
Am 12. Juni 2016 erschoss Omar Mateen in dem Nachtclub „Pulse“ in Orlando, Florida, 49 Menschen und verletzte 53 Menschen. Der Club war als Treffpunkt der LGBT-Community bekannt.
Seine Tat war der bis dahin blutigste Gewaltakt gegen LGBT-Menschen und die tödlichste Massenerschießung in den USA. Bis am 1. Oktober 2017 in Las Vegas ein noch tödlicherer Terrorakt verübt wurde.
Das Entsetzen, die Betroffenheit und die Trauer über das sinnlose Massaker waren groß. In den USA und auch weltweit.
Ein Versuch künstlerisch mit diesen Gefühlen umzugehen ist der von Marc Andreyko herausgegebene Sammelband „Love is Love“. In meist einseitigen, selten zweiseitigen Texten und Bildern, meistens Comics, manchmal auch Quasi-Plakate, versuchen weit über hundert Künstler ihre Betroffenheit über den Anschlag in Worte und Zeichnungen zu fassen. Neben vielen in Deutschland unbekannten Autoren und Zeichnern sind auch bekannte Namen, wie Robert Venditti, Scott Snyder, Jock, Mark Millar, Patton Oswalt, Tim Seeley, Christopher Golden und Damon Lindelof, dabei.
Für die Anthologie wurden auch einige bekannte Charaktere, wie The Spirit und Harry Potter (sein Comicdebüt), und Superhelden, vor allem aus dem DC-Universum, mit Erlaubnis der Rechteinhaber verwendet.
In einigen Geschichten werden auch Namen von Opfern genannt und einiges über ihr Leben erzählt. Der Täter wird in der Anthologie nie genannt; – dabei ist diese Form von Ruhm (meistens Nachruhm) genau der Wunsch dieser terroristischen Massenmörder. Hier wird er ihm konsequent verwehrt.
In allen Geschichten ist die Fassungslosigkeit über den Anschlag spürbar. Auch wenn eine Geschichte erzählt wird, die unmittelbar nichts mit dem „Pulse“ und dem Massaker zu tun hat. Es wird, fast immer explizit, zu Toleranz und Verständnis füreinander aufgerufen und gesagt, dass Liebe Liebe sei. Die Autoren und Zeichner setzen die Botschaft der Liebe dem Hass (und der Intoleranz) entgegen und zeigen gleichzeitig, wie vielfältig die US-amerikanische Comicwelt in ihren künstlerischen Ausdrucksformen ist.
„Wonder Woman“-Regisseurin Patty Jenkins geht in ihrem empathischen Vorwort auf ihre Arbeit an dem Film „Monster“ ein. Für die Recherchen über die Serienmörderin Aileen Wuornos besuchte sich auch die LGBT-Communitys in Orlando und Zentral-Florida, die sich auch um Wuornos gekümmert hatten.
„Love is Love“ ist ein Trauerbuch, das Mut spendieren will.
A propos „spendieren“: von jedem verkauften Exemplar gehen 3 Euro an diverse LGBT-Verbände in den USA und an den Lesben- und Schwulenverband (LSVD).
In den USA erhielt „Love is Love“ den Eisner Award als Beste Anthologie.
–
Marc Andreyko (Herausgeber): Love is Love – Eine Comic-Anthologie für Respekt, Akzeptanz und Gleichberechtigung
(übersetzt von Anja Kootz)
Panini, 2017
148 Seiten
16,99 Euro
–
Originalausgabe
Love is Love
IDW (in Zusammenarbeit mit DC Entertainment) 2017
–
Hinweise
Veröffentlicht von AxelB