Neu im Kino/Filmkritik: „Der letzte Takt“ – schwarzhumorig isländisch gespielt

Das kleine mehr bemühte als begnadete Kammerorchester von Reykjavik kann sein Glück nicht fassen. Sie haben soeben den Klassik-Jackpot gewonnen. Denn kurz nachdem dem Ensemble gesagt wurde, dass es für sie im nächsten Haushaltsjahr keine staatliche Förderung mehr geben werde, verkündet der weltberühmte Cellist Klemens, dass er nach Jahrzehnten weltweiter erfolgreicher Konzerttätigkeit wieder nach Island zurückkehren will. Die Leiterin des Ensembles ruft ihn via Video-Call an und der Star erklärt sich sofort bereit, Mitglied in ihrem Ensemble zu werden.

Aber schon bei den ersten Proben erfahren die Musiker, dass er jede Frau als Freiwild betrachtet. Schnell ahnen sie, dass er nicht freiwillig nach Island zurückkehrte, sondern dass niemand mehr mit ihm zusammen arbeiten will.

Trotzdem studieren sie ihr Programm ein. Und sie freuen sich auf die Premiere. Endlich dürfen sie vor einem vollen Haus spielen und alle Menschen, die auf der kleinen Insel wichtig sind, werden da sein.

Dummerweise erstickt Klemens kurz vor dem Auftritt an einer Zwetschge. Das Klassik-Ensemble, das ihn vor wenigen Minuten am liebsten noch eigenhändig umgebracht hätte, beginnt zu improvisieren. Wie schon der Trailer verrät, geben sie das Konzert in dem baufälligen Konzertsaal mit dem toten Cellisten, der für diesen Auftritt noch einmal zum Leben erweckt wird. Bis ein weiteres, dieses Mal sehr blutiges und im Trailer nur angedeutetes Unglück geschieht.

In seinem Spielfilmdebüt erzählt Sigurjón Kjartansson, der davor etliche Bücher für TV-Serien schrieb, Showrunner und Schöpfer von TV-Serien war und auch einige TV-Serienepisoden inszenierte, eine kleine schwarzhumorige Schnurre, in der es um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz geht und die die Eitelkeiten und Nöte des Klassikbetriebs liebevoll aufspießt. Im dritten Akt entsteht der Witz aus der absurden Situation, in der sich das grundsympathische Ensemble und ihre ebenso sympathischen Verbündeten befinden beim Geben des Konzerts mit dem toten Cellisten als mitmusizierendes Ensemblemitglied. In diesem Moment spielen sie perfekt zusammen.

Die Spannung entsteht bei „Der letzte Takt“ aus der Frage, wie die netten klassischen Musiker mit heiler Haut aus der Geschichte kommen, die einen katastrophalen, hr leben verändernden Höhepunkt hat.

Der letzte Takt (Fullt hús, Island 2024)

Regie: Sigurjón Kjartansson

Drehbuch: Sigurjón Kjartansson

mit Helga Bragan Jónsdóttir, Hilmir Snær Guðnason, Ilmur Kristjánsdóttir, Halldór Gylfason

Länge: 95 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Der letzte Takt“

Rotten Tomatoes über „Der letzte Takt“

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