Neu im Kino/Filmkritik: „The Bitter Taste“, ein Horrorfilm aus Deutschland

Juni 5, 2025

Mit einem Budget, das in Hollywood bei einem Blockbuster wahrscheinlich noch nicht einmal zum Bezahlen der täglichen Parkgebühren ausreicht, und einem Drehbuch, das absolut nichts mit dem üblichen bundesdeutschen Beziehungskino zu tun hat, inszenierte Guido Tölke, nach einem von ihm und Julia Dordel geschriebenem Drehbuch, den Horrorthriller „The Bitter Taste“.

In ihm wird die frühere Fünfkämpferin und jetzt desillusionierte Jagdführerin Marcia (Julia Dordel) in ein lebensgefährliches Abenteuer verwickelt. Auf einer Landstraße fährt sie eine panisch aus dem Wald vor ihr Auto laufene Frau an. Die Frau flüchtete vor einem menschenähnlichen Wesen, das auch im nachhinein am einfachsten als das Sonnenlicht nicht fürchtender, sich wahnsinnig schnell bewegender Vampir-Zombie beschrieben werden kann. Dieser und weitere dieser Vampir-Zombies haben etwas mit der Gräfin Badesky zu tun. Sie lebt in einem Schloss, das über einem seltsam aus der Zeit gefallenem Dorf thront.

Als Marcia sich auf der Suche nach der von ihr angefahrenen Frau in das Schloss begibt, entdeckt sie ein jahrhundertealtes Geheimnis. Und sie muss um ihr Leben kämpfen.

Zugegeben, die Story besteht aus Versatzstücken aus anderen Filmen, die hier nach der aus den Edgar-Wallace-Filmen bekannten Methode ‚Hauptsache, es passiert etwas‘ zusammengestellt wurden. Entsprechend unlogisch verhalten sich die Menschen immer wieder. Aber das Erzähltempo und die konstanten Überraschungen täuschen immer wieder darüber hinweg.

Das Dorf und das es beherrschende Schloss erinnert wohlig an die alten Universal-Horrorfilme, wie „Dracula“ und „Frankenstein“, und unzählige Nachahmerfilme, in denen ein Blutsauger und/oder ein alter Fluch die Dorfbewohner in Angst und Schrecken versetzt.

Die funktionalen Dialoge werden keine Drehbuchoscars erhalten. Und Tölke schneidet viel zu oft. Das führt dazu, dass in den vielen Actionszenen die Bewegungsabläufe nur noch erahnbar sind.

Aber er inszeniert die actionhaltige Schauermär so flott, mit so vielen Wendungen und Anspielungen, dass die über zwei Stunden, die der Film dauert, schnell vergehen.

Das Ergebnis ist die durchaus kurzweilige Spielfilmversion eines aus anderen Filmen zusammengeschnittenen Best-of-Horrorfilm-Heimkinoabends, das trotz unbestreitbarer Mängel neugierig auf Tölkes nächsten Film macht.

The Bitter Taste (Deutschland 2024)

Regie: Guido Tölke

Drehbuch: Julia Dordel, Guido Tölke

mit Julia Dordel, Nicolo Pasetti, John Keogh, Anne Alexander-Sieder, Imme Beccard, Simone Geißler

Länge: 131 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Hinweise

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Filmportal über „The Bitter Taste“

Moviepilot über „The Bitter Taste“

 


TV-Tipp für den 28. September: 5 Jahre Leben

September 28, 2017

3sat, 22.20
5 Jahre Leben (Deutschland 2013, Regie: Stefan Schaller)
Drehbuch: Stefan Schaller, David Finck
Es trifft ja nur Terroristen. Zum Beispiel diesen Deutschtürken Murat Kurnaz, der kurz nach 9/11 als „feindlicher Kämpfer“ nach Guantánamo gebracht wurde. Nach fünf Jahren – auch weil die Bundesregierung absolut keine Eile hatte, den unschuldig Inhaftierten Kurnaz wieder in Deutschland einreisen zu lassen – kehrte er 2006 nach Bremen zurück.
Stefan Schallers beeindruckener Spielfilm konzentriert sich auf die Verhöre durch Gail Holford und Kurnaz’ Kampf um seine Würde. Gerade dank dieser Beschränkung gewinnt er an erzählerischer Kraft.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung des Films.
mit Sascha Alexander Gersak, Ben Miles, Trystan Pütter, John Keogh, Timur Isik, Kerem Can, Siir Eloglu, Tayfun Bademsoy
Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Filmportal über “5 Jahre Leben”

Film-Zeit über „5 Jahre Leben“

Wikipedia über Murat Kurnaz

Meine Besprechung von Stefan Schallers „5 Jahre Leben“ (Deutschland 2013)


