Glauser-nominiert als bester Debütroman 2025: Turid Müller: Im Schatten der Insel

Das Syndikat, der Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur, hat für den diesjährigen Friedrich-Glauser-Preis, der am Samstag, den 12. April, auf der Criminale in Schwetzingen verliehen wird, in der Kategorie Bester Debütroman folgende Krimis nominiert:

Stefan Grebe: Die Übermacht (Bastei Lübbe)

Roland Muller: Eisrausch (Aufbau Taschenbuch)

Turid Müller: Im Schatten der Insel (Piper)

Susanne Tägder: Das Schweigen des Wassers (Klett-Cotta)

Ana Wetherall-Grujić: Blutsschwestern (Kremayr & Scheriau)

Okay, das Cover mit dem Leuchtturm, Dünen und Strand sieht jetzt nicht nach spektakulärer Krimiunterhaltung, sondern bestenfalls nach Regiokrimi und, wenn nicht „Kriminalroman“ auf dem Cover stünde, banalem Liebes-/Familienroman aus.

Aber man sollte ein Buch niemals nach seinem Cover beurteilen. Und manchmal verrät das Cover auch nur, dass das Buch von einem bestimmten Verlag herausgegeben oder in einer bestimmten Reihe veröffentlicht wurde.

Seit ihrer Scheidung lebt die Psychologin Lale Liebig wieder in ihrem Kinderzimmer. Die Vierzigjährige pflegt ihre 74-jährige, zunehmend demente Mutter. Um aus dem Alltagstrott auszubrechen unternimmt sie jetzt mit ihr eine mehrtägige Reise nach Amrum. 1950 war ihre Mutter dort in dem Haus Wattfrieden als Verschickungskind. Oft waren diese Kurheime für die Kinder wahre Horrorhäuser voller Gewalt und Unterdrückung.

Kurz nach ihrer Ankunft auf der Insel verschwindet Lales Mutter spurlos. Und weil kurz vorher am Strand ein Toter gefunden wurde, der an einer auf der benachbarten Insel Föhr stattfindenden Verschickungskonferenz teilnahm, kombiniert Lale sofort, dass es zwischen dem Toten, der Konferenz und dem Verschwinden ihrer Mutter einen Zusammenhang gibt. Auf eigene Faust beginnt sie irgendwie zu ermitteln.

Mit „Im Schatten der Insel“ legt die Psychologin, Schauspielerin und Ratgeber-Autorin Turid Müller ihren ersten Kriminalroman vor, ohne sich sonderlich für das Genre zu interessieren. Lales Ermittlungen bestehen vor allem aus einer Mischung aus weit hergeholten und meist vollkommen aus der Luft gegriffenen Vermutungen. Die richtige Ermittlungsarbeit wird von ihrer Freundin Cleo erledigt. Am Telefon erzählt sie Lale dann davon. Siebzig Seiten vor dem Ende des Romans wird der Mörder nach einem Kampf verhaftet. Lales Mutter wurde schon einige Seiten früher gefunden.

Nein, als Kriminalroman, noch nicht einmal als Regiokrimi mit einem wichtigen Thema und einer Amateurermittlerin, funktioniert „Im Schatten der Insel“ nicht. Sogar Schmunzelkrimis haben mehr Krimi-Substanz.

Als Geschichte einer Annäherung zwischen einer Tochter und ihrer Mutter funktioniert der Roman deutlich besser.

Turid Müller: Im Schatten der Insel

Piper, 2024

368 Seiten

18 Euro

Hinweise

Piper über den Roman

Homepage von Turid Müller

 

3 Responses to Glauser-nominiert als bester Debütroman 2025: Turid Müller: Im Schatten der Insel

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