Neu im Kino/Filmkritik: Berlinale-Preisträger: Estibaliz Urresola Solagurens „20.000 Arten von Bienen“

Juli 1, 2023

Berlinale 2023: Silberner Bär für Beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle: Sofía Otero

Der achtjährige Aitor möchte nicht mehr mit seinem Geburtsnamen angesprochen werden. Er bevorzugt Cocó und hat mädchenhaft lange Haare. Aber auch dieser Name gefällt ihm nicht so richtig. Als er mit seiner Mutter und seinen beiden Geschwistern zu einem längeren Urlaub ins Baskenland zu ihrer Großmutter fährt, hat er einen Sommer lang Zeit, sich über seine Identität Gedanken zu machen.

Besonders gut kommt er dabei mit seiner Großmutter und, vor allem, seiner Tante, ihren Bienen und seinem Bruder aus. Seine verständnisvolle Mutter ist dagegen vor allem mit dem Erstellen einer Skulptur (die wir niemals sehen) für eine Bewerbung auf eine Arbeitsstelle, die ihr wohl nicht so wichtig ist, beschäftigt.

Estibaliz Urresola Solaguren erzählt in ihrem Spielfilmdebüt von Cocós Suche nach dem richtigen Namen für sich. Das erzählt sie äußerst feinfühlig, aber auch ohne nennenswerte Konflikte. Ihre Geschwister, ihre Mutter, ihr Vater (der nicht mitkommen konnte und erst am Ende bei einer Familienfeier wieder dabei ist) und ihre Großmutter akzeptieren und unterstützen Cocós Identitätssuche ohne größere Diskussionen.

Etwaige Probleme zwischen den einzelnen Familienmitgliedern werden nur gestreift, aber nie vertieft. Die Dorfbewohner, vor allem Cocós gleichaltrige Spielkameraden, sind nur eine Randnotiz. Figuren, wie Cocós ältere Schwester und ihre Mutter, verschwinden immer wieder über weite Strecken des Films. Cocós erste Begegnung mit den titelgebenden Bienen erfolgt erst ziemlich spät im Film und bleibt, von der Filmzeit, ein Nebenschauplatz.

Das macht „20.000 Arten von Bienen“ zu einem dieser ohne eine nennenswerte Spannungskurve vor sich hinplätschernden „ein Sommer auf dem Land bei den Großeltern“-Filmen, die es früher öfter aus Frankreich gab und natürlich immer auch ein Familienporträt sind.

Die neunjährige Sofía Otero, die Cocó spielt, ist die bislang jüngste Preisträgerin in der Geschichte der Berlinale.

20.000 Arten von Bienen (20.000 Especies de Abejas, Spanien/Frankreich 2023)

Regie: Estibaliz Urresola Solaguren

Drehbuch: Estibaliz Urresola Solaguren

mit Sofía Otero, Patricia López Arnaiz, Ane Gabarain, Itziar Lazkano, Martxelo Rubio, Sara Cózar, Unax Hayden, Andere Garabieta, Miguel Garcés

Länge: 123 Minuten

FSK: ab 6 Jahrre

Hinweise

Homepage zum Film

Moviepilot über „20.000 Arten von Bienen“

Metacritic über „20.000 Arten von Bienen“

Rotten Tomatoes über „20.000 Arten von Bienen“

Wikipedia über „20.000 Arten von Bienen“ (deutsch, englisch)

Berlinale über „20.000 Arten von Bienen“