Neu im Kino/Filmkritik: Ist das Kunst oder „The Kill Room“?

März 21, 2024

Gordon Davis (Samuel L. Jackson) und sein Auftragskiller Reggie Pitt (Joe Manganiello) sind gut im Geschäft. Deshalb sucht Gordon nach einer weiteren Möglichkeit, ihr illegal erworbenes Geld so anzulegen, dass die Herkunft ohne große Verluste verschleiert wird. Gordon ist dabei das Gehirn. Er besorgt die Aufträge von der Mafia. Er betreibt als Tarnung eine Bäckerei. Als er zufällig erfährt, dass mit Kunst viel Geld gemacht werden kann und dass die Preise für Kunstwerke in einem gewissen Rahmen willkürlich festgelegt werden, sieht er eine Möglichkeit zur Geldwäsche. Er fragt die finanziell klamme New Yorker Galeristin Patrice Capullo (Uma Thurman) ob sie für ihn Geld waschen würde. Nach einem kurzen Zögern ist sie einverstanden. Aber sie besteht darauf, dass sie irgendwelche Kunstwerke haben muss. Die Qualität der Werke ist egal. Sie sollen der illegalen Geldwäsche lediglich einen legalen Anschein geben. Also beauftragt Gordon Reggie mit der Herstellung dieser Werke. Es sind dilletantische Farbkleksereien und Abfall-Installationen, die er als „The Bagman“ signiert.

Ungeahnt schnell werden die Werke von „The Bagman“ zum letzten Schrei in der New Yorker Kunstszene. Jeder Sammler will ein Bagman-Werk haben. Sie bieten Patrice Höchstpreise für die Werke des unbekannten, öffentlichkeitsscheuen Künstlers. Patrices Galerie wird belagert. Gordon fragt sich, wie er seine Geschäftidee, die unter dem Radar der Öffentlichkeit ablaufen soll, retten kann. Und der etwas tumbe Reggie genießt die Anerkennung, die er plötzlich als Künstler für seine Arbeit erhält, Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis der ganze Schwindel auffliegt.

The Kill Room“ ist einer dieser Filme, die meist direkt auf DVD/Blu-ray/Stream erscheinen und die man sich wegen der Hauptdarsteller als „werde ich mir irgendwann einmal ansehen“ notiert. In diesem Fall sind das Uma Thurman und Samuel L. Jackson. „The Kill Room“ ist ihr erster gemeinsamer Film seit Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“; – wobei sie, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, in dem Film keine gemeinsame Szene haben. Samuel L. Jackson ist immer angenehm anzusehen, aber besonders wählerisch ist er bei seiner Rollenwahl nicht. Uma Thurman war vor Jahrzehnten ein Star. Ihr letzter großer Film ist „Kill Bill“. Das war vor zwanzig Jahren. Seitdem drehte sie emsig weiter. Sie spielte in Lars von Triers „Nymphomaniac“ und „The House that Jack built“ mit. Aber diese beiden Filme hat man sich nicht wegen ihr, sondern wegen von Trier angesehen.

Wegen lobender Besprechungen wandert das B-Picture dann auf der Watchlist etwas weiter nach oben und man vergisst den Film, bis er im Fernsehen gezeigt wird. Weil er aber zu einem so ungünstigen Zeitpunkt gezeigt wird, vergisst man ihn wieder – und, ehrlich gesagt, man hat auch nichts großartiges verpasst. Aber, wenn einem kleine, launige Gaunerkomödie mit gut aufgelegten Schauspielen gefallen, wird man vergnügliche hundert Minuten haben.

Regisseurin Nicol Paone vermengt in „The Kill Room“ locker-flockig, durchgehend selbstironisch die snobistische Welt der Kunstwelt mit der Working-Class-Gangsterwelt. Dabei entfaltet die Galeristin schnell eine beachtliche kriminelle Energie. Und der tumbe Killer wird mit seinen primitiven Werken schnell zur Sensation. Das erinnert ein wenig an Tarantinos „Pulp Fiction“ (ohne die Gewalt und Tarantinos Dialoge) und mehr an Woody Allens Gaunerkomödie „Schmalspurganoven“ (Small Time Crooks, 2000), in der eine zur Tarnung eröffnete Bäckerei gewinnbringender als der geplante Bankraub ist.

The Kill Room (The Kill Room, USA 2023)

Regie: Nicol Paone

Drehbuch: Jonathan Jacobsen

mit Uma Thurman, Samuel L. Jackson, Joe Manganiello, Maya Hawke, Debi Mazar, Dree Hemingway

Länge: 102 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „The Kill Room“

Metacritic über „The Kill Room“

Rotten Tomatoes über „The Kill Room“

Wikipedia über „The Kill Room“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 12. Juli: Starlet

Juli 11, 2016

ZDFkultur, 22.00

Starlet (USA 2012, Regie: Sean Baker)

Drehbuch: Sean Baker, Chris Bergoch

Vor „Tangerine L. A.“ (seit Donnerstag im Kino) inszenierte Sean Baker „Starlet“, ein hochgelobtes Indie-Drama über eine Porno-Darstellerin, die sich mit einer älteren Dame befreundet.

Unaufgeregt und ohne die Profession seiner Hauptfigur zu skandalisieren, erkundet der Film das Lebenim sonnendurchfluteten, aber gänzlich unglamourös gezeigten ‚Porn Valley‘.“ (Lexikon des internationalen Films)

mit Dree Hemingway, Stella Maeve, Besedka Johnson, James Ransone, Karren Karagulian

Wiederholung: Mittwoch, 13. Juli, 01.15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Starlet“

Metacritic über „Starlet“

Rotten Tomatoes über „Starlet“

Wikipedia über „Starlet“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Sean Bakers „Tangerine L. A.“ (Tangerine, USA 2015)