TV-Tipp für den 6. April: 5 Jahre Leben

April 6, 2016

HR, 23.15
5 Jahre Leben (Deutschland 2013, Regie: Stefan Schaller)
Drehbuch: Stefan Schaller, David Finck
Es trifft ja nur Terroristen. Zum Beispiel diesen Deutschtürken Murat Kurnaz, der kurz nach 9/11 als „feindlicher Kämpfer“ nach Guantánamo gebracht wurde. Nach fünf Jahren – auch weil die Bundesregierung absolut keine Eile hatte, den unschuldig Inhaftierten Kurnaz wieder in Deutschland einreisen zu lassen – kehrte er 2006 nach Bremen zurück.
Stefan Schallers beeindruckener Spielfilm konzentriert sich auf die Verhöre durch Gail Holford und Kurnaz’ Kampf um seine Würde. Gerade dank dieser Beschränkung gewinnt er an erzählerischer Kraft.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung des Films.
mit Sascha Alexander Gersak, Ben Miles, Trystan Pütter, John Keogh, Timur Isik, Kerem Can, Siir Eloglu, Tayfun Bademsoy
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Meine Besprechung von Stefan Schallers „5 Jahre Leben“ (Deutschland 2013)


TV-Tipp für den 28. August: 5 Jahre Leben

August 28, 2015

Weil es ein guter Film ist und er heute etwas früher kommt und ich Lars Beckers „Zum Sterben zu früh“ (Arte, 20.15 Uhr) noch nicht gesehen habe:

Eins Festival, 22.00
5 Jahre Leben (Deutschland 2013, Regie: Stefan Schaller)
Drehbuch: Stefan Schaller, David Finck
Es trifft ja nur Terroristen. Zum Beispiel diesen Deutschtürken Murat Kurnaz, der kurz nach 9/11 als „feindlicher Kämpfer“ nach Guantánamo gebracht wurde. Nach fünf Jahren – auch weil die Bundesregierung absolut keine Eile hatte, den unschuldig Inhaftierten Kurnaz wieder in Deutschland einreisen zu lassen – kehrte er 2006 nach Bremen zurück.
Stefan Schallers beeindruckener Spielfilm konzentriert sich auf die Verhöre durch Gail Holford und Kurnaz’ Kampf um seine Würde. Gerade dank dieser Beschränkung gewinnt er an erzählerischer Kraft.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung des Films.
mit Sascha Alexander Gersak, Ben Miles, Trystan Pütter, John Keogh, Timur Isik, Kerem Can, Siir Eloglu, Tayfun Bademsoy
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Film-Zeit über „5 Jahre Leben“

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Meine Besprechung von Stefan Schallers „5 Jahre Leben“ (Deutschland 2013)


TV-Tipp für den 20. August: 5 Jahre Leben

August 20, 2015

ARD, 22.45
5 Jahre Leben (Deutschland 2013, Regie: Stefan Schaller)
Drehbuch: Stefan Schaller, David Finck
Es trifft ja nur Terroristen. Zum Beispiel diesen Deutschtürken Murat Kurnaz, der kurz nach 9/11 als „feindlicher Kämpfer“ nach Guantánamo gebracht wurde. Nach fünf Jahren – auch weil die Bundesregierung absolut keine Eile hatte, den unschuldig Inhaftierten Kurnaz wieder in Deutschland einreisen zu lassen – kehrte er 2006 nach Bremen zurück.
Stefan Schallers beeindruckener Spielfilm konzentriert sich auf die Verhöre durch Gail Holford und Kurnaz’ Kampf um seine Würde. Gerade dank dieser Beschränkung gewinnt er an erzählerischer Kraft.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung des Films.
mit Sascha Alexander Gersak, Ben Miles, Trystan Pütter, John Keogh, Timur Isik, Kerem Can, Siir Eloglu, Tayfun Bademsoy
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Meine Besprechung von Stefan Schallers „5 Jahre Leben“ (Deutschland 2013)


TV-Tipp für den 6. Februar: 5 Jahre Leben

Februar 6, 2015

Arte, 20.15
5 Jahre Leben (Deutschland 2013, Regie: Stefan Schaller)
Drehbuch: Stefan Schaller, David Finck
Es trifft ja nur Terroristen. Zum Beispiel diesen Deutschtürken Murat Kurnaz, der kurz nach 9/11 als „feindlicher Kämpfer“ nach Guantánamo gebracht wurde. Nach fünf Jahren – auch weil die Bundesregierung absolut keine Eile hatte, den unschuldig Inhaftierten Kurnaz wieder in Deutschland einreisen zu lassen – kehrte er 2006 nach Bremen zurück.
Stefan Schallers beeindruckener Spielfilm konzentriert sich auf die Verhöre durch Gail Holford und Kurnaz‘ Kampf um seine Würde. Gerade dank dieser Beschränkung gewinnt er an erzählerischer Kraft.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung des Films.
mit Sascha Alexander Gersak, Ben Miles, Trystan Pütter, John Keogh, Timur Isik, Kerem Can, Siir Eloglu, Tayfun Bademsoy
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Neu im Kino/Filmkritik: „5 Jahre Leben“; das grandiose Biopic über Murat Kurnaz

