Zuerst erhielt er in China viele Preise. Vor allem für den Galaxy Award, den chinesischen Science-Fiction-Preis, scheint er ein Dauerabo zu haben. Und die Leser lieben seine Geschichten.
Dann wurde sein mit dem Galaxy-Award ausgezeichneter SF-Roman „Die drei Sonnen“ ins Englische übersetzt. Das Buch, der Auftakt der Trisolaris-Trilogie, wurde abgefeiert. Als erster chinesischer (und asiatischer) Roman überhaupt erhielt er den Hugo Award. Für den Nebula Award, den Locus Award, den Prometheus Award und den John W. Campbell Memorial Award war das Werk nominiert. Und allein schon diese Nominierungen verraten SF-Fans einiges über die Qualität des Romans.
Danach wurde „Die drei Sonnen“ ins Deutsche übersetzt und auch hier wurde das Buch abgefeiert, gekauft und mit dem Kurt-Laßwitz-Preis ausgezeichnet.
Inzwischen ist „Der dunkle Wald“, der zweite Band der Trilogie auf Deutsch erschienen. Der Abschluss „Jenseits der Zeit“ ist für den April 2019 angekündigt.
In der Trisolaris-Trilogie geht es um die Begegnung der Menschheit mit einer außerirdischen Rasse.
In „Die drei Sonnen“ läuft alles auf die erste Begegnung hinaus. Cixin Liu erzählt das leicht verschachtelt mit Rückblenden und der Teilnahme des Nanowissenschaftlers Wang Miao an einem Computerspiel. Wang Miao sieht plötzlich auf von ihm gemachten Fotos und vor seinen Augen einen Countdown, er lernt die geheimnisvolle Wissenschaftlervereinigung Frontiers of Science (deren Mitglieder gerade reihenweise Suizid begehen) kennen und er spielt zunehmend begeistert das Computerspiel „Three Body“. In dem Spiel, das doch kein Spiel ist, versucht, wie man langsam begreift, die trisolare Zivilisation das Dreikörperproblem, also wie drei gleichartige Körper (zum Beispiel Sonnen) sich untereinander bewegen und beeinflussen, zu lösen.
In den Rückblenden erzählt die Astrophysikerin Ye Wenji, wie sie auf einer einsam gelegenen Militärbasis Rotes Ufer an einem Projekt arbeitet, bei dem nach außerirdischem Leben gesucht wird und wie sie Kontakt zu den Trisolariern aufnahm. Jetzt ist sie die Chefin der Erde-Trisolaris-Organisation.
In „Der dunkle Wald“ versucht die Menschheit die Invasion der Trisolarier in vierhundert Jahren zu verhindern. Vier Menschen, drei bekannte Wissenschaftler und Politiker und ein Nobody, sollen im Rahmen des Abwehrprogramms „Wandschauer“ das Schlimmste verhindern.
Der Hunger nach weiteren Werken von Cixin Liu ist bei seinen deutschen Fans so groß, dass der Heyne Verlag seine Kurzgeschichten und Novellen ebenfalls auf Deutsch veröffentlicht. Allerdings nicht in einem Sammelband, sondern einzeln. Und weil so eine SF-Kurzgeschichte oder Novelle nicht besonders lang ist, wird der Text in einem großzügigem Layout präsentiert und es gibt Bonusmaterial. Wobei das Bonusmaterial in den bislang erschienenen Novellen „Spiegel“ (knapp hundert Seiten) und „Weltenzerstörer“ (etwas über sechzig Seiten) vor allem aus Auszügen aus den Cixin Lius Romanen besteht. Das ist Geldmacherei, aber auch die Möglichkeit, den Autor schnell kennen zu lernen. Denn nicht jeder will gleich mit einem über fünfhundertseitigem Wälzer beginnen, der seine Geschichte sehr langsam entfaltet.
