Seit 38 Jahren läuft in Las Vegas die „Razzle Dazzle Show“. Seit dreißig Jahren ist Shelly (Pamela Anderson) ein Mitglied des Ensembles. Die große Zeit der Show ist schon lange vorbei. Jetzt zieht Stage Manager Eddie (Dave Bautista mit Haaren) die Notbremse. In zwei Wochen ist die letzte Show.
Gia Coppola erzählt in ihrem neuen Film „The Last Showgirl“, nach einem Drehbuch von Kate Gersten, die dafür ihr bislang nicht aufgeführtes Theaterstück „A Body of Work“ bearbeitete, die Tage bis zu Shellys letztem Arbeitstag. Die Zeit verbringt die Tänzerin vor allem mit ihrer besten Freundin Annette (Jamie Lee Curtis), einer ehemaligen Tänzerin und jetzt Cocktail-Kellnerin. Sie trifft ihre von ihr entfremdete Tochter Hannah (Billie Lourd) und, einmal, bewirbt sie sich sogar um eine neue Stelle.
„The Last Showgirl“ ist eine in der New-Hollywood-Tradition stehende Charakterstudie. Aber im Gegensatz zu den New-Hollywood-Filmen ohne eine Story. Coppola erzählt einfach, wie Shelly ohne erkennbare Ambitionen die Zeit bis zu ihrem letzten Arbeitstag verbringt.
Die Bemühungen der arg naiven Shelly, die im Kopf immer noch ein Kind ist, um einen neuen Job sind nicht vorhanden. Dass das Ende der Show für Shelly auch das Ende ihres Lebenssinns ist, wird in ihrem Handeln nie spürbar. Die sich entwickelnde Beziehung zu ihrer von ihr entfremdeten Tochter wäre auch in einem New-Hollywood-Film nicht mehr als eine Nebengeschichte gewesen. Das ständige ziellose Abhängen mit ihrer besten Freundin trägt keinen ganzen Film. Das macht die konventionelle Verlierer- und Milieustudie „The Last Showgirl“ dann trotz seiner kurzen Laufzeit von unter neunzig Minuten zu einer Geduldsprobe. Wie es besser geht zeigte beispeilsweise Darren Aronofsky mit Mickey Rourke in der Hauptrolle in „The Wrestler“.
Coppola erzählt Shellys Geschichte als die Geschichte eines individuellen Scheiterns ohne irgendeine Art von Gesellschaftskritik und -analyse. Las Vegas und alles wofür die Stadt steht, sind nicht mehr als vernachlässigbares Hintergrundrauschen. Für Shellys Schicksal ist nur Shelly verantwortlich.
Für Pamela Anderson, die während ihrer gesamten Karriere auf ihr Aussehen reduziert wurde, ist „The Last Showgirl“ eine Ehrenrettung. So war sie für den Golden Globe als beste Hauptdarstellerin nominiert und sie erhielt, im Rahmen der Verleihung des Spottpreises „Die Goldene Himbeere“ (Golden Raspberry Award bzw. Razzie), den Himbeeren-Erlöser-Award.

The Last Showgirl (The Last Showgirl, USA 2024)
Regie: Gia Coppola
Drehbuch: Kate Gersten
LV: Kate Gersten: A Body of Work (Theaterstück, nicht aufgeführt)
mit Pamela Anderson, Dave Bautista, Jamie Lee Curtis, Kiernan Shipka, Brenda Song, Billie Lourd, Jason Schwartzman
Länge: 89 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Hinweise
Moviepilot über „The Last Showgirl“
Metacritic über „The Last Showgirl“
Veröffentlicht von AxelB