„Mal goes to War“, der neue Roman von „Mickey 7“/„Mickey 17“-Autor Edward Ashton

Bevor in wenigen Stunden die Verfilmung von Edward Ashtons bekanntestem Roman „Mickey 7“ ins Kino kommt – und allein schon, dass „Parasite“ Bong Joon-ho die Regie und Robert Pattinson die Hauptrolle übernommen haben, weckt das Interesse des Filmfans an „Mickey 17“ – werfen wir einen Blick auf seinen neuen Roman. „Mal goes to War“, sein fünfter Science-Fiction-Roman, erschien vor wenigen Tagen in der deutschen Übersetzung bei Heyne.

Der titelgebende Mal ist eine künstliche Intelligenz, die problemlos von Wirt zu Wirt springt und ihn mehr oder weniger umfassend kapert. Als seine Verbindung zum Infospace, seiner Heimat, abgeschnitten wird, muss er sich überlegen, wie er zu einem Ort gelangen kann, an dem er wieder eine Verbindung zum Infospace aufbauen und dorthin zurückkehren kann. Bis dahin flüchtet er sich zuerst in die Hightech-Implantate der toten Söldnerin Mika. Mika soll auf die wie ein Teenager aussehende Kayleigh aufpassen. Sie ist in Wirklichkeit schon viel älter und genetisch verändert. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg durch ein zukünftiges Amerika, in dem zwischen Federales, die ihre Körper durch Implantate und Genmanipulationen veränderten, und Humanisten, die solche Veränderungen ablehnen, Bürgerkrieg herrscht.

Auf ihrem gemeinsamen Weg erleben sie viele Abenteuer, ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten (und dass Mals Wissen über die Menschen vor allem aus alten Hollywood-Filmen kommt [die für ihre präzise Darstellung des Lebens von Liebespaaren und Soldaten bekannt sind]) sorgen für amüsante Wortgefechte. Ihr Umgang mit Gefahren sorgt für überraschende Kampfverläufe. So kann Mal schwuppdiwupp von einem Körper zum nächsten wechseln. Und Kayleigh verhält sich nicht wie ein kleines Mädchen.

Kurz nach dem Beginn ihrer Reise nehmen sie Asher gefangen. Der Soldat wird ihr widerspenstiger Kriegsgefangener.

Die Idee ist eigentlich gar nicht so schlecht: einen witzigen Science-Fiction-Roman über ein Amerika im Krieg mit sich selbst und über Künstliche Intelligenz und was sie in Zukunft tun kann, zu schreiben. Die Idee, die Geschichte aus der Sicht einer KI zu erzählen, verspricht eine neue Perspektive. Die Geschichte entwickelt sich nach dem alten Groschenheft-Prinzip „wenn ich nicht weiter weiß, taucht einfach ein Mann mit einer Pistole auf“. Es passiert ständig etwas, aber nichts davon bleibt im Gedächtnis. Das liegt daran – und das wird bei dem konfusen Ende überdeutlich -, dass Ashton keine Idee davon hat, was Mal will, welches Ziel er erreichen will und was passiert, wenn er es nicht erreicht. Mal entwickelt auch keine eigene Persönlichkeit.

Das gleiche gilt für die anderen Figuren. Sie bleiben austauschbare Schießbudenfiguren.

Über den Krieg zwischen den einzelnen Fraktionen und was sie in diesem Krieg erreichen wollen, erfahren wir auch nichts. Und natürlich ist KI in diesem Fall nur ein Gimmick. Mal und die anderen KIs, die er trifft, sind einfach nur dumme Computerprogramme.

Der Humor ist von der nett-harmlosen, sich weitgehend in Blödeleien erschöpfenden Art. Das kann man erkältet auf der Couch oder, in einigen Monaten, schwitzend am Strand weglesen, während man darüber spekuliert, was John Scalzi aus dieser Idee gemacht hätte.

Meine Besprechung der Edward-Ashton-Verfilmung „Mickey 17“ gibt es zum Filmstart. Hier gibt es schon einmal den vielversprechenden Trailer:

Edward Ashton: Mal goes to War – Ein KI-Thriller

(übersetzt von Felix Mayer)

Heyne, 2025

400 Seiten

17 Euro

Originalausgabe

Mal goes to War

St. Martin’s Press, 2024

Hinweise

Homepage von Edward Ashton

Heyne über Edward Ashton

 

One Response to „Mal goes to War“, der neue Roman von „Mickey 7“/„Mickey 17“-Autor Edward Ashton

  1. […] Meine Besprechung von Edward Ashtons „Mal goes to War“ (Mal goes to War, 2024) […]

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