Lang, lang ist es hier, als ‚Batman‘ Bruce Wayne seinen ersten Auftritt hatte. Das war im März 1939 in US-Detective Comics # 27. Später wurde er der einzige Ermittler der Detectice Comics und im tausendsten Heft haben bekannte Autoren und Zeichner wie Scott Snyder, Kevin Smith, Warren Ellis, Christopher Priest, Brian Michael Bendis, Greg Capullo, Jim Lee und Becky Cloonan ein gutes Dutzend kurzer „Batman“-Geschichten geschrieben. Während einige der Geschichten auch ohne Vorwissen (oder nur dem Vorwissen aus einem beliebigen Batman-Film) verständlich sind, wird in anderen Geschichten tief in der Batman-Mythologie gegraben und manchmal geht es auch nur um einen Scherz. Insgesamt ist das über hundertseitige Batman-Special damit vor allem ein dickes Heft für den langjährigen „Batman“-Fan.
Das gilt so ähnlich auch für den dritten „Batman: Damned“-Band von Autor Brian Azzarello und Zeichner Lee Bermenjo. Es ist der Abschluss ihrer auf drei Comicalben angelegten Geschichte, die in der neuen DC-Reihe „Black Label“ erschien. In ihr werden, so der Verlag, eigenständige Geschichten für erwachsene Leser präsentiert.
In dieser Geschichte glaubt Bruce Wayne, dass er seinen Erzfeind, den Joker, getötet hat. Schwer verletzt konnte er im ersten „Damned“-Band aus einem Krankenwagen flüchten. Als er halbtot durch Gotham City taumelt, trifft er traf auf den Okkultisten John Constantine. Der entführt ihn in eine Welt, in der Dämonen, Geister und Zauberer existieren.
Die sich dann entspinnende Geschichte ist ein Alptraum, der bildgewaltig und textarm der Logik eines Fiebertraums folgt. Das ist wirklich nicht der Batman, den man aus anderen Batman-Geschichten kennt.
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Batman Special: Detective Comics 1000
(übersetzt von Ralph Kruhm)
Panini Comics, 2019
108 Seiten
6,99 Euro
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Originalausgabe
Detective Comics # 1000
DC Comics, 2019
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Brian Azzarello/Lee Bermejo: Batman: Damned – Band 3
Als Hit-Girl ein Schulmassaker abkürzt indem sie die beiden Täter enthauptet, entdeckt sie in der Schulbibliothek ein True-Crime-Buch über sich. Auf dem Cover steht, dass die Geschichte bald verfilmt werde. Also macht sie sich neugierig auf den Weg nach Hollywood. Auf dem Flug tötet sie einen Mann, der sie begrapscht. Am Ende des ersten Hefts der vierteiligen Geschichte „Hit-Girl in Hollywood“ von Autor Kevin Smith und Zeichnerin Pernille Ørum wird der erste Satz gesagt: „Ich sehe tote Menschen.“
Das sagt ‚Hit-Girl‘ Mindy McCready auf dem bekannten Hollywood-Schild sitzend – und jeder, der Mindy McCready aus den vorherigen „Hit-Girl“-Abenteuern oder den auch verfilmten „Kick-Ass“-Geschichten kennt, weiß, dass Mindy McCready von ihrem Vater zu einer…ach, seht euch einfach diesen eigentlich alles erklärenden Clip an:
Damit ist klar, dass Mindy tote Menschen nicht im „Sixth Sense“-Sinn versteht und in Hollywood demnächst einige Gräber geschaufelt werden.
Aber zuerst besucht Mindy das Set von „Bisher bei Hit-Girl“, trifft Juniper Florence, die sie spielt, und sieht, dass der Film ihr Leben verfälscht. Kurz darauf ist Lew Brothsteen, der den Film produziert und ein Harvey-Weinstein-würdiges Verhalten gegenüber jungen Frauen hat, entmannt. Und Mindy wird als Täterin gejagt.
Kevin Smith hat seine Geschichte mit Anspielungen auf Hollywood, überraschenden Wendungen und Witzen gespickt. So heißen die Mindy verfolgenden Polizisten Magnum und P. I., die sie verfolgenden FBI-Agenten Green und Orange und Florences Publicity Manager Gary Busey.
In diesem fröhlichen Treiben fehlen nur die Genoveses; die Mafiafamilie, die Hit-Girl in New York tötete. Die überlebenden Familienmitglieder machen sich, begleitet von einigen eiskalten Killern, rachedurstig auf den Weg nach Hollywood.
Auch das vierte nicht von Hit-Girl-Erfinder Mark Millar geschriebene „Hit-Girl“-Abenteuer ist ein großer Spaß, der nahtlos an Millars Werke anknüpft.
Kevin Smith ist ein bekennender Comic-Fan und Regisseur. Ich sage nur „Clerks“, „Mallrats“, „Jersey Girl“, „Chasing Amy“, und „Red State“.
Pernille Ørum ist eine dänische Illustratorin, Konzept- und Animationskünstlerin. „Hit-Girl in Hollywood“ ist ihr Comic-Debüt.
Vox, 20.15 Stirb langsam 4.0(Live Free or Die Hard, USA 2007)
Regie: Len Wiseman
Drehbuch: Mark Bomback
Mit einem Hochhaus fing es an. Im vierten „Stirb langsam“-Film muss NYPD-Cop John McClane gleich die ganze Ostküste retten, weil der Bösewicht mit Computerviren experimentiert.
Action satt, wenn auch inzwischen der Grad von „unwahrscheinlich“ zu „unmöglich“ überschritten wird. Aber im Vergleich zu „Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben“, dem fünften „Stirb langsam“-Film, ist „Stirb langsam 4.0“ ein Meisterwerk der Filmkunst.