In der mit dem Galaxy Award als beste Erzählung des Jahres ausgezeichneten Geschichte „Spiegel“ geht es um einen Mann, der einen Supercomputer besitzt, mit dem er alles weiß, was jemals geschah und damit auch, was geschehen wird. Es ist eine Welt ohne Geheimnisse. Aber was für eine Welt wäre das? Und was würde ein solcher Computer für seinen Besitzer und die Menschheit bedeuten?
In „Weltenzerstörer“ taucht ein Kristall aus dem Weltraum auf, der die Menschheit vor dem Weltenzerstörer warnt. Vor seiner Ankunft in einhundert Jahren hat die Menschheit Zeit, sich auf den Kampf vorzubereiten oder den Botschafter des Weltenzerstörers zu überzeugen, die Menschheit doch nicht zu vernichten.
In beiden Novellen fällt auf, wie viele philosophische Fragen und Probleme (verstanden in der breitest möglichen Auffassung) Cixin Liu anspricht. Damit bieten diese Geschichten viel Futter zum Nachdenken.
Das ist immer Hard-Science-Fiction, der zum Nachdenken anregt und seinen besonderen Reiz durch den Hintergrund der chinesischen Kultur und des aktuellen Lebens in China entfaltet. Denn gute Science-Fiction erzählt auch immer von der Gegenwart und der Welt, in der der Autor lebt.
Auffallend ist dabei, egal wie die Geschichten bei Cixin Liu enden, die optimistische Grundhaltung. Es sind keine Dystopien, in denen Menschen durch eine postapokalyptische Welt wandern und Zombies erschießen, oder Cypberpunk-Romane, in denen in einer Noir-Welt multinationale Konzerne die Welt beherrschen und der Cyperspace ein Alptraum ist.
Im Dezember erscheint von Cixin Liu der Sammelband „Die wandernde Erde“. In dem Buch sind zehn seiner Erzählungen, unter anderem „Weltenzerstörer“, enthalten.

Cixin Liu: Die drei Sonnen
(übersetzt von Marina Haase)
Heyne, 2017
592 Seiten
14,99 Euro
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Originalausgabe
San Ti
Chongquing Publishing Group, 2008
(Erstausgabe 2006 in Fortsetzungen in der Zeitschrift „Science Fiction World“)
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Cixin Liu: Der dunkle Wald
(übersetzt von Karin Betz)
Heyne, 2018
816 Seiten
16,99 Euro
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Originalausgabe
Heian Senlin
Chongqing Publishing Group, 2008
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Cixin Liu: Spiegel
(übersetzt von Marc Hermann)
Heyne, 2017
192 Seiten
9,99 Euro
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Originalausgabe
Jingzi
2004
(enthalten in dem Sammelband „Shíjian yimin“)
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Cixin Liu: Weltenzerstörer
(übersetzt von Marc Hermann)
Heyne, 2018
128 Seiten
8,99 Euro
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Originalausgabe
Ren he tunshizhe
2012
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Die Lesetour
Samstag, 13. Oktober 2018
Frankfurt am Main, Frankfurter Buchmesse
15.00 Uhr: Weltempfang, Halle 4.1
Diskussion mit Dietmar Dath
Moderation: Michael Kahn-Ackermann
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17.00 Uhr: Pavilion, Agora
Moderation: Denis Scheck
Übersetzung: Karin Betz
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Sonntag, 14. Oktober 2018
Essen, lit.RUHR
17.00 Uhr: Zeche Zollverein, Salzlager, Areal C (Kokerei)
Moderation: Daniel Haas
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Montag, 15. Oktober 2018
Hamburg, Harbour Front Literaturfestival
20.00 Uhr: Audimax der Kühne Logistics University
Moderation: Dr. Christoph Bungartz
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Mittwoch, 17. Oktober 2018
Berlin, Veranstalter: Otherland Buchhandlung
19.30 Uhr: Heilig-Kreuz-Kirche
Moderation: Dietmar Dath
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Hinweise
Blog/Homepage von Cixin Liu (laut Wikipedia und wer…)
Phantastik Couch über Cixin Liu