Neu im Kino/Filmkritik: Der Horror! „Evil Dead Rise“ und das Blut spritzt

Mai 3, 2023

Warum auch nicht? Selbstverständlich kann auch in einer Stadt in einer gut verschlossenen Kammer unter dem Keller eines Hochhauses ein Necronomicon gefunden werden. So geschieht es in Lee Cronins „Evil Dead Rise“. Die Teenager, die das Buch finden, probieren die Dinge, die sie nicht ausprobieren sollten, sofort aus – und los geht der ‚Tanz der Teufel‘. Im Mittelpunkt des Schlachtfests stehen dieses Mal Ellie, ihre drei noch lange nicht volljährigen Kinder, und Ellies jüngere Schwester Beth, die als Gittarentechnikerin ihr Leben zwischen Konzerthallen und Highways verbringt. Sie schaut kurz vorbei.

Am Rand stehen einige ihrer Nachbarn, deren Überlebenschancen in dem weitgehend entmieten Hochhaus in Los Angeles in dieser Nacht noch geringer sind als die von Ellies Familie.

Zehn Jahre nach Fede Álvarez‘ „Evil Dead“ und dreißig Jahre nach Sam Raimis drittem und letzten „Evil Dead“-Film, hat jetzt Lee Cronin die Regie übernommen. Bekannt wurde er mit seinem Horrorfilm „The Hole in the Ground“. Das war ein sanfter Horrorfilm. Über seinen neuen Film kann das nicht gesagt werden. „Evil Dead Rise“ ist eine ordentliche Schlachtplatte mit viel Kunstblut, das vor dem dunklen Hintergrund oft kaum erkennbar ist, und Anspielungen auf ältere Horrorfilme. Unter anderem auch auf Raimis ersten beiden „Evil Dead“-Filme. Im Gegensatz zu Raimis erstem „Evil Dead“-Film, der ein Low-Budget-Film war, ist bei Cronin alles sauberer, teurer, professioneller, immer eine Spur zu kalkuliert und meist zu schnell vorbei.

Das ist dann zwar sehr blutig, aber nie so beänstigend und auch hysterisch wie Sam Raimis ersten beiden „Evil Dead“-Filme, die, auch dank Bruce Campbell, ultraharten Horror mit Slapstick verbanden. Der dritte „Evil Dead“-Film, „Armee der Finsternis“, hat als durchgeknallte Mittelalter-Komödie vor lauter Slapstick keine Horrorelemente mehr.

Campbell und Raimi sind in den neuen „Evil Dead“-Film nur noch als Executive Producer involviert.

In „Evil Dead Rise“ gibt es bei den Hauptpersonen eine interessante thematische Verschiebung. In älteren Horrorfilmen war der Tod eine Bestrafung für vorehelichen Geschlechtsverkehr. Oft war schon der Versuch tödlich. In „Evil Dead Rise“ fehlt dieser prüde moralische Impetus. Jetzt versuchen Mütter ihre Kinder zu beschützen. Mit allen Mitteln, tödlicher Konsequenz und ohne den durchgeknallten Slapstick-Humor der Raimi-Filme.

Wer genau das Sehen will, wird in „Evil Dead Rise“ eine höllisch gute Zeit haben.

Evil Dead Rise (Evil Dead Rise, USA 2023)

Regie: Lee Cronin

Drehbuch: Lee Cronin

mit Lily Sullivan, Alyssa Sutherland, Morgan Davies, Gabrielle Echols, Nell Fisher

Länge: 97 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Evil Dead Rise“

Metacritic über „Evil Dead Rise“

Rotten Tomatoes über „Evil Dead Rise“

Wikipedia über „Evil Dead Rise“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Lee Cronins „The Hole in the Ground“ (The Hole in the Ground, Irland/Belgien/Finnland 2019)

Moment, da war doch was?