Im Anschluss, um 22.45 Uhr läuft das mit Werbung zweistündige Porträt „Bruce Willis – Warum die Legende niemals stirbt“, das aber die Frage, warum er in den letzten Jahren, bis auf wenige Ausnahmen, nur in schon auf den ersten Blick erkennbar schlechten Filmen auftrat, nicht beantwortet.
Mit Bruce Willis, Timothy Olyphant, Maggie Q, Justin Long, Elizabeth Winstead, Kevin Smith Wiederholung: Freitag, 6. November, 01.05 Uhr (Taggenau! – und dann wahrscheinlich auch in der ungekürzten FSK16-Version) Hinweise Rotten Tomatoes über „Stirb langsam 4.0“
Wikipedia über „Stirb langsam 4.0“ (deutsch, englisch)
Die Fans von Kevin Smith, dem Regisseur von den typischen Kevin-Smith-Filmen „Clerks“, „Chasing Amy“, „Dogma“, seinem Hollywood-Mainstream-Debüt „Cop Out“ und seinem Quentin-Tarantino-Film „Red State“, haben „Tough Sh*t“ sicher schon gekauft.
Die anderen sollten die folgenden Zeilen über diese Mischung aus Autobiographie, Erlebnissen und ausführlichen Betrachtungen über Dies und Das lesen. Denn „Tough Sh*t“ liest sich wie eine eher lieblos-hastige Zusammenstellung von einigen, kaum zusammenpassenden Texten. So hätte ich nach dem ersten Kapitel „Na, dann wollen wir mal loslegen, oder, Leute?!“ am liebst gleich wieder aufgehört. Aber ich hatte in der U-Bahn nur dieses Buch dabei. Denn Kevin Smiths Eloge an seinen Vater und wie toll es ist, dass er der Sohn seiner ganz tollen Eltern ist, und dass er schon ein Gewinner ist, weil er überhaupt auf die Welt gekommen ist, ist letztendlich nur ein Stück Pennälerhumor der unwitzigen Sorte, die sich darin gefällt, möglichst oft „Wichse“ zu sagen und das für witzig hält.
Danach folgen die besten Kapitel des Buches. In „Was sind eigentlich Pig Newtons? Oder wie die ganze Kiste ins Rollen kam“ erzählt er von seinem ersten Kinobesuch in New York, die Premiere von „The Dark Backward“ von Adam Rifkin im Kultkino Angelika, und dass er dadurch und vor allem Richard Linklaters „Slackers“ das Vertrauen bekam, selbst Regisseur zu werden. Er fasst in „Scheiß, der auf meinen Mist gewachsen ist“ kurz seine Filme zusammen. Das ist okay, aber auch nicht viel tiefgründiger als ein Wikipedia-Artikel. Er erzählt unter anderem in „Miramaxtiere und so Scheiß“, aber auch in jedem Kapitel, das sich mit seinen Filmen beschäftigt, von seinen Jahren bei Miramax und was für ein Denken in der Firma der Weinstein-Brüder herrschte. In „Scheiße, ich dreh durch“ erzählt er von „Zack and Miri make a Porno“, der Werbekampagne für den Film (Hach, in Amiland kann man schon mit einem Titel für gewaltige Wellen sorgen.) und wie er von Warner-Brothers-Manager Jeff Robinov das Angebot erhielt, einen Film zu drehen. Es wurde „Cop Out“.
In „Was redest du da eigentlich, Willis? Und anderer Scheiß, den ich erst nach zwanzig Jahren geschnallt habe“ erzählt er von den katastrophalen Dreharbeiten für den Buddy-Copfilm „Cop Out“. Dabei rechnet er gnadenlos mit Bruce Willis ab, der bei den Dreharbeiten wohl nur sein Star-Ego heraushängen ließ (In einem Interview mit Empire bestätigte John Moore das durch die Blume, indem er sagte, dass man Mick Jagger ja auch nicht sage, wie er sich auf der Bühne zu bewegen habe. Man stelle einfach die Kamera in die richtige Position.).
Den größten Teil des Buches, nämlich siebzig Seiten, widmet Kevin Smith seinem neuesten und, wie er im Buch sagt, auch letzten Film „Red State“. Er erzählt von den Dreharbeiten, der Premiere in Sundance (lästert dabei Til-Schweiger-würdig über die Filmjournalisten ab) und dem Screening bei Quentin Tarantino, der von „Red State“ begeistert war.
Die restlichen hundertdreißig Seiten wird es wieder uninteressanter. Jedenfalls für den Filmfan. Kevin Smith erzählt in „Der beschissenste Flug meines Lebens“ auf fast vierzig Seiten, wie er aus einem Flugzeug geworfen wird, weil er zu dick sei, in „Meine Frau ist der ganz heiße Scheiß“ wie er seine Frau Jenny Schwalbach kennenlernte , in „Scheiße labern“ wie er mit einem Podcast und Gesprächsabenden Geld verdient und in „Gras, Gretzky und wie ich meinen Scheiß auf die Reihe bekam“ über den bei uns gänzlich unbekannten Eishockeyspieler Wayne Gretzky.
Das lässt sich zwar flott weglesen, aber das Versprechen des Untertitel „Ein Fettsack mischt Hollywood auf“ wird nicht gehalten. Denn gerade seine Erlebnisse als Regisseur machen nur einen kleinen Teil von „Tough Sh*t“ aus. Der Rest sind x-beliebige Erlebnisse und persönliche Bekenntnisse und Einsichten, die doch arg banal sind.
Kevin Smith: Tough Sh*t – Ein Fettsack mischt Hollywood auf
(übersetzt von Daniel Müller)
Heyne Hardcore 2013
336 Seiten
16,99 Euro
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Originalausgabe
Tough Sh*t – Life Advice from a fat, lazy Slob who did good