Juoko Kawakami verbreitet wieder „Furcht“ im heutigen Japan

Es sind kurze Geschichten, die Juoko Kawakami in seiner Manga-Kurzgeschichtenreihe „Furcht – Horrorgeschichten aus dem modernen Japan“ erzählt und zeichnete. Vor wenigen Tagen erschien der dritte Band. Er enthält auf unter zweihundert Seiten zwölf Kurzgeschichten, die einige Gemeinsamkeiten haben und vollkommen unabhängig voneinander gelesen werden können. Es sind, wie der Titel verrät, kurze Horrorgeschichten, die im heutigen Japan spielen. Trotzdem spielen sie immer wieder, für uns wenig bis nicht erkennbar, auf japanische Traditionen an. Das Wissen über diese Traditionen steigert dann das Lesevergnügen, aber für das Verständnis der meisten Geschichten (ein, zweimal dachte ich, dass ich die Pointe nicht verstehe, weil ich die angesprochene Riten, Sitten und Erzählungen nicht kenne) ist es egal. Sie sind universell verständlich.

Im Mittelpunkt der Geschichten steht das Leben im heutigen Japan, meistens mit Protagonisten zwischen Schule und Studium und ihren Problemen. Computer, Handys, die Wirkung von Influencern und das Leben in einer anonymen Großstadt stehen immer wieder im Zentrum der mal mehr, mal weniger übernatürlichen Geschichten.

In der ersten Geschichte bemerkt ein schönheitsversessener Junge plötzlich einen Pickel an seinem Hals und Haare an den Beinen. Was für einen normalen Jugendlichen höchstens ärgerlich wäre, ist für ihn eine Katastrophe. Das Ende ist – überraschend.

In anderen Geschichten geht es um den nächtlichen Besuch in einem leer stehendem Haus, das möglicherweise doch nicht so leer steht. Oder um den Betreiber von einem Okkult-TV-Kanal, der eine Veranstaltung einer Netzwerk-Marketing-Firma besucht – und sich irgendwann denkt, er hätte wohl doch besser eine weitere Geistervilla erkundet. Es geht um den Besuch bei den seltsamen Eltern des künftigen Gatten. In einer anderen Geschichte geht es um eine Hochzeit und die Planungen vor der Hochzeit. Eine andere Geschichte beschäftigt sich mit den körperlichen Veränderungen eines schmächtigen Jungen bei dem Training in einem Fitnessstudio. Einmal geht es um die moderne urbane Legende Ushigisan, die gerade im Netz trendet; ein anderes Mal um eine KI-Cosplayerin und einmal um eine Telefonzelle, die als Müllabladeplatz benutzt wird.

Auch der dritte „Furcht“-Sammelband ist eine schön schwarzhumorige Lektüre.

Der vierte Band ist für November angekündigt. Das klingt doch nach einem Weihnachtsgeschenk für den Horrorfan.

Juoku Kawakami: Furcht – Horrorgeschichten aus dem modernen Japan – Band 3

(übersetzt von Gregor Wakounig)

Panini Manga, 2025

200 Seiten

8,99 Euro

Originalausgabe

Osore – Reiwa Kaidan – Vol. 3

Shogakukan, 2025

Hinweise

Meine Besprechung von Juoku Kawakamis „Furcht – Horrorgeschichten aus dem modernen Japan – Band 1“ (Osore – Reiwa Kaidan – Vol. 1, 2025)

Meine Besprechung von Juoku Kawakamis „Furcht – Horrorgeschichten aus dem modernen Japan – Band 2“ (Osore – Reiwa Kaidan – Vol. 2, 2025)

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