Vincent Maillard entdeckt „Lebowskis Knochen“

Jim Carlos arbeitet als Landschaftsgärtner. Sein Hund Lebowski, benannt nach dem legendären Big Lebowski, ist ein bewegungsfauler Golden Retriever. Dieser entdeckt auf dem riesigen Anwesen der Loubets einen Knochen, der ein Menschenknochen sein könnte.

Die Loubets sind eine sehr vermögende, zur französischen Oberschicht gehörende, sich liberal gebende Familie, die Jim den Klassenunterschied zwischen ihnen und ihrem für einen Job engagierten Gärtner immer spüren lässt – und die möglicherweise einige echte Leichen in ihrem Keller und auf ihrem Anwesen vergraben hat.

Seine Arbeit bei den Loubets und wie er versucht, mehr über den von Lebowski gefundenen Knochen, herauszufinden, schildert der spurlos verschwundene Jim Carlos in mehreren Schreibheften. Sie könnten Hinweise auf den Grund seines Verschwindens und, falls er ermordet wurde, seinen möglichen Mörder geben.

Jedenfalls liest Ermittlungsrichterin Carole Tomasi Carlos‘ Aufzeichnungen mit großem Interesse. Sie werden, auch ohne Leiche, die Grundlage für ihre Anklage gegen Carlos‘ mutmaßlichen Mörder.

Lebowskis Knochen“ steht in der Tradition der absurden französischen Kriminalromane. Die Hauptpersonen, teils auch ich-Erzähler, sind oft nicht die typischen, aus unzähligen anderen Kriminalromamen vertrauten Protagonisten, wie Polizisten, Privatdetektive, Anwälte und Journalisten. Sei sind, wie hier, ein Gärtner. Sie sind nicht immer zuverlässige Erzähler. Manchmal wird die Geschichte auch aus der Perspektive eines Tieres erzählt, das kopfschüttelnd das mörderische Verhalten der Menschen beobachtet. Die Geschichte wird gerne mit Perspektivwechseln und Zeitsprüngen erzählt. Die Bourgeoisie wird seziert – und wer glaubt, dass die französische Klassengesellschaft ein Relikt der Vergangenheit ist, muss sich nur „Monsieur Claude und seine Töchter“ ansehen. In diesen Krimis ist der Klassenkampf immer präsent. Mal als großer politischer Kampf, mal als kleine Rache an dem Mitglied der Bourgeoisie. Das ist formidabel geschrieben, sehr unterhaltsam, oft sehr witzig und immer sehr noir.

All das trifft auch auf Vincent Maillards „Lebowskis Knochen“ zu. Es ist sein dritter Roman; und der erste, der auf Deutsch veröffentlicht wurde. Maillard arbeitet außerdem als Dokumentarfilmregisseur.

Lebowskis Knochen“ ist eine sehr vergnügliche, kurzweilige und angenehm kurze Lektüre.

Vincent Maillard: Lebowskis Knochen

(übersetzt von Cornelia Wend)

Edition Nautilus, 2024

224 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

L’os de Lebowski

Éditions Philippe Rey, 2021

Hinweis

Edition Nautilus über den Roman

 

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