Mit einem kleinen, aber sehr effektivem Kunstgriff gelingt es Cyril Dion und Mélanie Laurent in ihrem Dokumentarfilm „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“ Interesse zu wecken. Am Anfang des Films sagen sie, sie hätten im Magazin „Nature“ (Juni 2012) den von mehreren Wissenschaftlern geschriebenen Aufsatz „Approaching a state shift in Earth’s biosphere“ gelesen. Das Fazit des Aufsatzes ist, dass ohne eine Änderung unserer Lebensweise unsere Ökosysteme zwischen 2040 und 2100 zusammenbrechen. Also in einer Zeit, die Dion und Laurent und wahrscheinlich die meisten Leser dieser Kritik noch erleben werden.
Die Schauspielerin („Inglourious Basterds“, „Die Unfassbaren – Now you see me“) und der Aktivist fragen sich, was sie ganz individuell gegen diese angekündigte Katastrophe tun können.
Auf der Frage nach Antworten reisen sie um die Welt, besuchen Projekte, die sich dem Schutz der Umwelt widmen und sprechen mit Menschen, die vor allem in ihrem Umfeld etwas tun, darüber. Ihre Reise teilen sie sinnvoll in Kapitel ein, die sich mit bestimmten Problemen und Initiativen dagegen beschäftigen und die dabei von dem einen Problemfeld zum nächsten kommen. Es beginnt mit der Landwirtschaft, geht über die Energieerzeugung, die Wirtschaft, die Demokratie hin zur Bildung. Gemeinsamer Nenner der gezeigten Initiativen und Projekte ist, dass die große, nationale und globale Politik nicht involviert ist.
Mit diesem konsequent durchgehaltenem „Global denken, lokal handeln“-Ansatz zeigen sie auch, was jeder machen kann und weil sie auf der Suche nach Antworten sind, beginnen sie auch nicht zu Predigen. Denn sie haben noch keine Antworten. Sie stellen Fragen. Sie suchen nach Lösungen und sie formulieren den Film als Gesprächsangebot.
Das macht ihn schon einmal grundsympathisch und lehrreich auf eine unterhaltsame Art..
Auch wenn viele dieser Projekte, die sie in England, Island, den USA und Indien besuchen, vor der eigenen Haustür ein Äquivalent haben.
Aber so zeigen die Filmemacher – trotz problematischer Umweltbilanz beim Filmen – dass es eine weltweite Bewegung gibt, die eben die Prognose des „Nature“-Aufsatzes in ihrer praktischen Arbeit widerlegen möchte.
In Frankreich erhielt „Tomorrow“ dies Jahr den César als bester Dokumentarfilm und über 800.000 Menschen sahen sich im Kino den Film, der zeigt, dass eine andere Welt möglich ist, an.

Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen (Demain, Frankreich 2015)
Regie: Cyril Dion, Mélanie Laurent
Drehbuch: Cyril Dion
mit Anthony Barnosky, Elizabeth Hadly, Vandana Shiva, Charles Hervé-Gruyer, Perrine Herve-Gruyer, Olivier de Schutter, Thierry Salomon, Robert Reed, Jan Gehl, Rob Hopkins, Emmanuel Druon, Bernard Lietaer, David Van Reybouck, Elango Rangaswamy, Kari Louhivuori
Länge: 120 Minuten
FSK: ab 0 Jahre
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Hinweise
Französische Homepage zum Film
Rotten Tomatoes über „Tomorrow“
Wikipedia über „Tomorrow“ (deutsch, englisch, französisch)
Veröffentlicht von AxelB