Die Damen vom Bois de Boulogne(Les dames du Bois de Boulogne, Frankreich 1945)
Regie: Robert Bresson
Drehbuch: Robert Bresson, Jean Cocteau (Dialoge)
LV: Denis Diderot: Jacques le fataliste et son maitre, 1796 (geschrieben zwischen 1773 – 1775) (Jacques der Fatalist und sein Herr)
Die Adlige Hélène will sich an ihrem ehemaligen Liebhaber rächen. Dafür verkuppelt sie ihn mit einer Prostituierten und die beiden verlieben sich ineinander. Geht Hélènes Racheplan trotzdem auf?
Zweiter Spielfilm von Robert Bresson (1907 – 1999), einem der Großen des französischen Kinos. „einer der markantesten, stilistisch rigidesten, ästhetisch und geistig kompromisslosesten Regisseure der Gegenwart“ und „neben Carl Theodor Dreyer als den am stärksten religiös motivierten Regisseur des Jahrhunderts“ (Klappentext von „Robert Bresson“, Hanser Reihe Film Band 15, 1978)
Damit war Bresson in Cineastenkreisen anerkannt. Das große Publikum ignorierte ihn weitgehend. Ab seinem dritten Film arbeitete er mit Laien. Die Finanzierung wurde dadurch nicht einfacher. Zu seinen späteren Filmen gehören „Tagebuch eines Landpfarrers“, „Ein zum Tod Verurteilter ist entflohen“, „Pickpocket“, „Zum Beispiel Balthasar“ und „Das Geld“, sein letzter Film. Seine Filme werden nur alle Jubeljahre im Fernsehen gezeigt.
mit Maria Casarès, Paul Bernard, Elina Labourdette, Lucienne Bogaert, Jean Marchat
Denis Diderots posthum erschienener Roman „Die Nonne“ gehört zu den Klassikern der französischen Aufklärung und das Thema ist heute immer noch aktuell.
Die Geschichte beginnt 1765 in Frankreich, als die junge, bürgerliche Suzanne Simonin (Pauline Ètienne) auf Wunsch ihrer Eltern eine Nonne werden soll. Das Geld für eine standesgemäße Heirat ist, nachdem ihre Geschwister verheiratet wurden, nicht mehr vorhanden und als sie sich zunächst weigert, das Gelübde abzulegen, weil sie Gott nicht belügen will, sagt ihr ihre Mutter, dass sie ein uneheliches Kind ist und das beste was sie vom Leben erwarten könne, ein Leben im Kloster sei. Schweren Herzens legt sie doch das Gelübde ab und, obwohl die Oberin des ersten Klosters, in dem sie lebt, eine verständnisvolle Frau ist, die sie mit Engelsgeduld zu einem Leben im Einklang mit der Kirche (und Gott) überreden will, beginnt ihr Leidensweg. Denn Suzannes Freiheitsdrang, ihr unabhängiges Denken und ihre reine Beziehung zu Gott stehen im ständigen Konflikt mit der Amtskirche und den klösterlichen Strukturen, die von der einen Oberin mit drakonisch-sadistischer Strenge, von der anderen mit obsessiv ausgelebten lesbischen Gelüsten unter dem schützenden Dach der unangefochtenen Kirche ausgelebt werden.
Regisseur Guillaume Nicloux hätte daraus ein süffiges Historiendrama über den Kampf einer unbeugsamen Frau für ihre Freiheit, für Gedankenfreiheit und Selbstverwirklichung, und ein flammendes Plädoyer gegen totalitäre Institutionen und Bigotterie machen können. Eine richtige David-gegen-Goliath-Geschichte vor historischer Kulisse, aber mit gedanklichen Brückenschlägen zur Gegenwart.
Das tat er aber nicht. Er übernimmt die Struktur des Briefromans, indem er in einer eher überflüssigen Rahmengeschichte einen jungen Mann in einer Nacht, in der er sich auch um seinen kranken Vater kümmert, die Briefe von Suzanne lesen lässt und diese Briefe möglichst undramatisch bebildert. Teils indem wichtige Ereignisse und Konflikte mit ein, zwei Sätzen abgehandelt werden, teils indem die Kamera das Geschehen und damit Suzannes Weg durch die Höllenkreise des Klosterlebens bis zum unpassenden Ende teilnahmslos beobachtet.
Auch als Zuschauer wird man durch diese Inszenierung und die klare und strenge Struktur des Films nicht emotional, sondern nur intellektuell angesprochen, was dann für eine Film doch etwas karg ist.
P. S.: Jacques Rivette verfilmte Diderots Roman bereits 1966 mit Anna Karina und Liselotte Pulver. Anscheinend ziemlich gelungen, aber weil diese Version von „Die Nonne“ bei uns fast nie im Fernsehen läuft (die OFDB nennt eine TV-Ausstrahlung) und auch nicht auf DVD erschienen ist, kann ich sie nicht mit der Neuinterpretation vergleichen.
Die Nonne (La Religieuse, Frankreich/Deutschland 2012)
Regie: Guillaume Nicloux
Drehbuch: Guillaume Nicloux, Jérôme Beaujour
LV: Denis Diderot: La Religieuse, 1796 (Die Nonne)
mit Pauline Ètienne, Isabelle Huppert, Martina Gedeck, Louise Bourgoin, Francoise Lebrun, Lou Castel