TV-Tipp für den 24. März: Capernaum – Stadt der Hoffnung

März 23, 2021

Arte, 20.15

Capernaum – Stadt der Hoffnung (Capharnaüm, Libanon 2018)

Regie: Nadine Labaki

Drehbuch: Nadine Labaki, Jihad Hojeily, Michelle Kesrouani (in Zusammenarbeit mit Georges Khabbaz, unter Mitwirkung von Khaled Mouzanar)

TV-Premiere. Mitreisendes, mit Laienschauspielern in Beirut gedrehtes Drama, das unsentimental die Geschichte des ungefähr zwölfjährigen Zain und seinem Kampf ums Überleben in der Großstadt erzählt.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Zain Al Rafeea, Yordanos Shiferaw, Boluwatife Treasure Bankole, Kawthar Al Haddad, Fadi Kamel Youssef, Cedra Izam, Alaa Chouchnieh, Nadine Labaki

Hinweise

Moviepilot über „Capernaum“

Metacritic über „Capernaum“

Rotten Tomatoes über „Capernaum“

Wikipedia über „Capernaum“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Nadine Labakis „Capernaum – Stadt der Hoffnung“ (Capharnaüm, Libanon 2018)


Neu im Kino/Filmkritik: Libanons Kandidat für den Auslandsoscar: „Capernaum – Stadt der Hoffnung“

Januar 22, 2019

Die Prämisse von Nadine Labakis neuem Film „Capernaum – Stadt der Hoffnung“ – ein Zwölfjähriger verklagt seine Eltern, weil sie ihn geboren haben – ist so einfach, wie grandios. Und im Film viel zu schnell vergessen. Sie bildet nur den beliebig austauschbaren Rahmen für eine lange Rückblende, in der Zains Geschichte erzählt wird. Der Junge schlägt sich in den Slums von Libanon durch. Zusammen mit seinen Eltern und Geschwistern lebt er in einer viel zu kleinen Wohnung. Mit kleinen Verbrechen und Straßengeschäften hält er sich über Wasser. Er bestreitet damit eine Teil des Familieneinkommens. Er passt auf seine jüngeren Geschwister auf.

Als seine jüngere Schwester Sahar verheiratet werden soll, wehrt er sich dagegen. Er mag den zukünftigen Ehemann von Sahar, der auch ihr Vermieter und Arbeitgeber ist, nicht. Nach einem Streit mit seinem Vater darüber, flüchtet er von zu Hause.

Er versteckt sich in einem Vergnügungspark und lernt eine junge, aus Äthiopien kommende Mutter kennen, die ebenfalls um ihr Überleben kämpft. Und schon wieder muss er Dinge tun, von denen auch ein Erwachsener leicht überfordert wäre. Trotzdem verliert Zain nie seinen Kampfgeist.

In Cannes erhielt Nadine Labaki für ihr Drama „Capernaum – Stadt der Hoffnung“ den Preis der Jury und den Preis der Ökumenischen Jury. Mit Laiendarstellern zeichnet sie ein bedrückendes, aber nie hoffnungsloses Bild des Lebens der Armen in der Millionenstadt.

Sie drehte den Film in sechs Monaten. Am Ende hatte sie 520 Stunden Filmmaterial, aus dem sie den zweistündigen Film schnitt, der ein Aufruf zur Menschlichkeit ist. Er ist Anklage gegen eine Gesellschaft ist, die sich nicht um ihre Kinder und die Armen kümmert und ihnen elementare, für uns selbstverständliche Rechte, wie Bildung, Gesundheit, und ein soziales Netz, vorenthält.

Das ist so gelungen, dass es den Gimmick mit dem Jungen, der seine Eltern anklagt, nicht gebraucht hätte. Denn Labaki verfolgt diese Idee nicht weiter. „Capernaum“ ist ein berührendes Sozialdrama, das immer nah an der Realität ist.

