an. Sie möchte von ihnen gerne einige Originaltöne zum Leben im Rudolfsgrund, einem multikulturellen Stadtteil in Wien, haben. Benny und Marko geben ihr die gewünschten Zitate in dem von ihr erwarteten Ghettoslang. Sie ist begeistert.

Was sie nicht ahnt, ist dass Benny ein Schauspieler ist, der nicht immer arabische Taxifahrer spielen will. Sein Kumpel Marko ist Werber und hat eine schwangere Freundin. Finanziell einträglich ist im Moment keiner ihrer Jobs. Und als die TV-Journalistin Marlene Weizenhuber sie fragt, ob sie eine Reportage über sie, also die von ihnen spontan erfundenen Alter Egos Omar und Tito, zu machen, sind sie einverstanden. Schließlich soll ihre Arbeit bezahlt werden.

Dabei haben Benny und Marko als stinknormale, bürgerliche Kinder überhaupt keine Ahnung vom Verbrecherleben.

Die Migrantigen“ von Arman T. Riahi ist eine angenehm respektlose Komödie, die lustvoll mit den Klischees und Vorurteilen spielt und auch zeigt, wie Medien das Klima in einem Viertel verändern können. Denn der Rudolfsgrund ist ein Musterbeispiel für das gelingende Zusammenleben verschiedener Kulturen und für eine funktionierende Gemeinschaft. Die Migranten sind Wiener durch und durch. Alles ist in Ordnung, bis Marlene Weizenhuber mit ihren Reportagen das Viertel, entsprechend ihren Vorurteilen, als sozialen Brennpunkt und Hort des Verbrechens mit Schutzgelderpressung, Drogenhandel und Bandenkriegen porträtiert und damit das gesellschaftliche Klima im Viertel vergiftet. Das funktioniert, bis Benny und Marko ihr Gewissen entdecken (ihre Freunde halfen dabei) und sie, zusammen mit den Rudolfsgrundlern, zurückschlagen.

Riahis Spielfilmdebüt ist unter seiner rauhen Oberfläche ein Feelgood-Movie, das etwas zu sehr zu den bereits Überzeugten predigt.

Die Migrantigen (Österreich 2017)

Regie: Arman T. Riahi

Drehbuch: Arman T. Riahi, Aleksandar Petrovic, Faris Rahoma

mit Faris Rahoma, Aleksandar Petrovic, Doris Schretzmayer, Daniela Zacherl, Zuah A. Sokolovic, Mehmet Ali Salman, Maddalena Hirschal, Mahir Jamal, Julia Jelinek, Rainer Wöss, Dirk Stermann, Josef Hader

Länge: 99 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Moviepilot über „Die Migrantigen“

Wikipedia über „Die Migrantigen“

One Response to Neu im Kino/Filmkritik: „Die Migrantigen“ sind waschechte Wiener

  1. […] Meine Besprechung von Arman T. Riahis „Die Migrantigen“ (Österreich 2017) […]

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