Neu im Kino/Filmkritik: Sprechen wir alle eine „Universal Language“? Und ist das Farsi?

Beton und funktionale Zweckbauten sehen überall gleich aus. Es sind Nicht-Orte, Transitorte, die nicht zum längeren Aufenthalt gedacht sind. Deshalb dauert es auch einige Zeit, bis klar ist, dass Matthew Rankins wunderschön versponnene Indie-Komödie „Universal Language“ nicht irgendwo im arabischen und angloamerikanischen städtischen Raum, sondern in Kanada in Winnipeg spielt; – zu einem großen Teil innerhalb der dortigen iranischen Gemeinschaft, die auch im fernen Kanada untereinander vor allem Farsi spricht. In diesem surrealistichen Traum-Winnipeg begegnen sich, mehr oder weniger, die Grundschüler Negin und Nazgol, die im Eis einen 500-Riel-Schein entdecken und ihn haben und umtauschen wollen; ein Betrüger will ihnen helfen und den Schein anschließend behalten; ein Lehrer, der seine Schüler wortgewaltig zurechtstutzt (leider bleibt es bei einem, dafür eindrucksvollem Auftritt am Filmanfang); ein Touristenführer, der wissbegierige Besucher zu den Nicht-Denkmälern der Stadt führt und zwischen zwei lauten Straßen eine Schweigedoppelminute einlegt; ein Beamter, der kündigt und mit dem Bus nach Winnipeg fährt, um seine Mutter zu besuchen; ein Truthahn und noch viele weitere schräge Vögel.

Einige dieser Figuren verfolgt Rankin über eine längere Zeit. Bei anderen bleibt es, wie gesagt, bei einer Szene. Manche Figuren treffen sich im Lauf des Films. Manchmal hat das Treffen eine Auswirkung auf spätere Ereignisse, manchmal nicht. Weil Rankin sich nicht für das Erzählen einer Hollywood-Traditionen folgenden Geschichte interessiert und er auch keinerlei Interesse an Verdichtungen hat, belässt er es bei schrulligen, immer improvisiert und schmutzig wirkenden Episoden, die nichts über den Ort und die Handlungszeit verraten. Sie könnten irgendwann in den letzten vierzig Jahren spielen und würden auch dann einen verrauchten Retro-Charme haben.

Universal Language“ ist eine liebenswerte, zutiefst humanistische und freundliche surreale Komödie im Geist von Wes Anderson, Aki Kaurismäki und Roy Andersson. Nur dass bei Matthew Rankin eindeutig das Episodische und Sinnfreie im Vordergrund steht. Insofern ist es gut, dass der Film mit seinen schrulligen Figuren keine neunzig Minuten dauert.

Universal Language (Universal Language, Kanada 2024)

Regie: Matthew Rankin

Drehbuch: Matthew Rankin, Pirouz Nemati, Ila Firouzabadi

mit Rojina Esmaeili, Danielle Fichaud, Sobhan Javadi, Pirouz Nemati, Saba Vahedyousefi, Matthew Rankin, Mani Soleymanlou, Danielle Fichaud, Bahram Nabatian

Länge: 89 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Universal Language“

Metacritic über „Universal Language“

Rotten Tomatoes über „Universal Language“

Wikipedia über „Universal Language“ (deutsch, englisch)

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