https://www.youtube.com/watch?v=WFn65VoCNgw
ARD, 20.15
Der Überläufer – Teil 1 (Deutschland/Polen 2020)
Regie: Florian Gallenberger
Drehbuch: Bernd Lange, Florian Gallenberger
LV: Siegfried Lenz: Der Überläufer, 2016
Zweiteilige Verfilmung von Siegfried Lenz‘ posthum erschienenem Roman „Der Überläufer“, den er schon 1951, ganz am Beginn seines Schriftstellerlebens, schrieb.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge Wehrmachtssoldat Walter Proska. Im Sommer 1944 stößt er nach einem Heimaturlaub zu einem einsam im sumpfigen polnischen Niemandsland gelegenem Posten, der die Bahnstrecke an die Front sichern soll. Partisanen belagern sie, während sie selbst sich gegenseitig nerven. Später (in der zweiten Hälfte des Romans und im zweiten Teil des Films) wechselt Proska die Seiten und kämpft auf der Seite der Roten Armee gegen deutsche Soldaten. Nach dem Krieg arbeitet er weiter für sie – und er sucht noch immer seine große Liebe Wanda, eine junge Polin und Partisanin, die er zum ersten Mal traf, als sie einen Zug, in dem er mitfuhr, in die Luft jagen wollte.
Diese Liebesgeschichte nimmt im Film einen größeren Raum als im Roman ein. Dabei wird sie auch unglaubwürdiger. Einerseits weil ich Jannis Niewöhner und Malgorzata Mikolajczak nie das Liebespaar abkaufte, andererseits weil Wanda immer auch etwas als eine nicht von dieser Welt stammende Traumgestalt inszeniert wird. Sie ist mehr eine Fantasie als eine reale Person, die als Partisanin gegen Nazis kämpft.
Bernd Lange (Drehbuch) und Florian Gallenberger (Drehbuch, Regie) folgen vor allem im ersten Teil Siegfried Lenz‘ skizzenhaftem und episodischen Roman sehr genau. Sie übernehmen, bis auf wenige Ausnahmen, alle Szenen und viele Dialoge direkt aus dem Buch. Damit überträgt sich auch der alptraumhafte Stillstand aus dem Roman auf den Bildschirm.
Im zweiten Teil, wenn der Roman noch skizzenhafter wird, füllen sie Lücken aus, erfinden Episoden, legen auch eigene Schwerpunkte und präsentieren ein 1956 in Hamburg spielendes Ende, das sich von dem Romanende unterscheidet.
Am Ende ist „Der Überläufer“ gediegene TV-Unterhaltung, die brav dem Roman und seinem rätselhaftem Protagonisten, der sich durch die einzelnen Episoden treiben lässt, folgt.
Dabei hätte man vor allem aus der ersten Hälfte von „Der Überläufer“ einen experimentellen Alptraum im Geist von „Apocalypse Now“ machen können. Das waren jedenfalls die Bilder, die ich beim Lesen im Kopf hatte.
Der zweite Teil (mit Ulrich Tukur in einem kurzen Auftritt) wird am Freitag, den 10. April, um 20.15 Uhr gezeigt.
mit Jannis Niewöhner, Malgorzata Mikolajczak, Sebastian Urzendowsky, Rainer Bock, Bjarne Mädel, Florian Lukas, Katharina Schüttler, Alexander Beyer, Leonnie Benesch, Ulrich Tukur
Wiederholung: Donnerstag, 9. April, 01.10 Uhr (Taggenau!)
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Die Vorlage


Siegfried Lenz: Der Überläufer
Hoffmann und Campe, 2016
368 Seiten
25 Euro
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Taschenbuch-Ausgabe, jetzt mit Filmcover
Atlantik, 2020
12 Euro
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Die DVD (und Blu-ray)
mit fünfzig Minuten Bonusmaterial angekündigt für den 8. Mai 2020

Pandastorm
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: Deutsch DD 2.0
Untertitel: –
Bonusmaterial: Making of, Interviews mit Cast & Crew
Länge: 171 Minuten (2 x 85 Minuten)
FSK: ? (wahrscheinliche ab 12 Jahre)
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Hinweise
Das Erste über „Der Überläufer“
Pandastorm über „Der Überläufer“
Filmportal über „Der Überläufer“
Moviepilot über „Der Überläufer“
Wikipedia über „Der Überläufer“ (Verfilmung) und Siegfried Lenz
Hoffman und Campe über Siegfried Lenz
Offizielle deutsche Homepage von Siegfried Lenz