Neu im Kino/Filmkritik: Bad „Sad Jokes“

September 14, 2024

Joseph ist schwul, Regisseur und trauert drei Jahre nach der Trennung immer noch seinem Ex hinterher. Außerdem ist er mit seiner depressiven Ex zusammen, die in der Psychiatrie sein sollte. Er erzieht ihren gemeinsamen Sohn. Er schreibt irgendwie an seinem zweiten Spielfilm. Seine ersten Ideen überzeugen seinen Produzenten nicht. Und nach einem Kampf mit einem Snack-Automaten ist Josephs linke Hand die meiste Zeit des Films bandagiert.

Fabian Stumm spielt diesen Pechvogel. Er schrieb auch das Drehbuch und inszenierte „Sad Jokes“ als eine Abfolge von meist peinlich unwitzigen Sketchen. Sie ergeben ein Panoptikum dysfunktionaler, gescheiterter und scheiternder Beziehungen. Sie könnten, bis auf sehr wenige Ausnahmen, auch in irgendeiner anderen Reihenfolge präsentiert werden. Es würde nicht auffallen. Es würde auch nicht auffallen, wenn einzelne Szenen durch vollkommen andere Szenen ersetzt würden. Denn eine Story ist höchstens erahnbar.

Normalerweise nahm Stumm die Szenen ungeschnitten mit einer statischen, die Ereignisse wie eine Überwachungskamera beobachtenden Kamera auf. Wenn dann doch geschnitten wird, sind die Schnitte so unbeholfen gesetzt, dass es schon wieder Absicht sein könnte.

Und genau das ist das Problem von „Sad Jokes“. Es ist vollkommen unklar, ob er schlecht ist, weil die Macher es nicht besser können, oder ob er schlecht ist, weil er schlecht sein soll.

Aber egal welche Erklärung zutrifft: „Sad Jokes“ ist ein schlechter Feelbad-Film, eine Komödie, die keine Komödie ist, und ein Episodendrama voller passiv-aggressiver, latent nervender Menschen.

Anderen gefällt „Sad Jokes“ besser. Die meisten Kritiken sind überaus positiv und beim diesjährigem Filmfest München erhielt „Sad Jokes den FIPRESCI-Preis und den Förderpreis Neues Deutsches Kino in der Kategorie Beste Regie.

Sad Jokes (Deutschland 2024)

Regie: Fabian Stumm

Drehbuch: Fabian Stumm

mit Fabian Stumm, Haley Louise Jones, Justus Meyer, Ulrica Flach, Jonas Dassler, Godehard Giese, Marie-Lou Sellem, Anne Haug, Knut Berger, Anneke Kim Sarnau (nicht jedem ist ein zweiter Auftritt in dem Film gegönnt)

Länge: 97 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Sad Jokes“

Moviepilot über „Sad Jokes“

Rotten Tomatoes über „Sad Jokes“

Wikipedia über „Sad Jokes“ (deutsch, englisch)