Neu im Kino/Filmkritik: „Rodeo“, ich will nur Motorrad fahren

Julia liebt Motorräder. Und sie ist fasziniert von den ‚Rodeos‘, illegalen Treffen von Motorradfahrern, die auf normalen Straßen ihre Kunststücke zeigen und um die Wette fahren. Bis die Polizei kommt. Oder, wenn sich einer verletzt, der Krankenwagen. Falls er nicht schon tot ist.

Dummerweise fehlt ihr das Geld um sich ein Motorrad zu kaufen. Sie hat kaum genug Geld, um sich Essen und Trinken zu kaufen. Also klaut sie sich für ihr erstes Rodeo ein Motorrad. Und weil sie sich mit Motorrädern auskennt und bei einem Unfall richtig reagiert, wird sie von Mous in Dominos Bande aufgenommen. Sie finanzieren ihre Leidenschaft für Motoren mit Verbrechen.

Lola Quivoron zeigt in ihrem Debütfilm „Rodeo“ die Welt dieser Rodeos. Es ist eine Machowelt, die sich nicht an die Regeln der Straßenverkehrsordnung hält (oder wie das Gesetz in Frankreich heißt), schon deswegen mit mindestens einem Fuß im Gefängnis steht, ihre Motorräder teils mit Straftaten und illegalen Geschäften finanziert und in der Frauen nur gut aussehende Schmuckstücke sind, die ihnen bei ihren Stunts zusehen dürfen. Doch Julia erobert sich ihren Platz.

Das zeigt Lola Quivoron in quasi-dokumentarischen Aufnahmen als Mischung aus Milieu- und Charakterstudie und mit ausführlich gezeigten Motorradstunts. Der Plot ist lose gestrickt, oft wenig plausibel (Wie viele Motorräder kann eine junge Frau in der Provinz klauen, ehe die Polizei sie schnappt?) und elliptisch. Teils ist das von Quivoron so gewollt. Teils durch den improvisierten Dreh verursacht, bei dem die Schauspieler das Drehbuch von der Regisseurin erzählt bekamen, um dann natürlich zu spielen. Quivoron tauchte selbst in diese Subkultur ein, begleitete die Motorradfahrer und fand ihre Hauptdarstellerin, die Bikerin Julie Ledru, via ihren Instagram-Account „Inconnue_du-95“. Nach ihrem ersten Treffen sagte Quivoron zu ihrer Co-Drehbuchautorin Antonia Buresi: „Sie hat mir ihre Lebensgeschichte erzählt und das ist die Geschichte des Films.“

Das Ende ist dann eines dieser Enden, die aus heiterem Himmel überraschend kommen, weil in dem Moment der Film beendet werden muss. Das hätte man besser vorbereiten können.

Aber die kraftvolle Inszenierung, die unverbrauchten Gesichter, das Porträt einer wenig bekannten Subkultur und die Stunts überzeugen in diesem kleinen, dreckigen Film über eine Frau, die nur auf einem Motorrad Freiheit fühlt.

Rodeo (Rodeo, Frankreich 2022)

Regie: Lola Quivoron

Drehbuch: Lola Quivoron, Antonia Buresi

mit Julie Ledru, Yannis Lafki, Antonia Buresi, Codi Schroeder, Louis Sotton, Junior Correira, Ahmed Hamdi

Länge: 106 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Rodeo“

AlloCiné über „Rodeo“

Metacritic über „Rodeo“

Rotten Tomatoes über „Rodeo“

Wikipedia über „Rodeo“ (deutsch, englisch, französisch)

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