Über das Finale von Brian Azzarello und Eduardo Rissos „Moonshine“
Als bekannt wurde, dass das „100 Bullets“-Dream-Team Brian Azzarello und Eduardo Risso eine neue Comicserie starten würden, waren die Erwartungen hoch. Autor Azzarello und Zeichner Risso hatten in „100 Bullets“ eine epische Saga erzählt, die mit kleinen Hardboiled-Noir-Geschichten beginnt und zu einer komplexen zwischen Fakt und Fiktion changierenden Alternativerzählung der USA wird.
„Moonshine“ schien da die perfekte Fortsetzung zu sein. Während der Prohibition schickt der New Yorker Mafiaboss Joe Masseria Lou Pirlo in eine entlegene Gegend der Appalachen. Pirlo soll in Spine Ridge, West Virginia, von Hiram Holt dessen selbstgebrannten Schnaps kaufen. Aber Holt will nicht verkaufen. Und in den Wäldern sind neben Schnapsbrennern und Bären auch Werwölfe. Nach einer Begegnung mit einem Werwolf wird Pirlo selbst zu einem Werwolf.
Der Auftakt der Serie ist gelungen. Aber in den späteren Sammelbänden, die in New Orleans und Cleveland spielen, verliert Brian Azzarello vollkommen den erzählerischen Faden.
Der jetzt erschienene fünfte und finale „Moonshine“-Band „Die Quelle“ führt Pirlo wieder zurück nach New York und mitten hinein in einen Krieg zwischen seinem Boss Masseria und Holt, der in New York seinen Anteil an Alkoholgeschäft haben will und dafür über Leichen geht. Zur gleichen Zeit ermittelt Bundesagent Dick Roth in einer Mordserie: ein unbekanntes Wesen tötet nachts bestialisch Menschen. Und die Nachtclubsängerin Tempest will Masseria töten. Das sind genug Konflikte für einen dicken Prohibitions-Gangsterkrimi. Azzarello und Risso handeln sie auf hundertvierzig Seiten ab.
Aber anstatt die verschiedenen neu begonnenen Plots und vielleicht noch einige ältere losen Handlungsfäden konzentriert zu einem überzeugenden Finale zusammenzuschnüren, zerfasert die Story weiter bis zum blutigen Ende.
„Die Quelle“ ist das enttäuschende Ende einer enttäuschenden Serie. Die wunderschön pulpigen Zeichnungen von Eduardo Risso können „Moonshine“ nicht retten. Aber sie machen jede Seite zu einem Vergnügen für das Auge.
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Brian Azzarello/Eduardo Risso: Moonshine: Die Quelle (Band 5)
This entry was posted on Mittwoch, 04. September 2024 at 6:06 am and is filed under Buchkritiken. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed.
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