Sultanas Traum (El sueño de la sultana, Spanien/Deutschland 2023)
Regie: Isabel Herguera
Drehbuch: Isabel Herguera, Gianmarco Serra
LV: Rokeya Hussain (aka Begum Rokeya bzw. Rokeya Sakhawat Hussain): Sultana’s Dream, 1905 (Kurzgeschichte, erschienen in The Indian Ladies Magazine) (Sultanas Traum)
In Indien entdeckt die Künstlerin Inés eine Kopie von Rokeya Hussains Kurzgeschichte „Sultanas Traum“ über eine paradiesische Welt, in der Frauen die Herrscherinnen sind. Sie begibt sich auf die Suche nach diesem Land.
TV-Premiere. Erzählerisch in drei unterschiedlich gelungene Teile zerfallender Trickfilm mit durchgehend überzeugenden Bildern.
Sicher nicht ganz zufällig startet einen Tag vor dem Internationalen Frauentag „Sultanas Traum“ im Kino. Bei dem Trickfilm handelt es sich auch um eine Verfilmung von Rokeya Hussains 1905 geschriebener Science-Fiction-Kurzgeschichte „Sultanas Traum“.
Das Problem des Films liegt in dem „auch“. Denn neben der SF-Geschichte (dazu später mehr) geht es auch und vor allem um Ines, ihr Leben, ihre Gedanken und Gefühle. Diese Coming-of-Age-Geschichte nimmt mit ungefähr einer Stunde den weitaus größten Teil des 87-minütigen Films ein.
In Indien entdeckt die Erzählerin des Films, die Künstlerin Inés, in einer Buchhandlung eine Kopie von Hussains 1905 erstmals veröffentlichter Kurzgeschichte „Sultanas Traum“. In wenigen Zeilen (es ist eine sehr kurze Kurzgeschichte) entwirft sie das Bild einer Gesellschaft, in der Geschlechterverhältnisse anders als in der Reallität sind. In der Kurzgeschichte sind die Frauen mächtig, die Männer ohnmächtig und es herrschen paradiesische Zustände. Ausgehend von dieser feministischen Utopie interessiert Inés sich für die Autorin. Regisseurin Isabel Herguera illustriert in ihrem Langfilmdebüt die Kurzgeschichte und die Biographie ihrer Autorin in ausdrucksstarken Bildern. Beide Erzählblöcke erzählt sie sehr fokussiert; – auch wenn es sich einmal um eine verfilmte Kurzgeschichte und einmal um ein Mini-Biopic handelt, das nicht tiefgründiger als der englischsprachige Wikipedia-Artikel ist. Es sind letztendlich zwei Kurzfilme.
Der dritte und umfangreichste Teil des Trickfilms erzählt dann eine sich über den halben Globus erstreckende, nicht so wahnsinnig interessante Coming-of-Age-Geschichte. Jedenfalls irgendwie. Dieser Teil besteht aus Episoden und Begegnungen, die normalerweise zu einem späteren Zeitpunkt nicht wieder aufgenommen werden. Es wird immer unklarer was Herguera erzählen will. „Sultanas Traum“ wird in diesem Erzählblock immer mehr zu einer Meditation mit unklarer Botschaft.
Durchgehend überzeugend sind die in verschiedenen Stilen angefertigten Zeichnungen von traditionellen Aquarellanimationen (für Inés‘ Reise) über Schattentheater (für Hussains Leben) und Animationen im Mehndi-Stil (für die Kurzgeschichte). Das ist eine ornamentale Körperbemalung, für die ausschließlich Henna verwandt wurde.
Sultanas Traum(El sueño de la sultana, Spanien/Deutschland 2023)
Regie: Isabel Herguera
Drehbuch: Isabel Herguera, Gianmarco Serra
LV: Rokeya Hussain (aka Begum Rokeya bzw. Rokeya Sakhawat Hussain): Sultana’s Dream, 1905 (Kurzgeschichte, erschienen in The Indian Ladies Magazine) (Sultanas Traum)
mit (den Stimmen von) Paul B. Preciado, Mary Beard, Miren Arrieta, Mireia Gabilondo
Länge: 87 Minuten
FSK: ab 16 Jahre (Uhuh – und hier in Berlin läuft er in der Startwoche in den wenigen Kinos, die den Trickfilm zeigen, nachmittags)