Ach, ja: Meine Besprechung von Sam Raimis „Armee der Finsternis (Tanz der Teufel III)“ (Army of Darkness – Evil Dead 3, USA 1992)


Grummelig kloppende „Vikings“ bei Amazon Instant Video

Juni 16, 2014

Die erste Staffel von „Vikings“ lief gerade im Free-TV und wurde auf DVD veröffentlicht, da kann der geneigte Wikinger-Fan sich bei Amazon Prime Instant Video bereits die komplette zweite Staffel, wahlweise auf Deutsch oder auf Englisch ansehen.
Die zweite Staffel beginnt mit einer ziemlich blutigen Klopperei zwischen den Männern von Ragnar und Rollo. Das Scharmützel endet erst, als Rollo seinen Bruder nicht töten kann und er sich ergibt. Fortan ist er im Wikinderdorf nur noch leidlich gelitten, aber die meiste Zeit der ersten und zweiten Folge wird sich dann auf das Dorfleben, lässliche Eheprobleme, wie wir sie aus Soap Operas kennen, und der Vorbereitung einer Überfahrt nach England konzentriert.
Gegen Ende der zweiten Episode kommen Ragnar und seine Männer in England an und sie werden auch gleich angegriffen. Sie können die Männer von König Egbert besiegen und wir können vermuten, dass wir in den weiteren Folgen der aus zehn Episoden bestehenden zweiten „Vikings“-Staffel mehr von ihren englischen Abenteuern erfahren.
Dass ich kein großer Freund von Mittelalter- und Fantasy-Filmen bin, dürfte euch nicht überraschen. Aber ich bin auch begeisterungsfähig. Wenn die Story gut ist, wenn es irgendwie überraschend ist, wenn es spannend ist, bin ich dabei.
Aber „Vikings“ bewegt sich dann doch zu sehr in vertrauten Gewässern und gerade die ersten beiden Folgen plätschern teilweise unerträglich vor sich hin. Mögliche Konflikte, vor allem zwischen den beiden Brüdern, zwischen Ragnars Ehefrau und seiner schwangeren Geliebten, zwischen Rollo, dem geächteten Verräter und Fast-Brudermörder, und der Dorfbevölkerung, zwischen den Wikingern und den Göttern werden kaum angesprochen. Sowieso sind die meisten Dorfbewohner für die Geschichte vollkommen nebensächlich. Auch die Hauptcharaktere bleiben blass. Intrigen gibt es keine; wobei so eine richtige Intrige mit Palastrevolution in einem kleinen Dorf schwer zu organisieren ist. Und nachdem Ragnar sich auf den Weg nach England macht, verabschiedet sich die Dorfgemeinschaft aus der Geschichte. Allerdings, wie ein Blick in die Episodenguide verrät, nur vorläufig.
Gut, die ersten beiden Episoden der zweiten Staffel (und mehr kenne ich nicht) sind nur der Auftakt, in dem – hoffentlich – einiges für die restlichen acht Episoden vorbereitet wird, aber für sich alleine stehend, sind sie langweilig.
Abgesehen von der graphischen Gewalt bei den beiden Kämpfen (am Anfang der ersten und am Ende der zweiten Episode) zeigt „Vikings“ nichts, was nicht auch schon vor Jahren in einer TV-Serie gezeigt wurde.
„Vikings“-Erfinder Michael Hirst ist auch verantwortlich für die hochgelobte TV-Serie „Die Tudors“ und die Filme „Elizabeth“ und „Elizabeth – Das goldene Königreich“, beide mit Cate Blanchett in der Hauptrolle.

Vikings - Staffel 2 Amazon - 4

Vikings – Staffel 2 (Vikings, Irland/Kanada 2014)
Regie: Ciarán Donnelly
Drehbuch/Idee: Michael Hirst
mit Travis Fimmel, Katheryn Winnick, Clive Standen, Jessalyn Gilsig, Gustaf Skarsgård, George Blagden, Alexander Ludwig, Alyssa Sutherland, Donal Logue, Linus Roache

Hinweise
Amazon über „Vikings“

History Television über „Vikings“

Rotten Tomatoes über „Vikings“

Wikipedia über „Vikings“ (deutsch, englisch)