Watching you – Die Welt von Palantir und Alex Karp (Deutschland 2024)
Regie: Klaus Stern
Drehbuch: Klaus Stern
Spielfilmlange Doku über Alex Karp, den Gründer der US-amerikanischen Firma Palantir. Aktuell diskutieren deutsche Sicherheitsbehörden über einen Einsatz der US-Überwachungssoftware. Aber anstatt sich mit der von Polizei und Geheimdiensten eingesetzten, von Datenschützern kritisierten Überwachungssoftware auseinanderzusetzten, konzentriert „Watching you“ sich auf Alex Karp, der als etwas schrulligen und interviewscheuer Unternehmer porträtiert.
Watching you – Die Welt von Palantir und Alex Karp (Deutschland 2024)
Regie: Klaus Stern
Drehbuch: Klaus Stern
TV-Premiere. Spielfilmlange Doku über Alex Karp, den Gründer der US-amerikanischen Firma Palantir. Aktuell diskutieren deutsche Sicherheitsbehörden über einen Einsatz der US-Überwachungssoftware. Aber anstatt sich mit der von Polizei und Geheimdiensten eingesetzten, von Datenschützern kritisierten Überwachungssoftware auseinanderzusetzten, konzentriert „Watching you“ sich auf Alex Karp, der als etwas schrulligen und interviewscheuer Unternehmer porträtiert.
Wer oder was ist Palantir? Und wer ist Alex Karp? Im Gegensatz zu anderen Milliardären, die irgendetwas mit Computern und dem Internet zu tun haben, wie Bill Gates, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg, ist Alex Karp unbekannt. Auch seine Firma Palantir und deren Produkt Palantir Gotham ist außerhalb der Datenschutz-Szene unbekannt.
Da kann ein gut gemachter Dokumentarfilm die notwendige Aufklärungsarbeit leisten. Die Idee, den Dokumentarfilmer erfolglos sein Objekt der Begierde verfolgen zu lassen, ist durchaus tragfähig für einen Film. Und dass Klaus Stern für seinen Dokumentarfilm „Watching you – Die Welt von Palantir und Alex Karp“ auch auf 1997 von seinem Kameramann Thomas Giefer gemachte Aufnahmen von Alex Karp für einen Dokumentarfilm über den jüdischen Schriftsteller Richard Plant zurückgreifen kann ist ein Gewinn. Hier wird Karp als junger Bohemien, als eine sympathische Kreuzung aus einer Jim-Jarmusch-Figur, ‚Stadtneurotiker‘ Woody Allen und Groucho Marx gezeigt, der durch New York streift und sich Zigarren anzündet. Stern befragt auch die Menschen, die ihn in den Neunzigern und frühen nuller Jahren kannten. Damals war er als Philosophie-Doktorand in Frankfurt am Main an der Universität und arbeitete im Sigmund-Freud-Institut. Für die Geschichte von Palantir ist das zwar nicht wichtig, aber durchaus interessant als Einblick in Karps Zeit vor der Unternehmensgründung. Damals ahnte niemand, dass dieser etwas seltsame Sohn eines jüdischen Medizin-Professors und einer afro-amerikanischen Künstlerin, der seine Kindheit auf Friedensdemos verbrachte und sich als Neomarxist bezeichnete, der CEO eines global tätigen Software-Unternehmens werden würde, das mit dem Militär und Sicherheitsdiensten eng zusammen arbeitet.
Später, wenn Stern versucht, ihn in Davos zu einem Interview zu überreden und er neuere Aufnahmen von Karp präsentiert, erinnert er noch mehr Groucho Marx. Über sein Denken, auch die Widersprüche in seinem Denken, und seine Vision erfährt man dagegen nichts substantielles. Das Gleiche gilt für die von ihm gegründete Firma Palantir, die „größte kommerzielle Überwachungsfirma der Welt“ (Presseheft), und warum seine Software so umstritten ist. Die Bedenken der Datenschützer werden in zwei kurzen Statements angesprochen. Wie die Software funktioniert und was die Probleme dabei sind, überhaupt nicht.
Gerade das und die damit verbundene Bedrohung einer freien Gesellschaft müsste in einer Doku nicht nur kurz angesprochen, sondern vertieft werden.
Doch hier kratzt die in jahrelanger Arbeit entstandene Doku noch nicht einmal an der Oberfläche. Von der Filmidee bis zur Premiere vergingen sieben Jahre.
Nach etwas über neunzig Minuten bleibt nur das Bild von einem etwas schrullig wirkendem, netten Firmengründer, der irgendetwas mit Daten macht.