Die zwölfjährige Bailey (Nykiya Adams) lebt bei ihrem nur einige Jahre älteren Vater Bug (Barry Keoghan) in Kent in einem besetzten Haus. Bug ist selbst noch ein Kind. Auf den ersten Blick wirkt er wie der etwas ältere coole Bruder, der seine kleine Schwester mitnimmt. Er verbringt seine Zeit mit spinnerten Geschäftsideen, plant seine Hochzeit mit einer Frau, die er erst seit einigen Tagen kennt und konsumiert Drogen. Als Erzieher im auch nur halbwegs traditionellem Sinn ist er ein Totalausfall. Das Gleiche gilt für Baileys Mutter.
Also streift Bailey durch die Stadt. Eines Tages trifft sie auf Bird (Franz Rogowski), einer auch für die Gegend seltsamen Mischung aus schüchternem Sonderling und harmlosen Menschenfreund, der anscheinend vom Himmel gefallen ist.
„Bird“, Andrea Arnolds neuer Spielfilm, ist eine musikalisch stimmig untermalte Charakterstudie zwischen Sozialdrama und Poesie. Etwas Magischen Realismus gibt es auch. Dabei präsentiert sie das Leben ihrer Figuren offen, ehrlich, ohne Scheuklappen, aber auch mit spürbarer Sympathie für sie. Nie verurteilt sie sie.
Damit fügt sich ihr neuester Film nahtlos an ihre früheren Kinospielfilme „Fish Tank“ (2009) und „American Honey“ (2016) an, mit denen sie ihren Ruf als eine der wichtigen Stimmen des zeitgenössischen britischen Kinos begründete.
Neben diesen drei Spielfilmen drehte sie in den vergangenen fünfzehn Jahren außerdem ein ziemlich unbekanntes Historiendrama („Wuthering Heights – Emily Brontës ‚Sturmhöhe’“, 2011), den Dokumentarfilm „Cow“ (über das Leben einer Milchkuh) und mehrere Episoden für TV-Serien.

Bird (Bird, Großbritannien 2024)
Regie: Andrea Arnold
Drehbuch: Andrea Arnold
mit Nykiya Adams, Barry Keoghan, Franz Rogowski, Jason Buda, Jasmine Jobson, Frankie Box
Länge: 114 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
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Hinweise
Wikipedia über „Bird“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Andrea Arnolds „American Honey“ (American Honey, USA/Großbritannien 2016)
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Die Cannes-Pressekonferenz