Stunden der Entscheidung – Angela Merkel und die Flüchtlinge (Deutschland 2019)
Regie: Christian Twente
Drehbuch: Sandra Stöckmann, Marc Brost
Am 4. September 2015 machen sich Flüchtlinge von Budapest, Ungarn, zu Fuß auf den Weg nach Deutschland. Weil der ungarische Präsident Viktor Orbán weiterhin auf eine Eskalation gegenüber den Flüchtlingen setzt, muss Angela Merkel sich innerhalb weniger Stunden entscheiden, wie sie mit den in Richtung Deutschland marschierenden Flüchtlingen umgehen wird.
Das Dokudrama erzählt chronologisch die Ereignisse dieses Tages, indem es unveröffentlichte Archivaufnahmen mit Interviews von Zeitzeugen und wenig überzeugenden nachinszenierten Szenen mixt. Statt dieser nachgestellten Szenen hätten die Macher besser die Zeit für die vertiefende Analyse und Einordnung des „March of Hope“ in die allgemeine Flüchtlingspolitik des Jahres 2015 und der rechtlichen Rahmenbedingungen benutzen sollen.
In „Stunden der Entscheidung“ wird der Prozess dargestellt, wie Angela Merkel an dem Tag zu dem Entschluss kam, die Flüchtlinge aufzunehmen. Die Regierung und ihre Berater sind da nur Stichwortgeber.
Für die Doku unterhielten die Macher sich mit Mohamed Amjahid (Journalist, Reporter der „ZEIT“ im Sommer 2015 live vor Ort), Sigmar Gabriel (Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler 2013–2018), Martin Kaul (Journalist, 2015 Reporter der „taz“, live vor Ort), Gerald Knaus (Vorsitzender der „Europäischen Stabilitätsinitiative“), Thomas de Maizière (Bundesminister des Innern, 2013–2018), Reinhold Mitterlehner (Vizekanzler der Republik Österreich, 2014 – 2017), Gerhard Schindler (Präsident des Bundesnachrichtendienstes, 2012–2016), Manfred Schreiner (Leiter Landesleitzentrale Burgenland, Major), Peter Tauber (Generalsekretär der CDU, 2013–2018) und Mohammad Zatareih (Flüchtling aus Syrien, Initiator des „March of Hope“).
mit (Schauspieler) Heike Reichenwallner, Aram Arami, Emre Aksizoglu, Stefan Mehren, Tilla Kratochwil, Gerhard Meseke, Manfred Callsen,
(Interviewpartner) Mohamed Amjahid, Sigmar Gabriel, Martin Kaul, Gerald Knaus, Thomas de Maizière, Reinhold Mitterlehner, Gerhard Schindler, Manfred Schreiner, Peter Tauber, Mohammad Zatareih
Das liegt nicht an dem Anliegen. Im Gegenteil. Nach dem Ausstieg der USA aus dem Pariser Abkommen zum Schutz des Klimas, nachdem auch in Deutschland Klimaleugner ein viel zu breites Podium bekommen, nachdem die Folgen des menschengemachten Klimawandels immer deutlicher werden und Klimaforscher in immer mehr Studien immer deutlicher die Folgen unseres Handelns herausarbeiten, ist ein Film wie „Immer noch eine unbequeme Wahrheit – Unsere Zeit läuft“ ein wichtiger Film, dessen Botschaft von möglichst vielen Menschen gehört und beherzigt werden sollte.
Es liegt an der Machart.
Vor elf Jahren drehte Davis Guggenheim „Eine unbequeme Wahrheit“. In dem Dokumentarfilm stand Al Gores Vortrag zum Klimawandel im Zentrum. Der Demokrat und ehemalige US-Vizepräsident hielt, nach seiner gescheiterten Kandidatur für das Amt des US-Präsidenten, den Diavortrag landauf und landab. Er setzte damit seine langjährige Arbeit zum Klimaschutz fort. Der Film war eine weitere Version des Vortrags. „Eine unbequeme Wahrheit“ erhielt zwei Oscars (bester Dokumentarfilm und bester Song), war ein Kassenhit und ein wichtiger Teil des globalen und US-amerikanischen Diskurses über den Klimawandel.
„Immer noch eine unbequeme Wahrheit“ zeigt, was sich seitdem veränderte und wie die Zukunft aussieht. Die Filmemacher Bonnie Cohen und Jon Shenk begleiten Al Gore rund um den Globus. Er will immer noch das Klima retten. Er unterhält sich mit Wissenschaftlern in Grönland auf dem Russell-Gletscher. Er hält Vorträge. Er, bzw. die von ihm gegründete Nichtregierungsorganisation „The Climate Reality Project“, bildet in dem „Climate Reality Leadership Corps“-Programm „Climate Leaders“ aus. Sie sollen danach einen vorher erstellten Powerpoint-Vortrag überall auf der Welt halten, so über die Folgen des Klimawandels, was schon dagegen getan wird und was noch dagegen getan werden muss, aufklären und in ihrem Umfeld zu Kämpfern für den Klimaschutz werden. Es ist auch ein hoffnungsvoller Vortrag, weil Gore zahlreiche Beispiele für klimaschützende Investitionen und Techniken nennt. Die Dokumentation zeigt Ausschnitte aus mehreren dieser von Al Gore vor ihnen gehaltenen, ständig aktualisierten Vorträgen.
Auch die Regisseure Bonnie Cohen und Jon Shenk mussten ihren Film kurz vor der Premiere noch einmal umschneiden, weil Donald Trump am 1. Juni 2017 den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen verkündete. Das Abkommen entwickelt das Kyoto-Protokoll weiter, ist inzwischen von allen Ländern (bis auf Syrien [Bürgerkrieg] und Nicaragua [denen das Abkommen nicht weit genug geht]) unterzeichnet und soll die Treibhausgasemissionen und den menschengemachten Temperaturanstieg deutlich begrenzen.
Al Gore war auch, begleitet von Cohen und Shenk, im Dezember 2015 auf dem Klimagipfel in Paris. Auf den Gängen, in Hinter- und Hotelzimmern redet und telefoniert er solange mit mehr oder weniger hochrangigen Politikern, bis der Eindruck entsteht, dass Al Gore dank seines guten Zugangs zu hochrangigen Politikern und seinen in wichtigen Positionen sitzenden „Climate Leaders“ im Alleingang das Abkommen besiegelte.
Das ist natürlich Quatsch. Denn neben Al Gore, waren in Paris viele andere Gruppen und Menschen, die sich für den Schutz des Klimas einsetzen. Teilweise schon seit Jahrzehnten. Teilweise sind ihre Namen in der Öffentlichkeit weniger bekannt. Aber sie hätten nicht zu dem Film gepasst, der letztendlich „Die große Al-Gore-Werbeschau“ ist.
Und genau das ist das Problem des Films. Es ist ein Werbefilm für Al Gore und seine NRO, der deshalb alle anderen Umweltschutzgruppen und Umweltschützer ignoriert. Die Regisseure ordnen das Anliegen einer Personality-Show, in der Al Gore zum Messias wird, unter.
Immer noch eine unbequeme Wahrheit – Unsere Zeit läuft (An Inconvenient Sequel: Truth to Power, USA 2017)
Regie: Bonnie Cohen, Jon Shenk
Drehbuch: –
mit Al Gore, George W. Bush, John Kerry, Marco Krapels, Angela Merkel, Barack Obama, Vladimir Putin, Donald J. Trump