Mai 24, 2013

 

Nachdem Sherry Hormann mit „3096 Tage“ über die jahrelange Entführung von Natascha Kampusch nur langweilig-biederes Konsenskino ablieferte, macht Stefan Schaller in seinem Debütspielfilm, der gleichzeitig sein Abschlussfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg ist, alles richtig. Dabei hat der von ihm ausgesuchte Fall von Freiheitsberaubung viel mehr reale und potentielle Fallstricke für eine filmische Bearbeitung als der vergleichsweise einfache Kampusch-Fall, in dem Gut (das Opfer) und Böse (der Enführer) fein säuberlich getrennt sind. In „5 Jahre Leben“ schildert Schaller die Haft von Murat Kurnaz, der von 2001 bis 2006 inhaftiert war, die meiste Zeit davon in Guantanamo. Zuerst als islamistischer Terrorist, später als Person, die nicht zurück nach Deutschland durfte, weil der deutsche Staat die Aufenthaltsgenehmigung des 1982 in Bremen geborenen Jungen nicht verlängerte. Dieses mehr als schäbige Spiel des Staates mit einem seiner Bürger wird in dem Film nicht angesprochen. Aber natürlich geht es um den „Kampf gegen den Terror“ in all seinen Facetten, Soldaten, die Gutes tun wollen, die Missachtung der Menschenrechte und des Rechts durch Staaten und einen jungen Mann, der ein islamistischer Terrorist sein soll. Da kann bei einer filmischen Bearbeitung leicht vieles – auch, oder gerade wenn man nur die besten Absichten hat – schief gehen.

Schaller konzentriert sich in seinem Film auf Murat Kurnaz (Sascha Alexander Gersak) und dessen ersten Jahre in der Haft. Nur selten verlässt er ihn: für einige, kurze Rückblenden in sein früheres Leben oder um die Arbeit des Verhörspezialisten Gail Holford (Ben Miles), der ein Geständnis benötigt, aus einer anderen Perspektive zu beleuchten. Denn in den Verhören weigert Kurnaz sich, ein falsches Geständnis zu unterschreiben und so seine Haft zu legitimieren.

Stattdessen versucht der Hauptschüler das System Guantanamo zu verstehen, seine Würde zu bewahren und nicht sein Mitgefühl zu verlieren. Er füttert einen Leguan mit Brotkrumen, obwohl es verboten ist und auch zu entsprechenden Konsequenzen führt. Holford zwingt ihn, sich zwischen dem Leguan und seinem eigenen Leben zu entscheiden.

All das schildert Schaller in ruhigen Bildern, die die zunehmende Einsamkeit von Kurnaz reflektieren und den Schauspielern viel Raum geben. Vor allem die beiden Hauptdarsteller Sascha Alexander Gersak („Im Angesicht des Verbrechens“) und Ben Miles („Zen“, „V wie Vendetta“) können ihre Charaktere in dem Psychoduell in all ihren Facetten zeigen. Gersak als Gefangener, der versucht, seine Würde zu bewahren und, weil Kurnaz während der Gefangenschaft in einen längeren Hungerstreik trat, er während des Drehs zwanzig Kilo abnehmen musste. Miles als höflicher Befrager, der letztendlich keine Skrupel kennt. Immerhin hat er ja einen gefährlichen Terroristen vor sich.

Schaller legt ihnen keine Meinung in den Mund, er predigt nicht. Er zeigt, ohne zu moralisieren, ein menschenverachtendes System, das nicht an der Wahrheit, sondern nur an bestimmten Ergebnissen interessiert ist. Während Kathryn Bigelow vor einigen Monaten in „Zero Dark Thirty“ sich noch mit einer Rechtfertigung von Folter versuchte, zeigt Schaller, was Folter für die Betroffenen bedeutet und warum das gesamte System Guantanamo ein Irrweg ist.

Obwohl noch etliche gute Filme ins Kino kommen, ist das zum Nachdenken und Diskutieren anregende Kammerspiel „5 Jahre Leben“ schon jetzt ein ganz heißer Anwärter auf einen der vorderen Plätze meiner Jahresbestenliste.

5 Jahre Leben - Plakat

5 Jahre Leben (Deutschland 2013)

Regie: Stefan Schaller

Drehbuch: Stefan Schaller, David Finck

mit Sascha Alexander Gersak, Ben Miles, Trystan Pütter, John Keogh, Timur Isik, Kerem Can, Siir Eloglu, Tayfun Bademsoy

Länge: 96 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Film-Zeit über „5 Jahre Leben“

Wikipedia über Murat Kurnaz

Buchtipp

Murat Kurnaz/Helmut Kuhn: Fünf Jahre meines Lebens

Rowohlt, 2007

288 Seiten

16,90 Euro