Zains Geschichte ist auch die von seinem Darsteller Zain Al Rafeea. Er wurde am 10. Oktober 2004 in Daraa, Syrien geboren. Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen floh Zains Familie 2012 in den Libanon. Unregelmäßig erhielt er Hausunterricht. Regelmäßig arbeitete er in Beirut als Lieferant von Supermarkt-Einkäufen. 2016 entdeckte die Casting-Direktorin von „Capernaum“ ihn in seinem Viertel. Mit der Hilfe des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen konnten Zain und seine Familie nach Norwegen auswandern.

Capernaum – Stadt der Hoffnung (Capharnaüm, Libanon 2018)

Regie: Nadine Labaki

Drehbuch: Nadine Labaki, Jihad Hojeily, Michelle Kesrouani (in Zusammenarbeit mit Georges Khabbaz, unter Mitwirkung von Khaled Mouzanar)

mit Zain Al Rafeea, Yordanos Shiferaw, Boluwatife Treasure Bankole, Kawthar Al Haddad, Fadi Kamel Youssef, Cedra Izam, Alaa Chouchnieh, Nadine Labaki

Länge: 126 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Capernaum“

Metacritic über „Capernaum“

Rotten Tomatoes über „Capernaum“

Wikipedia über „Capernaum“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „Mea Culpa – Im Auge des Verbrechens“ gibt es viel Action

September 19, 2014

Nachdem „Ohne Schuld“, das mit „72 Stunden – The next three days“ ein US-Remake erhielt, und „Point Blank – Aus kurzer Distanz“, von dem ein US-Remake geplant ist, bei uns nur auf DVD erschienen, läuft Fred Cavayés neuer Thriller „Mea Culpa – Im Auge des Verbrechens“ bei uns auch im Kino. Naja, in einigen Kinos und, angesichts der wenigen Vorstellungen hier in Berlin, dürfte er auch schnell aus ihnen verschwinden.
Dabei ist „Mea Culpa“ für den Fan französischer Kriminalfilme einen Blick wert. Cavayé erzählt die Geschichte von Simon (Vincent Lindon), einem Ex-Polizisten, der seinen neunjährigen Sohn Théo vor skrupellosen Gangstern retten möchte. Denn Théo beobachtete einen Mord. Die Gangster wollen den Zeugen töten.
Ab diesem Moment brennt Cavayé ein wahres Actionfeuerwerk ab, das nie vollkommen den Boden der Realität verlässt, sich aber nicht mehr weiter um den Plot kümmert. Die Guten und die Bösen sind fein säuberlich getrennt. Die Hintergründe sind egal. Vor allem über die Gangster erfahren wir nur, dass sie Böse sind. Es geht, mit beeindruckenden Set-Pieces, nur noch um die Dynamik einer Menschenjagd. Das ist spannend und, dank der handgemachten Action und der guten Schauspieler, auch angenehm geerdet.
Außerdem behandelt Cavayé in allen Plots und fast jeder Szene die titelgebende Frage nach Schuld und dem Umgang mit ihr.
Dennoch ist „Mea Culpa“ Cavayés bislang enttäuschendster Film. Zu sehr folgt er den Konventionen des Polizeithrillers, zu umständlich führt er seine Charaktere ein, zu spät beginnt er mit dem Hauptplot und, bis auf einen Subplot, fehlen die großen Überraschungen.
Aber wer sich schon immer fragte, wie heute ein gelungener 80er-Jahre-Action-Thriller aussehen könnte, wird von „Mea Culpa“ begeistert sein.

Mea Culpa - Plakat

Mea Culpa – Im Auge des Verbrechens (Mea Culpa, Frankreich 2014)
Regie: Fred Cavayé
Drehbuch: Fred Cavayé, Guillaume Lemans (nach einer Idee von Olivier Marchal)
mit Vincent Lindon, Gilles Lellouce, Nadine Labaki, Gilles Cohen, Max Baisette de Malglaive
Länge: 91 Minuten
FSK: ab 16 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Mea Culpa“
Moviepilot über „Mea Culpa“
Rotten Tomatoes über „Mea Culpa“
Wikipedia über „Mea Culpa“
Meine Besprechung von Fred Cavayés „Point Blank – Aus kurzer Distanz“ (À bout portant, Frankreich 2010)