DVD-Kritik: Elijah Wood spielt das „Grand Piano – Symphonie der Angst“

Juni 16, 2014

Obwohl „Grand Piano“ nicht besonders lang ist – ohne Abspann ist die Geschichte nach knapp 75 Minuten vorbei – ist der Thriller keine Minute zu lang, weil er trotz aller Spannung seine idiotische Prämisse nicht verleugnen kann.
Ein Unbekannter erpresst den Starpianisten Tom Selznick (Elijah Wood mit unangenehm starrem Blick), der nach einer fünfjährigen Konzertpause mit einem großen Orchester und einem ganz besonderem Piano vor großer Kulisse auftritt. Wenn Selznick während des Konzertes einen Spielfehler macht, eine falsche Taste anschlägt, wird er ihn erschießen. Und als Beweis für seine Ernsthaftigkeit schießt er gleich einmal, während des Konzertes, neben das Piano auf den Bühnenboden.
Selznick spielt also wirklich um sein Leben. Vor allem nachdem er das unspielbare Stück, an dem er schon einmal vor fünf Jahren scheiterte (damals ohne schießwütige Motivationshilfe), spielen soll. Gleichzeitig versucht er herauszufinden, wer der Unbekannte ist.
Das hat, wenn Selznick gleichzeitig spielt, mit dem Erpresser telefoniert und Textnachrichten verschickt, eine beträchtliche Spannung. Vor allem, solange das Motiv des Bösewichts unklar ist.
Allerdings ist die ganze Geschichte nicht besonders glaubwürdig. Ein Erpresser, der seinem Opfer Angst einjagt, um ihn zum fehlerfreien Spielen anzuleiten, hat eigentlich genau die Methode erwischt, die sein Ziel besonders gut sabotiert. Dass dann Selznick ein so guter Pianist ist, dass er während des Konzerts gleichzeitig spielt und telefoniert, auch mal schnell von der Bühne verschwindet, gehört in das Land der Fantasie, in dem sich niemand über so ein seltsames Verhalten wundert und Multitasking ein leistungssteigerndes Elixier ist.
Sowieso taugt das Motiv des Bösewichts allenfalls als schlechter MacGuffin. Seine Ziele hätte er auf vielen anderen Wegen einfacher und sicher auch erfolgreicher erreichen können.
„Grand Piano“ ist eine Übung in Suspense, bar jeglicher psychologischen Glaubwürdigkeit und Erklärungen. Ein kaltes, mechanisches Stück, das mit seiner technischen Bravour und seinem optischen Einfallsreichtum beeindruckt und auch eine Liebeserklärung an Alfred Hitchcock, den Master of Suspense ist.

Grand Piano - DVD-Cover neu

Grand Piano – Symphonie der Angst (Grand Piano, Spanien 2013)
Regie: Eugenio Mira
Drehbuch: Damien Chazelle
mit Elijah Wood, John Cusack, Kerry Bishé, Tamsin Egerton, Don McManus, Dee Wallace

DVD
Koch Media
Bild: 2.35:1 (16:9)
Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1, DTS 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Trailer
Länge: 86 Minuten
FSK: ab 16 Jahre

Hinweise
Moviepilot über „Grand Piano“
Metacritic über „Grand Piano“
Rotten Tomatoes über „Grand Piano“
Wikipedia über „Grand Piano“