Er und Antônio Carlos Jobim sind die Begründer der Bossa Nova, einer in den sechziger Jahren unglaublich erfolgreichem, aus Brasilien kommenden Musikrichtung, die Samba mit dem Cool Jazz mischte. „The Girl from Ipanema“ dürfte der in unzähligen Versionen eingespielte Überhit sein. Zum Beispiel 1964 auf der legendären LP „Getz/Gilberto“ (bzw. Stan Getz/João Gilberto).
In den vergangenen Jahrzehnten zog der am 10. Juni 1931 in Juazeiro, Bahia, geborene Gitarrist João Gilberto sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Sein letztes Studioalbum „João Voz e Violão“ erschien 2000. Später gab er noch Konzerte; wenn er sie nicht kurz vorher absagte. Und er wurde immer schrulliger.
2011 veröffentlichte Marc Fischer sein Buch „Hobalala. Auf der Suche nach João Gilberto“ in dem er von seiner erfolglosen Suche nach dem Bossa-Nova-Gitarristen in Rio de Janeiro erzählt.
Georges Gachot las das Buch und, selbst Gilberto- und Bossa-Nova-Fan, nahm es als Vorlage für seinen Dokumentarfilm „Wo bist du, João Gilberto?“.
In dem Film geht er die Wege ab, die Fischer abging. Er wundert sich, warum sie sich damals nicht begegneten. Denn auch er war damals in Rio de Janeiro in den gleichen Viertel auf der Suche nach dem Geist des Bossa Nova. Er engagiert eine Übersetzerin, die schon für Marc Fischer arbeitete. Er redet mit Brasilianern über Gilberto. Einige kennen ihn vom Hörensagen. Einige kennen ihn von früher. Zum Beispiel sein Koch. Oder sein Friseur. Oder seine Ex-Frau. Oder musikalische Weggefährten von ihm. Aber wirklich gesehen und gesprochen hat ihn seit Ewigkeiten niemand. Und die Menschen, die Gachot ein Gespräch mit dem scheuen Künstler vermitteln könnten, zögern oder lehnen ab.
„Wo bist du, João Gilberto?“ erzählt von Gachots erfolgloser Suche nach Gilberto in der Form eines Doku-Essays, das teilweise sogar wie eine Mockumentary wirkt, in der ein schweizer Filmemacher in Rio de Janeiro nach einem Musiker sucht, der weltberühmt ist, den aber niemand gesehen hat. Denn Gilbertos absolute Zurückgezogenheit von der Welt klingt zu unglaubwürdig, um wahr zu sein.
Dummerweise erfährt man während der Suche fast nichts über Gilberto, sein Werk, seinen Einfluss auf andere Musiker und die brasilianische Kultur. Das wäre ein konventioneller, aber informativerer Film.
So ist Gachots Doku-Essay dann ein Film von einem Fan für andere Fans, die wissen, dass all die Geschichten über João Gilberto wahr sind.

Wo bist du, João Gilberto? (Schweiz/Deutschland/Frankreich 2018)
Regie: Georges Gachot
Drehbuch: Georges Gachot, Paolo Poloni
Länge: 111 Minuten
FSK: ab 0 Jahre
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Hinweise
Filmportal über „Wo bist du, João Gilberto?“
Moviepilot über „Wo bist du, João Gilberto?“
Wikipedia über „Wo bist du, João Gilberto?“ und João Gilberto (deutsch, englisch)
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Als Bonus: ein Konzert von João Gilberto 2008 in Sao Paulo
1994 in Sao Paulo
und 1983 in Rom