Als 2007 die blutigen B-Pictures „Planet Terror“ und „Death Proof – Todsicher“ als Grindhouse-Double-Feature in die Kinos kamen, gab es zwischen den Filmen einige Trailer für kommende Filme. Es waren Fake-Trailer, die auf echte und scheinbar echte Exploitation-Filme anspielten – und in einigen Fällen die, uh, Inspiration für echte Spielfilme, wie „Machete“, waren.
Bei „Thanksgiving“, einem weiteren Fake-Trailer des Grindhouse-Double-Features, dauerte es sechzehn Jahre. Deshalb ist der jetzt, wenige Tage vor Thanksgiving, gestartete Horrorfilm „Thanksgiving“ nicht der Film zum Trailer, sondern eine Art Reboot. Im Presseheft erklärt Eli Roth das so: „We began with the working premise that Thanksgiving 1980 was the film the Grindhouse trailer was made from, and it was so shocking that every print was destroyed, and the only element that survived was the one trailer. The new film we were making would be the reboot of that movie, starting again from scratch, but cherry picking elements we knew would work in the story we were telling today.”
Ausgehend von dieser Idee einer Neuimagination eines verschollenen Films wurde die Geschichte in die Gegenwart verlegt. Es gibt Überwachungskameras und Smartphones, die wichtig für die Filmgeschichte sind. Der Cast ist sicher ethnisch gemischter als in einem 1980er-Slasherfilm. Und damals, also 1980, hätte der diesjährige „Sexiest Man Alive“ höchstens als Teenager spielen können.
„Thanksgiving“ beginnt mit einem Thanksgiving-Black-Friday, bei dem in Plymouth, Massachusetts der „RightMaRT“ von den kaufwütigen Kunden verwüstet wird und mehrere Menschen einen qualvollen Tod sterben.
Ein Jahr später plant der Chef des „RightMaRT“ trotzdem einen weiteren Black-Friday-Verkaufsabend. Auch als ein als ‚John Carver‘ maskierter Killer duch die Kleinstadt zieht und Menschen bestialisch zweiteilt, köpft, kocht und noch auf einige andere Arten umbringt, sollen die örtlichen Thanksgiving-Festivitäten und der verkaufsoffene Abend nicht abgesagt werden.
Anscheinend hat der Killer es bei seiner Mordserie auf die Menschen abgesehen, die irgendetwas mit dem Thanksgiving-Massaker zu tun hatten. Dazu gehören auch – wie es sich für einen zünftigen Slasher-Film gehört – etliche Jugendliche. In diesem Fall sind es die Tochter des Einzelhändlers und ihre Clique, die schon vor der Öffnung durch den Hintereingang in den Laden gelangten. Wobei auch einer der Jugendlichen sich hinter der ‚John Carver‘-Maske verstecken könnte.
Während der Killer sich durch die Kleinstadt mordet, versucht Sheriff Newton (Patrick Dempsey, der „Sexiest Man Alive“) ihn zu schnappen.Hauptsächlich sind er und seine Männer mit dem Einsammeln der Leichenteile beschäftigt.
Die Story hält genau das, was der Fake-Trailer und der originale Tralier versprechen. „Thanksgiving“ ist ein blutiges und schwarzhumoriges Slasher-Fest, bei dem das Blut spritzt und die Gedärme, gut sichtbar, aus den mit der Axt geöffneten Körpern hervorquellen. „Hostel“-Regisseur Eli Roth hat beim Austoben in seinem Horror-Kinderzimmer erkennbar seinen Spaß. „We came of age in the early 80s, the golden era of the holiday slasher movie. ‚Black Christmas‘, ‚Halloween‘, ‚My Bloody Valentine‘, ‚April Fool’s Day‘, ‚New Year’s Evil’… When we saw ‚Silent Night, Deadly Night‘, we cheered the mayhem while the Santa Claus killer yelled, ‘PUNISH!’”
Jetzt kann eine neue Generation von Horrorfans kreischen, wenn eine Frau in eine Mülltonne springt und dabei in der Höhe ihres Bauchnabels in zwei Teile geteilt wird. Oder wenn der maskierte Killer das Programm eines Umzugs ändert. Roth zeigt das immer mit viel Liebe zum groteskem Detail und einer ordentlichen Portion Schwarzen Humors.
Nachdem seine letzten Kinofilme, unter anderem die Gurke „Death Wish“ und der Kinderfilm „Das Haus der geheimnisvollen Uhren“ enttäuschten, kehrt Roth mit seinem neuen Film zu seinen Wurzeln zurück. Dabei beginnt er furios mit einer Black-Friday-Einkaufstour, die mühelos als eine satirisch hemmungslos überspitzte Kapitalsmuskritik gesehen werden kann. Und die Melissa McCarthys legendäre SNL-Supermarket-Spree in den Schatten stellt:
Wer also Lust auf einen zünftigen 80er-Jahre-Slasher mit vielen blutigen Morden und schwarzem Humor hat, wird mit diesem Slasher-Film eine vergnügliche Zeit haben. Alle anderen, also die Feinfühligen, Schreckhaften und Zartbesaiteten, nicht. Die werden nach spätestens fünf Minuten den Kinosaal verlassen.

Thanksgiving (Thanksgiving, USA 2023)
Regie: Eli Roth
Drehbuch: Eli Roth, Jeff Rendell
mit Patrick Dempsey, Addison Rae, Milo Manheim, Jalen Thomas Brooks, Nell Verlaque, Rick Hoffman, Gina Gershon
Länge: 107 Minuten
FSK: ab 18 Jahre
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Hinweise
Moviepilot über „Thanksgiving“
Metacritic über „Thanksgiving“
Rotten Tomatoes über „Thanksgiving“
Wikipedia über „Thanksgiving“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Eli Roths „Knock Knock“ (Knock Knock, USA/Chile 2015)
Meine Besprechung von Eli Roths „Death Wish“ (Death Wish, USA 2018)
Veröffentlicht von AxelB